Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Immer diese Probleme mit den Kellerkindern
Schon wieder lässt der SC Freiburg gegen eine Mannschaft aus der unteren Tabellenregion wichtige Punkte liegen
FREIBURG (dpa/SID) - Christian Streich fand sogar etwas Gutes an der Niederlage gegen Werder Bremen. Normalerweise kann der Trainer des SC Freiburg eher schlecht mit Pleiten umgehen, erst recht wenn sie aus seiner Sicht unverdient sind. Und das 0:1 gegen die abstiegsbedrohten Bremer sei „total unverdient“gewesen, fand der 54-Jährige.
Aber es gab ja noch diese eine positive Erkenntnis. „Das hört sich jetzt komisch an, aber es gibt eine gute Sache“, sagte Streich am Samstag. Er richtete sich an seinen zuletzt von einigen Ex-Profis stark kritisierten Werder-Kollegen Florian Kohfeldt. „Da muss ich sagen, ob diese Leute nicht mal nachdenken, bevor sie irgendwelche Sachen in die Mikrofone schwätzen“, meinte Streich. Er wollte diese Worte unbedingt loswerden, weil er Kohfeldt enorm schätzt. Dass dessen Kritiker nun erst mal verstummen dürften, blieb aber Streichs einziger Lichtblick.
Der Coach hatte sich schon vor der Niederlage Sorgen gemacht, dass die wegen der Corona-Krise fehlenden Zuschauer den Freiburgern mehr zusetzen würden als den Topteams der Liga. Aber die Geisterkulisse im Schwarzwald-Stadion schien nicht mal das Problem zu sein. Nach den Niederlagen gegen Paderborn (0:2) und Düsseldorf (0:2) verlor Freiburg bereits zum dritten Mal in diesem Jahr gegen eines der drei
Teams aus dem tiefsten BundesligaKeller – ohne einen eigenen Treffer zu erzielen.
Das sei kein Zufall, gab Streich zu. „Wir müssen daran arbeiten und uns auch die Kritik gefallen lassen. Weil es darf nicht sein, dass du in drei solchen Spielen keine Tore machst zu Hause.“Torchancen jedenfalls hatte Freiburg genug, um zumindest einen Treffer zu erzielen. Innenverteidiger Manuel Gulde staubte nach einem Pfostentreffer von Nils Petersen in der 89. Minute sogar zum vermeintlichen 1:1 ab. Aber weil Petersen vorher knapp im Abseits gestanden hatte, zählte der Treffer nicht.
„Für uns war es ärgerlich, weil wir heute einen Schritt nach vorn hätten gehen können“, sagte Petersen. Mit einem Sieg wäre der Sport-Club auf den sechsten Platz vorgerückt. So stagnieren die Breisgauer im oberen Mittelfeld der Tabelle. Mit dem Abstieg werden sie sicher nichts mehr zu tun haben. Doch auch die Qualifikation für den Europapokal dürfte angesichts der mangelnden Torgefahr einiger Spieler schwerfallen.
Florian Kohfeldt stieg derweil erleichtert in den tiefgrünen Mannschaftsbus. Verspürte er Genugtuung – angesichts der vielen Kritiker, die ihn jüngst angezählt hatten? „Nein“, sagte Kohfeldt, die verspüre er „überhaupt nicht“. Es gehe ihm „einzig und allein um den Verein, um den Klassenerhalt“.