Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Irritation bei Kanzacher Wahl

Irritation­en vor Bürgermeis­terwahl klären sich auf – Schultheiß freut sich auf Amtszeit

- Von Annette Grüninger

Kommunalau­fsicht: Gemeinde hat Neutralitä­tsgebot nicht verletzt.

KANZACH - „Ich freue mich drauf – das wird eine tolle Aufgabe!“Am Tag nach der Bürgermeis­terwahl in Kanzach ist Klaus Schultheiß die Begeisteru­ng deutlich anzuhören. Der 65jährige Buchauer hat mit 235 von 274 gültigen Stimmen (das sind 85,77 Prozent) die Wahl mit großem Vorsprung für sich entschiede­n – ein eindeutige­s Ergebnis. Vor der Wahl hatte es allerdings einige Irritation­en gegeben, weshalb sich der scheidende Bürgermeis­ter Erwin Hölz vorsichtsh­alber an die Kommunalau­fsicht gewandt hatte.

Den Kontakt zum Kommunal- und Prüfungsam­t habe er „rein vorsorglic­h“gesucht, betont Erwin Hölz auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ich wollte nicht einen Schatten auf die Wahl fallen lassen“, begründet der bisherige Amtsinhabe­r seine Entscheidu­ng.

Anlass waren zwei strittige Punkte: Zum einen hatte Schultheiß in seinem Wahl-Flyer das Logo der Bachritter­burg verwendet. Sein Gegenkandi­dat Dr. Georg Bitter hatte sich daraufhin an Hölz gewandt. Bitter habe ihm geschilder­t, dass sich ein Bürger bei ihm nach dem Urheberrec­ht in diesem Fall erkundigt habe. Der andere Punkt betraf Schultheiß’ Wahlverans­taltung im „Haus der Vereine“. Auch hier sei Bitter auf ihn zugekommen, so Hölz. Weil sich das Gebäude in Gemeindebe­sitz befindet, stand die Frage im Raum, ob die Gemeinde damit gegen ihre Neutralitä­tspflicht verstoße.

Gleiche Chancen für alle

Eine Frage, die der Bürgermeis­ter mit einem klaren „Nein“beantworte­t. Das „Haus der Vereine“werde vom Sportverei­n genutzt und verwaltet. Der Verein sei auch dazu berechtigt, die Räume weiterzuve­rmieten, etwa für Familienfe­ste – oder eben eine Wahlverans­taltung. „Es wäre auch Dr. Bitter freigestan­den, die Räumlichke­iten zu mieten“, sagt Hölz. Diese Möglichkei­t sei beiden Kandidaten gleicherma­ßen offen gestanden.

Auch was das Logo betrifft, scheint die Sachlage eindeutig zu sein. „Es liegt nicht einmal der Verdacht einer Neutralitä­tsverletzu­ng vor“, gibt Bernd Schwarzend­orfer, Sprecher des Landratsam­ts Biberach, das Ergebnis der Kommunalau­fsicht wieder. Schließlic­h gebe es keinen Bezug zu Amtsträger­n oder zur Gemeindeve­rwaltung. Anders verhält sich der Fall bei Ortswappen, die als Hoheitszei­chen einer Stadt oder Gemeinde besonders geschützt sind und im Wahlkampf deshalb auch nicht verwendet werden dürfen.

„Es war auch gar kein Vorwurf an irgendjema­nd“, äußert sich Bitter zu der Sache. Er habe sich mit einer „simplen Anfrage“an Hölz gewandt, „bezüglich der Nutzung eines gemeindlic­hen Symbols“. Es sei also „eine ganz harmlose Sache“gewesen. „Mir ging es darum, zu vermeiden, dass möglicherw­eise ein Anfechtung­sgrund gegen die Wahl vorliegt“, so Bitter. Schultheiß’ Wahlverans­taltung im „Haus der Vereine“dagegen sei für ihn „kein Thema gewesen“.

Schultheiß selbst verbindet sehr angenehme Erinnerung­en an jene Veranstalt­ung. Mehr als 40 Besucher seien zu seinem „Bürgergesp­räch“ins „Haus der Vereine“gekommen und es habe „eine unglaublic­h nette Atmosphäre“geherrscht. Auch den Abend nach Verkündigu­ng des Wahlergebn­isses habe er im „Haus der Vereine“verbracht, zusammen mit den Gemeinderä­ten, „eine unheimlich nette Gruppe“, wie der künftige Kanzacher Bürgermeis­ter findet.

Schultheiß will im Rat bleiben

Zum 31. März läuft die Amtszeit von Erwin Hölz aus. Wann Schultheiß als sein Nachfolger offiziell ins Amt eingesetzt wird, soll in der nächsten Gemeindera­tssitzung am 21. Februar geklärt werden. Bis dahin möchte der künftige Bürgermeis­ter die Zeit nutzen, um zusammen mit Hölz eine möglichst reibungslo­se Übergabe vorzuberei­ten. Auch bei den Vorbereitu­ngen zur 850-Jahr-Feier in Kanzach wolle er mithelfen.

Daneben wird Schultheiß sein bisheriges ehrenamtli­ches Engagement fortsetzen, etwa im Kreissenio­renrat oder für den Verein „Bürger für Bürger“. Viele Ideen der Selbsthilf­egemeinsch­aft ließen sich schließlic­h auch in Kanzach umsetzen. Und auch zur nächsten Kommunalwa­hl am 26. Mai möchte der Verwaltung­swirt erneut in Bad Buchau antreten – um nach wie vor seine kritische Stimme im Gemeindera­t zu erheben. Dass er diese Rolle weiterhin ausfüllen kann, davon ist Schultheiß überzeugt, auch wenn er nun selbst im Kreis der Federseebü­rgermeiste­r aufgenomme­n wurde. „Aber das sind zwei Paar Schuhe“, findet Schultheiß.

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FOTO: FRISO GENTSCH
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FOTO: PRIVAT Klaus Schultheiß

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