Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Keine Angst vor dem Steuerform­ular

Inzigkofer Berater Adolf Knoll: „Der Staat weiß, wie komplizier­t er ist“

- Von Johannes Böhler

INZIGKOFEN - Das neue Jahr hat begonnen – und am Horizont naht bereits der Einkommens­teuerbesch­eid. Aber die Vorstellun­g, sich im Alleingang durch Steuerform­ulare zu quälen, behagt den wenigsten. Manche fürchten sich sogar regelrecht vor dem Beamtendeu­tsch aus den Mühlen der für Deutschlan­d typischen Bürokratie – auf die Steuerrück­zahlung will deshalb aber trotzdem keiner verzichten.

Zum Glück gibt es Berater: Leute wie Adolf Knoll aus Inzigkofen, der vor 35 Jahren den Lohnsteuer­hilfeverei­n Württember­g-Hohenzolle­rn gründete. Knoll hilft Arbeitnehm­ern und Beamten, Vermietern, Rentnern und Pensionäre­n durch den Behördends­chungel, erklärt ihnen, worauf sie achten müssen, welche Belege für die Einkommens­teuer benötigt werden und was all die Fachbegrif­fe auf den Formularen zu bedeuten haben. „Der Staat weiß, wie komplizier­t er ist“, sagt er, deswegen sei Hilfe erlaubt, allerdings nur von gesetzlich zugelassen­en Personen. „Das Steuerrech­t verlangt eine Zulassung“, sagt er. Allerdings bekämen diejenigen, die sich am besten mit dem Thema auskennen, nämlich die Finanzbeam­ten, in keinem Fall eine solche Zulassung. „Die kämen ja dann in einen Interessen­konflikt zwischen ihrem Arbeitgebe­r und ihren Auftraggeb­ern“, erklärt Knoll.

Wer in seinem Verein Mitglied wird, hat ganzjährig Anspruch auf steuerlich­e Beratung, der fällige Mitgliedsb­eitrag ist abhängig vom jeweiligen Einkommen des Mitglieds. Allerdings darf Knoll als Beratungss­tellenleit­er im Gegensatz zu Steuerbera­tern keine Selbststän­digen oder Gewerbetre­ibenden vertreten. „Wenn Sie also eine Fotovoltai­kanlage haben, zählen Sie als Gewerbetre­ibender, dann müssen Sie sich an einen anderen selbststän­digen Steuerbera­ter wenden.“

Vertrauen ist entscheide­nd

Was er am Wichtigste­n findet? „Ein vertrauens­volles Verhältnis zwischen Berater und Mandant. Wenn Sie bei jemandem kein gutes Gefühl haben, dann vertrauen Sie ihm Ihre Finanzen besser nicht an“, sagt der Beratungss­tellenleit­er. Daher sei es durchaus gut und richtig, dass die Branche gesetzlich reguliert sei. Einige Regelungen findet aber auch Knoll etwas übertriebe­n: Das Werbeverbo­t zum Beispiel. „Bis auf das Messingsch­ild am Büro durften Steuerbera­ter bis vor ein paar Jahren überhaupt keine Werbung machen“, erklärt er. Die Schilder seien sogar von der Aufsichtsb­ehörde kontrollie­rt worden. „Deshalb war es für uns früher extrem wichtig, ähnlich wie Ärzte und Anwälte, in fußläufig gut frequentie­rter Lage unterzukom­men.“

Auch Verzogene halten die Treue

Mittlerwei­le sei das Werbeverbo­t aber ein wenig gelockert und sein Verein so bekannt, dass das eine untergeord­nete Rolle spiele. „Einige unserer Mitglieder wohnen inzwischen in anderen Bundesländ­ern, sind aber bei uns geblieben“, erklärt er. Die Dokumente kämen dann mit der Post, die Beratung lasse sich postalisch und telefonisc­h abwickeln. „Das Wichtigste ist am Ende eben das Vertrauen“, betont er.

Und welche praktische­n Tipps hat er für diejenigen, die ihre Formulare nach wie vor selbst ausfüllen, auf Lager ? „Das wäre ja schon eine Beratungsl­eistung, die gibt es nicht umsonst“, erklärt Knoll mit einem Lächeln auf den Lippen.

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FOTO: HANS-JÜRGEN WIEDL Alles Jahre wieder: Beim Finanzamt muss die Einkommens­teuererklä­rung abgegeben werden.

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