Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kreis will Zahl der Masernfälle senken
Im Kreis Sigmaringen ist der Impfschutz vergleichsweise schlecht – Landratsamt legt Gesundheitsbericht vor
SIGMARINGEN - Im Kreis Sigmaringen sollen die Hebammenversorgung verbessert und die Impfquoten von Kindern erhöht werden. Diese Ziele setzt sich die kommunale Gesundheitskonferenz, die sich unter anderem aus medizinischen Vertretern und Kommunalpolitikern zusammensetzt. Das Steuerungsgremium der Konferenz möchte sich zuerst um das Thema „Gesund aufwachsen“kümmern, sagten Landrätin Stefanie Bürkle und Vertreter des Gesundheitsamts bei einem Pressegespräch.
Laut einer statistischen Auswertung war die Zahl der Ausbrüche von Masern im Kreis Sigmaringen deutlich höher als im Landesschnitt. Im Jahr 2016 wurden im Kreis neun Erkrankungen erfasst. In Baden-Württemberg war es, bezogen auf 100 000 Einwohner, weniger als eine Erkrankung. Damit es in Zukunft zu weniger Maserninfektionen komme, müsse der Impfschutz bei Kindern und nach 1970 Geborenen deutlich verbessert werden, steht im jetzt vorgelegten kommunalen Gesundheitsbericht.
Die Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung. Säuglinge oder Patienten mit geschwächtem Abwehrsystem könnten sich besonders leicht anstecken. In der kommunalen Gesundheitskonferenz wurde nun als Ziel formuliert, die Impfquoten im Kreis zu steigern. Laut dem Gesundheitsbericht liegt die Quote im Kreis rund vier Prozent unter dem Landesdurchschnitt (88,8 Prozent). „Die Masern sind keine banale Krankheit, deshalb liegt uns eine Steigerung der Impfquoten am Herzen“, sagt Dr. Susanne Haag-Milz, die Leiterin des Gesundheitsamts. Maßnahmen soll ein Arbeitskreis in den kommenden Monaten erarbeiten.
Der Kreis Sigmaringen liegt unter den Kreisen des Landes bei den Impfquoten im Tabellenkeller. Nur noch in fünf anderen Kreisen sind weniger Kinder geimpft. Unter ihnen ist der Bodenseekreis, in dem erst im Jahr 2016 eine Schule besonders betroffen war. Für nicht geimpfte Kinder ist deshalb ein zweiwöchiges Besuchsverbot ausgesprochen worden.
Laut einer Statistik auf Gemeindeebene gibt es im Kreis beträchtliche Unterschiede: Nachholbedarf sehen die Statistiker in Leibertingen (66,7 Prozent der Kinder geimpft), Sauldorf (70 Prozent), Sigmaringendorf (74,1 Prozent), Stetten am kalten Markt (75,7 Prozent) und Meßkirch (78,3 Prozent). Diese Zahlen sind aus dem Schuljahr 2016/17. Bei über 90 Prozent liegen die Impfquoten in Inzigkofen, Ostrach, Herbertingen und Gammertingen. Zwischen den beiden größten Städte im Kreis – Bad Saulgau (89,5 Prozent) und Sigmaringen (82,9 Prozent) – gibt es laut der Erhebung deutliche Unterschiede.
Laut einer anderen Statistik sinkt die Impfquote mit steigendem Bildungsstatus. Das bedeutet: Je höher der Sozialstatus im Elternhaus, desto niedriger die Impfquote. In Familien mit einem hohen Bildungsstatus lag sie bei 82 Prozent, bei einem niedrigen Status bei 89,1 Prozent.