Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Verhafteter
Cesare Battisti, vierfacher Mörder, früherer Terrorist und in Italien seit vielen Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt, wird in den nächsten Tagen in einem italienischen Gefängnis landen. Das ehemalige Mitglied einer kommunistischen Terrororganisation wird für vier Morde in den späten 1970er-Jahren bei Überfällen in Italien verantwortlich gemacht. Der heute 64Jährige bestreitet die Vorwürfe.
Battisti floh nach den Morden zunächst nach Frankreich, wo er als politischer Flüchtling Schutz genoss. Als dieser Schutz 2002 aufgehoben wurde, entkam er kurz vor seiner Verhaftung nach Brasilien, wo linke Regierungspolitiker wie der damalige Justizminister Tarso Genro ihn ebenfalls als politischen Flüchtling anerkannten.
Obwohl Italien und 2009 auch das Europäische Parlament Druck auf die brasilianische Regierung machten, konnte sich der Ex-Terrorist in dem Land frei bewegen. Vor allem dem ehemaligen Präsidenten Lula da Silva verdankte der gesuchte Mörder Schutz und Sicherheit. 2013 erklärte ein brasilianisches Gericht Battistis Taten für verjährt. 2015 heiratete er eine Brasilianerin, mit der er drei Kinder hat. An eine Ausweisung war deshalb nach brasilianischen Gesetzen nicht zu denken. Gegen eine Ausweisung sprachen sich zahlreiche international bekannte Intellektuelle aus, darunter die Schriftsteller Gabriel García Márquez und Daniel Pennac wie auch der französische Philosoph Bernhard-Henri Lévy. Auch in Italien genießt Battisti immer noch Sympathien bei verschiedenen linken Vordenkern.
Trotzdem wurde Battisti in Brasilien mehrfach verhaftet und wieder freigelassen. Ende 2018 ordnete der scheidende brasilianische Präsident Michel Temer Battistis Auslieferung an. Sein Nachfolger Jair Bolsonaro hatte Italien bereits im Wahlkampf die Auslieferung Battistis in Aussicht gestellt. Seitdem ist der Italiener flüchtig. Am 12. Januar wurde er von Polizisten von Interpol in Bolivien verhaftet.
Italiens Innenminister Matteo Salvini erklärte am Sonntag, seine Mitarbeiter seien bereits unterwegs nach Santa Cruz in Bolivien, um den „hässlichen Mörder abzuholen und endlich einzubuchten“. Thomas Migge