Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Mit Vollgas durch den heimischen Keller
Rennfahrer Tim Zimmermann aus Langenargen hält sich am Simulator fit
Die behördlichen Auflagen werden immer weiter gelockert. Golfer, Tennisspieler und Leichtathleten dürfen wieder auf die Trainingsplätze. In manchen Bundesländern dürfen auch Fitnessstudios unter besonderen Auflagen öffnen. In Baden-Württemberg noch nicht. Das Ravensburger Fitnessund Gesundheitscenter Radius etwa kann aber Physiotherapie anbieten, mit Rezept sind auch Termine für die medizinische Trainingstherapie möglich. Der Fitnessbereich bleibt aber geschlossen, Kurse finden auch nicht statt. Doch auch zu Hause kann und sollte etwas für die Gesundheit getan werden. Die „Schwäbische Zeitung“und das Radius geben daher weiter kleine Tipps für Übungen zu Hause. Heute:
der Ausfallschritt rückwärts.
Die heutige Übung ist gut für die Kräftigung der Beine sowie für die Beweglichkeit der Hüfte und der Wirbelsäule. Bereiche des Körpers also, die bei langem Sitzen – etwa im Büro – häufig vernachlässigt werden und zu Problemzonen werden können. Zu Beginn gerade stehen, die Hände nach vorne strecken (siehe Bild oben, Fotos: Radius). Dann das Gewicht auf das hintere Bein verlagern und die Arme nach hinten und unten strecken (siehe Bild unten). Jeweils zehnmal mit dem linken Bein nach hinten, dann zehnmal mit dem rechten. Nach einer kurzen Pause einen zweiten Durchgang dranhängen. (tk)
LANGENARGEN (sz) - Während die Fußball-Bundesliga ab dem Wochenende Geisterspiele austragen darf, steht der Motorsport weiter still. Erst Ende Juli wird das ADAC GT Masters voraussichtlich zum ersten Rennen ins tschechische Most reisen. Bis dahin hätte auch Tim Zimmermann aus Langenargen – von zwei Testfahrten abgesehen – gut ein Dreivierteljahr keine Strecke mehr aus der Nähe gesehen. Der 23-Jährige kann immerhin im eigenen Keller fahren.
Eigentlich hätte der Langenargener zum ersten Mal in seinem Lamborghini GT Masters-Luft schnuppern sollen. Wegen der Corona-Pandemie bleibt es aber vorerst beim eigentlich. „Die ganze Sportwelt steht gerade still und das ist auch im Sinne unserer Gesundheit das Beste“, sagt Zimmermann. „Aber ich konnte nicht mehr länger nur allein Radfahren oder Joggen. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um das Gefühl fürs Rennfahren nicht zu verlieren.“
Zimmermanns Lösung steht nun im Keller. Dort hat der 23-Jährige seine persönliche Rennstrecke gebaut. Blaue Leuchtstoffröhren erhellen einen Rennsitz. Davor sind verschiedene Monitore, die ein Cockpit simulieren. Ein originalgetreues Lenkrad und Pedale imitieren sein Rennauto. Über einen Computer und die passende Software ist er mit Motorsportlern auf der ganzen Welt verbunden.
„Wir fahren einfach Rennen gegeneinander und haben wirklich großen Spaß“, meint Zimmermann. „Neben Kollegen aus dem GT Masters sind auch Formel-1-Fahrer wie Lando Norris oder Max Verstappen in unserer Gruppe.“
Dass diese Simulation zwar echt wirkt, aber das Rennfahren nicht ersetzt, weiß Zimmermann. „Trotzdem ist so etwas wichtig, um im Rhythmus zu bleiben“, sagt er. „Die Abläufe sind dieselben wie im richtigen Rennauto und ich trainiere nicht gegen eine künstliche Intelligenz oder gegen anonyme Gegner, sondern gegen Fahrer, mit denen ich mich auch schon in der Realität duelliert habe und es auch weiterhin tun möchte.“
„Die Schäden gehen im Simulator nicht so ins Geld“, erklärt Zimmermann lachend den Unterschied zum echten Rennsport. Außerdem können die Fahrer sich in verschiedenen Serien und Autos ausprobieren. Dabei stehen ihnen
Tim Zimmermann Rennstrecken auf der ganzen Welt offen. Und die Welt kann sogar dabei sein. Zwar werden die Simulatorrennen nicht im Fernsehen übertragen, aber im Internet können die Fans den Profis beim Lenken zuschauen. Zimmermann zum Beispiel sendet jeden Abend auf der Streamingplattform Twitch als User „timzimmermann1“. „In der Gamerszene ist das ja schon lange sehr beliebt und auch bei uns funktioniert das wirklich gut“, freut er sich. „Die Leute haben die Möglichkeit zu sehen, was ich im Cockpit mache.“Im Rennwagen wäre das unmöglich.
Ob Zimmermann wieder ins Rennauto zurück will? Die Antwort kommt blitzschnell. „Klar ist das unser großes Ziel, dass wir am 31. Juli in Most wieder im richtigen Auto sitzen. Aber ich glaube, dass ich auch dann das Simulatorfahren nicht aufgeben werde. Das könnte in unserem Sport eine echte Sache werden – auch nach der Corona-Pandemie.“
„Die Abläufe sind dieselben wie im richtigen Rennauto und ich trainiere nicht gegen eine künstliche Intelligenz.“