Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Daheim essen wie in einem guten Restaurant
Wenn nicht jetzt, wann sollten die Gäste dann für den Erhalt jener Orte eintreten, wo sie sonst Genuss und damit Lebensqualität tanken? „Am Anfang war es ein bisschen zäh, aber jetzt funktioniert es immer besser“, sagt die junge Dame am großen Tresen im Hotel Knoblauch in Friedrichshafen. Dort, wo die Gäste aufs Essen warten. Nicht um es vor Ort in den gepflegten Räumen zu genießen, sondern um es mitzunehmen. Corona brockt den Gastronomen eine Suppe ein, die solidarische Genießer jetzt beherzt zu Hause auslöffeln können und auch sollten.
Erfreulich viele Betriebe zeigen sich in Krisenzeiten flexibel und bieten ihre heiße Ware zum Mitnehmen an: „Take away“oder „To go“sind die Rezepte der Stunde, mit denen die Pandemie überbrückt werden soll. Das Hotel Knoblauch hat dafür eine eigene und wechselnde Karte aufgelegt. Die hier begutachtete Version beinhaltet neben schwäbischen Klassikern auch exotische Einsprengsel aus dem asiatischen Raum. Damit’s dem Gast nicht langweilig wird, und dem Koch auch nicht. Telefonisch bestellt, reicht ein freundlicher Herr zur vereinbarten Zeit zwei Tüten und wünscht guten Appetit. Das Hotel Knoblauch verwendet offenbar hochwertiges Material beim Verpacken der Speisen – denn auch nach 20 Minuten Heimfahrt sind die Sachen noch warm genug, um genussvoll am eigenen Esstisch verspeist werden zu können. Den Auftakt bildet ein bunter Blattsalat von üppiger Größe. Zwei in Filoteig gebratene Scheiben Ziegenweichkäse prangen auf ihm – sie hätten allerdings besser separat verpackt sein sollen. Denn dort, wo der Käse aufliegt, ist dem Salat die Frische logischerweise entwichen. Das Dressing
Von Erich Nyffenegger befindet sich in einem Extra-Schälchen, es ist intensiv abgeschmeckt, Typ klassische Vinaigrette, was gut zum Grünzeug passt. Der knusprige Kontrast des dünnen Teigs macht Freude am Gaumen, ebenso die zarte Säuerlichkeit des Käses. Und weil wir gerade von Käse reden: Der hätte bei den Kässpätzle doch etwas großzügiger bemessen sein können. Manches Spätzle – schön locker und kernig – fühlt sich da ein bisschen einsam, kann sich aber mit feinen Röstzwiebeln in satter Menge trösten. Die geschmorten Schweinebäckchen zergehen auf der Zunge, schön mürbe entfalten sie kernigen Fleischgeschmack. Die dazu gereichte Bratensoße hätte noch eine beherztere Hand beim Würzen vertragen.
Davon wiederum hat das vegetarische Thai-Curry mit HimalayaDuftreis jede Menge zu bieten: Knackiges Gemüse badet in Kokossoße mit milder Schärfe. Aromen wie Ingwer und Limettenblätter bescheren eine ausgewogene Exotik, ohne den Gaumen zu überfordern. Der Reis hat die verhältnismäßig lange Zeit zwischen Zubereitung und Verzehr nicht besonders gut überstanden und ist weit weg von körnig.
Auch ein süßer Abschluss ist beim abgeholten Menü möglich – die kräftig mit Zucker und Zimt versehenen Apfelküchle sorgen für ein gutes Ende. Die separat verpackte Vanillesoße veredelt den Nachtisch mit ausgewogenem Geschmack und schöner Cremigkeit. Mit dem sehr soliden Menü wird schön deutlich, welch gutes handwerkliches Niveau die Küche im Hotel Knoblauch pflegt – auch in Corona-Zeiten.
Hotel Restaurant Knoblauch Jettenhauser Str. 32
88045 Friedrichshafen
Tel. 07541-6070 www.hotel-knoblauch.de Abholzeiten Montag bis Freitag 11.30-13.30 Uhr und 17-20 Uhr, samstags 17-20 Uhr. Hauptgerichte 9-21 Euro.
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