Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Liebe endet nicht an der Grenze des Todes“
Gottesdienst zur Erinnerung an verstorbene Kinder – Walter Köhler verliert Tochter nach schwerer Krankheit
BAD SAULGAU - Beim Gottesdienst zur Erinnerung an verstorbene Kinder am vergangenen Sonntag hat nicht nur tiefe Trauer Raum bekommen. Die betroffenen Mütter, Väter und Angehörigen wurden daran erinnert, dass es auch in den dunkelsten Momenten Hoffnung und Trost gibt. Symbolisch wurde für jedes Kind eine Kerze entzündet.
„Der Verlust des eigenen Kindes bedeutet die tiefste Verletzung, die das menschliche Herz hinnehmen muss“, sagt Walter Köhler in seinem einführenden Redebeitrag am Sonntagabend in der Antoniuskirche. Seine Tochter wurde vor 14 Jahren zu Grabe getragen. Er fragt, was sich Gott dabei gedacht hat. Oder wie das Leben nach diesem Verlust überhaupt weitergehen kann. „Wir wissen, dass wir in diesem Leben keine Antworten auf diese Fragen finden“, fährt er fort. Eine Familie könne man mit einem Mobile vergleichen. Fehlt ein Teil, gerät alles aus dem Gleichgewicht. Nichts sei mehr an seinem Platz, alles verliere seine Balance. „Sie alle hier wissen es“, wendet er sich an die zahlreichen Gottesdienst-Besucher und benennt Psalm 121, in der die Frage nach der Quelle des Trostes zu finden ist: „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat“.
Walter Köhler weiß heute, dass es möglich ist, mit dieser unsagbar tiefen Verletzung umzugehen, Trost zu finden und auch wieder am Leben teilhaben zu können. Und dass sich immer wieder Türen öffnen, „die uns den Eintritt in einen großen Reichtum ermöglichen“. Doch zuvor müsse man sich diesem Verlust stellen, sich in die tiefe Dunkelheit begeben. Doch danach kämen wieder Zeiten des Lichtes und der Wärme. Symbolisch werden dazu an diesem Abend für jedes Kind, dessen Namen zuvor genannt wird, eine Kerze entzündet. „Wir wollen ihre Namen heute hören, uns an sie erinnern“, so Walter Köhler, „alles ist richtig und gehört zu unserem Weg“. Auch Schwester MariePasquale Reuver macht in ihren Redebeiträgen Mut, sich den Erinnerungen und der Trauer zu stellen. „Feiern wir diesen Gottesdienst bewusst gemeinsam mit den Kindern, gemeinsam vor Gott zu sein, verbindet die Lebenden und die Toten“, sagt die Franziskanerin. Es könne gut tun, zu sehen und zu spüren, dass man dieses Schicksal nicht alleine trage. Auf das Warum gebe es keine einfache Antwort, keine Erklärung. „Was wir aber haben, sind Zusagen aus dem Glauben, die uns helfen, einen Umgang mit dem Verlust zu finden“. Es gebe nichts, was es „einfach wieder gut macht“. „So schwer es fällt, was wäre das für eine Liebe, wenn mir das Kind gar nicht fehlen würde“, fährt sie fort. Dieser Schmerz halte auch die Liebe wach. Das Gefühl, dass Gott da ist, werde nach dem Tod des Kindes „sehr in Frage gestellt“. Und mit Fragen verknüpft, etwa danach, warum er das nicht verhindert und schützend eingegriffen hat. „Gott sieht unser Leid“, so Schwester Marie-Pasquale. Wie viele Menschen würden auf Abstand gehen, weil sie die Trauer fürchten. „Aber Gott bleibt da, er hält alles aus, meinen Schmerz, meine Trauer, meine Wut“.
Gebete und Lieder
Ein weiterer Trost sei es, darauf vertrauen zu dürfen, dass es den Kindern gut geht, weil sie in Gottes Liebe geborgen sind. Tröstlich sei es auch zu wissen, dass „wir in der Liebe verbunden bleiben“. Denn die Liebe „endet nicht an der Grenze des Todes“. In den Fürbitten, vorgetragen von Heike Hofmann, geht es unter anderem um die Suche nach dem inneren Frieden, der „fehlt, seit unser Kind gestorben ist“. „Wir sind auf der Suche nach unseren Kindern und wissen doch, dass sie bei dir gut aufgehoben sind“. Gebete und Lieder runden den Gottesdienst ab. Das Vocalissimo-Ensemble unter Leitung von Waltraud Marschall und begleitet von Matthias Burth an der Orgel geben eine einfühlsamen und würdevollen Rahmen.