Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
FUB/BL-Räte treten nicht erneut an
Nach jetzigem Stand wird die Wählergemeinschaft keine neuen Kandidaten suchen
BAD SCHUSSENRIED - Am 26. Mai wird sich die Zusammensetzung des Schussenrieder Gemeinderats drastisch ändern. Denn es wird nach der Kommunalwahl nicht nur ein paar neue Gesichter am Tisch geben – es wird eine ganze Fraktion fehlen. Alle Mitglieder der Wählergemeinschaft FUB/BL haben beschlossen aufzuhören: Alexander Eisele, Roland Eisele, Carmen Britsch, Jürgen Falkensteiner, Rainer Härle, Thomas Oberhaus und Hans Steyer. Und nach jetzigem Stand wird die Fraktion auch keine neuen Kandidaten ins Rennen schicken.
„Ich habe die Arbeit wirklich gern und mit Herzblut gemacht, aber nach 15 Jahren ist es für mich Zeit aufzuhören“, sagt Fraktionssprecher Alexander Eisele. Ihm sei es wichtig, nicht zu lange „auf dem Stuhl zu kleben“, wie es manch andere Kommunalpolitiker täten. Es tue dem Ehrenamt nicht gut, wenn zu lange die gleichen Personen die Geschicke einer Stadt lenkten.
Eisele: „Pause, kein Ende“
„Allerdings ist das für mich jetzt kein Ende, sondern eher eine Pause“, so Eisele. Er könne sich durchaus vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt wieder in die Kommunalpolitik zurückzukehren. Dass nun gleich mehrere Gemeinderäte ausscheiden werden, hält Eisele für eine Chance. „Das ist ein Neuanfang, nun können andere zeigen, was sie können. Und es ist die Chance, dass Projekte, die seit Jahren vor sich hintröpfeln, umgesetzt werden.“Unumwunden gibt Eisele zu, dass bei ihm und den anderen Mitgliedern der Wählergemeinschaft auch der Frust mit ein Grund ist aufzuhören. Dass Projekte wie die Sanierung der Sporthalle seit Jahren nicht vorankommen, habe die Motivation kaputt gemacht. „Schon 2012 war es unser großes Ziel, die Sporthalle zu sanieren. Ohne den Bürgerentschluss hätten wir seit dem vergangenen Jahr eine sanierte Halle auf dem Stand eines Neubaus. Stattdessen stehen wir immer noch bei null, obwohl wir so viel Zeit und Energie in dieses Projekt gesteckt haben“, kritisiert er. „Und wenn man dann noch sieht, wie man in der Öffentlichkeit dargestellt wird – das macht einfach keinen Spaß mehr. Dann sollen es andere machen, die meinen, sie können es besser.“Auch bei anderen Projekten, wie etwa dem Spielplatz am Kurpark, habe seine Fraktion stets gegen massiven Widerstand kämpfen müssen. Das sei mehr als frustrierend gewesen. Dieser Frust solle jetzt jedoch nicht im Fokus stehen, denn es sei trotzdem gelungen, gemeinsam viel zu bewegen. Die Wählergemeinschaf FUB/BL war 15 Jahre lang im Schussenrieder Gemeinderat vertreten. Eisele baute die Fraktion damals zusammen mit dem mittlerweile verstorbenen Xaver Schmid auf. Damals war die Stadt hoch verschuldet und es drehte sich alles um die Kurkrise. Dass die Stadt nun schuldenfrei sei, sei der guten Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung zu verdanken. „Wir hoffen, dass in Zukunft jemand anderes die Rolle der kritischen Stimme übernehmen wird und nicht nur Ja-Sager im Gremium sitzen werden.“
Eisele gibt auch seinen Sitz im Kreistag auf. Aus beruflichen Gründen sei es ihm nicht mehr länger möglich, an den Sitzungen teilzunehmen, die immer nachmittags stattfinden.
20 Jahre im Gemeinderat
Hans Steyer sitzt seit 20 Jahren im Schussenrieder Gemeinderat. „Es war eine sehr spannende Zeit, aber ich denke, mit 74 ist es Zeit aufzuhören“, sagt er. Er habe an unzähligen Sitzungen teilgenommen und viele, viele Entscheidungen mit beschlossen. Auch er erinnert sich noch gut an die Abwicklung der Kurkliniken und daran, wie Schussenried jahrelang sparen musste, um die Schulden abzubauen. Heute stehe die Stadt wieder sehr gut da und es sei gelungen, trotzdem immer wieder in die Infrastruktur zu investieren, etwa in die Schulen. Dass er nun nicht mehr erlebe, wie manche Projekte abgeschlossen werden, stimme ihn nicht traurig. „Es wird immer Projekte geben, die noch laufen, daher gibt es keinen idealen Zeitpunkt, um aufzuhören.“
Spannend seien auch die vergangenen fünf Jahre gewesen, in denen er die Funktion des stellvertretenden Bürgermeisters innehatte. Er habe Achim Deinet nicht nur bei offiziellen Anlässen vertreten, sondern auch Gespräche mit Baufirmen und Fachbüros zu wichtigen Projekten geführt. „Solche Einblicke in die Kommunalpolitik erhält man nur in dieser Position und das war wirklich interessant“, sagt Steyer. Auch er hofft, dass nun am 26. Mai neue, motivierte junge Bürger nachrücken werden. „Ich werde dann endlich mal richtig verreisen, wenn ich dann wieder mehr Freizeit habe.“