Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Keine Angst vor dem Steuerformular
Inzigkofer Berater Adolf Knoll: „Der Staat weiß, wie kompliziert er ist“
INZIGKOFEN - Das neue Jahr hat begonnen – und am Horizont naht bereits der Einkommensteuerbescheid. Aber die Vorstellung, sich im Alleingang durch Steuerformulare zu quälen, behagt den wenigsten. Manche fürchten sich sogar regelrecht vor dem Beamtendeutsch aus den Mühlen der für Deutschland typischen Bürokratie – auf die Steuerrückzahlung will deshalb aber trotzdem keiner verzichten.
Zum Glück gibt es Berater: Leute wie Adolf Knoll aus Inzigkofen, der vor 35 Jahren den Lohnsteuerhilfeverein Württemberg-Hohenzollern gründete. Knoll hilft Arbeitnehmern und Beamten, Vermietern, Rentnern und Pensionären durch den Behördendschungel, erklärt ihnen, worauf sie achten müssen, welche Belege für die Einkommensteuer benötigt werden und was all die Fachbegriffe auf den Formularen zu bedeuten haben. „Der Staat weiß, wie kompliziert er ist“, sagt er, deswegen sei Hilfe erlaubt, allerdings nur von gesetzlich zugelassenen Personen. „Das Steuerrecht verlangt eine Zulassung“, sagt er. Allerdings bekämen diejenigen, die sich am besten mit dem Thema auskennen, nämlich die Finanzbeamten, in keinem Fall eine solche Zulassung. „Die kämen ja dann in einen Interessenkonflikt zwischen ihrem Arbeitgeber und ihren Auftraggebern“, erklärt Knoll.
Wer in seinem Verein Mitglied wird, hat ganzjährig Anspruch auf steuerliche Beratung, der fällige Mitgliedsbeitrag ist abhängig vom jeweiligen Einkommen des Mitglieds. Allerdings darf Knoll als Beratungsstellenleiter im Gegensatz zu Steuerberatern keine Selbstständigen oder Gewerbetreibenden vertreten. „Wenn Sie also eine Fotovoltaikanlage haben, zählen Sie als Gewerbetreibender, dann müssen Sie sich an einen anderen selbstständigen Steuerberater wenden.“
Vertrauen ist entscheidend
Was er am Wichtigsten findet? „Ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Berater und Mandant. Wenn Sie bei jemandem kein gutes Gefühl haben, dann vertrauen Sie ihm Ihre Finanzen besser nicht an“, sagt der Beratungsstellenleiter. Daher sei es durchaus gut und richtig, dass die Branche gesetzlich reguliert sei. Einige Regelungen findet aber auch Knoll etwas übertrieben: Das Werbeverbot zum Beispiel. „Bis auf das Messingschild am Büro durften Steuerberater bis vor ein paar Jahren überhaupt keine Werbung machen“, erklärt er. Die Schilder seien sogar von der Aufsichtsbehörde kontrolliert worden. „Deshalb war es für uns früher extrem wichtig, ähnlich wie Ärzte und Anwälte, in fußläufig gut frequentierter Lage unterzukommen.“
Auch Verzogene halten die Treue
Mittlerweile sei das Werbeverbot aber ein wenig gelockert und sein Verein so bekannt, dass das eine untergeordnete Rolle spiele. „Einige unserer Mitglieder wohnen inzwischen in anderen Bundesländern, sind aber bei uns geblieben“, erklärt er. Die Dokumente kämen dann mit der Post, die Beratung lasse sich postalisch und telefonisch abwickeln. „Das Wichtigste ist am Ende eben das Vertrauen“, betont er.
Und welche praktischen Tipps hat er für diejenigen, die ihre Formulare nach wie vor selbst ausfüllen, auf Lager ? „Das wäre ja schon eine Beratungsleistung, die gibt es nicht umsonst“, erklärt Knoll mit einem Lächeln auf den Lippen.