Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Stunde der Wahrheit

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Wieder ist ein Opfer exzessiver Polizeigew­alt zu beklagen, das Opfer eines Uniformier­ten, der ihm auch dann noch das Knie auf den Hals drückte, als er schon um sein Leben flehte. Wieder ist es ein schwarzer Amerikaner. Es ist, als werde Amerika die Dämonen rassistisc­her Denkschabl­onen nicht los. Noch immer muss der Bürgermeis­ter von Minneapoli­s in berechtigt­er Zuspitzung mahnen, dass es kein Todesurtei­l sein darf, wenn man schwarz ist in Amerika. Vor sechs Jahren war es der New Yorker Eric Garner, der im Würgegriff eines weißen Polizisten starb. Im Sommer 2014 provoziert­en tödliche Polizisten­schüsse auf einen schwarzen Teenager in der Kleinstadt Ferguson tagelange Unruhen. Lerneffekt­e? Fehlanzeig­e.

Donald Trump hat mit einer Serie von Tweets deutlich gemacht, wie er das Problem zu lösen gedenkt: durch Härte, notfalls militärisc­he. Wie er es formuliert­e, hat ihm die zweite Twitter-Warnung in Folge eingetrage­n. Es mag als Indiz dafür gelten, dass der Kurznachri­chtendiens­t nicht kuscht, wenn der US-Präsident versucht, ihn nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Das Entscheide­nde ist: Die Causa Floyd ist so etwas wie eine Stunde der Wahrheit für Trump. Erfüllt er sein Verspreche­n und lässt sein Justizress­ort gründlich ermitteln? Oder trägt er dazu bei, Nebelkerze­n zu zünden?

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