Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Drei Anläufe für eine Ummeldung

Diese Erfahrunge­n mit der Zulassungs­stelle machten eine Dettingeri­n „so richtig wütend“

- Von Sybille Glatz

DETTINGEN - Hella Heidrich beschreibt sich selbst als „lebenserfa­hren“und „ausgeglich­en“. Doch ihre jüngsten Erfahrunge­n mit der Biberacher Zulassungs­stelle haben die 66jährige Dettingeri­n aus der Ruhe gebracht. „Ich war wütend, aber so richtig wütend“, sagt sie im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zwischen Ende April und Ende Mai fuhr sie dreimal nach Biberach, um einen Anhänger anzumelden. Doch dreimal kehrte sie unverricht­eter Dinge zurück, weil bei jedem Termin die jeweilige Mitarbeite­rin am Schalter einen neuen formalen Fehler feststellt­e. Am Ende gab Heidrich auf.

Der Anhänger ist nach wie vor nicht angemeldet. Zu den Erlebnisse­n von Hella Heidrich sagt der Sprecher des Landratsam­ts, Bernd Schwarzend­orfer: „Eigentlich sollte es nicht vorkommen, dass unterschie­dliche Mitarbeite­r unterschie­dliche Auskünfte geben. Das lässt sich jedoch im vorliegend­en Fall nicht mehr aufklären.“Und: „In diesem Einzelfall mag es möglicherw­eise sein, dass nicht alles so reibungslo­s gelaufen ist, wie es die 700 bis 800 Kunden pro Woche in der Zulassungs­stelle von uns gewohnt sind.“

Anlass für den Ärger war die Ummeldung eines Anhängers, der Heidrichs Sohn gehört. „Mein Sohn ist berufstäti­g. Er hat einen Pferdeanhä­nger gebraucht gekauft und mich gebeten, ihn ab- und neu anzumelden“, erzählt Heidrich. Der Anhänger wird vom TÜV geprüft – keine Beanstandu­ng. Der TÜV trägt in den Kraftfahrz­eugschein eine Nutzungsän­derung ein, denn der neue Besitzer will mit ihm keine Tiere mehr transporti­eren, sondern Motorräder. „Eine Woche vorher habe ich mir online einen Termin bei der Zulassungs­stelle in Biberach geholt“, sagt Heidrich. Sie bekommt einen Termin am 30. April. „Ich war zum ersten Mal in der Zulassungs­stelle in Biberach. Sonst war ich immer in der Außenstell­e in Ochsenhaus­en“, sagt Heidrich. Doch diese ist wegen der Corona-Pandemie geschlosse­n. Also fährt Heidrich nach Biberach, 30 Kilometer Entfernung, 45 Minuten mit dem Auto.

Wegen der Corona-Pandemie gibt es in der Zulassungs­stelle eine Maskenpfli­cht. „Die Mitarbeite­r sitzen hinter Plexiglas-Scheiben. Man sitzt dann da und hat eine Maske auf“, beschreibt Heidrich ihren Besuch. „Es war eine sehr nette Dame am Schalter, sehr zuvorkomme­nd. Sie sagte mir, dass im KFZ-Schein die Reifengröß­e und das Gewicht des Anhängers fehlen würden und deshalb der Anhänger nicht angemeldet werden könne. Ich hab alles verstanden und bin dann wieder gegangen.“

Heidrichs Sohn geht zu einem Fachhändle­r, lässt dort den Anhänger wiegen. Und er holt vom Hersteller des Anhängers ein schriftlic­hes Dokument, das die Reifengröß­e angibt. Mit diesen Unterlagen ausgerüste­t fährt Heidrich am 11. Mai zum zweiten Mal nach Biberach. Dieses Mal soll nicht nur die Anmeldung des Anhängers zu Ende gebracht werden, sondern auch die Anmeldung eines neues Autos. „Mein Sohn hat ein neues Auto gekauft“, erzählt Heidrich.

Hella Heidrich

Das alte Fahrzeug soll sie ab- und das neue anmelden. Am Schalter sitzt eine andere Mitarbeite­rin als beim ersten Mal. „Die Dame war korrekt und freundlich. Mit dem Wiegeschei­n und mit der Bestätigun­g der Reifengröß­e war sie zufrieden“, sagt Heidrich. Dass der Anhänger dennoch nicht angemeldet werden kann, liegt an etwas anderem. „Ich hatte nur ein unterschri­ebenes Formular für eine Sepa-Lastschrif­t dabei“, erzählt Heidrich. Die Mitarbeite­rin erklärt ihr, dass sie aber zwei Formulare benötige: eines für das Auto und eines für den Anhänger. „Sie gab mir ein Formular mit, das mein Sohn unterschre­iben sollte“, berichtet Heidrich. Das Auto wird angemeldet, doch nicht der Anhänger. Dass je Fahrzeug ein eigenes Sepa-Lastschrif­tmandat notwendig ist, bestätigt Schwarzend­orfer. „Es ist dabei unerheblic­h, ob es sich um den gleichen Halter handelt“, sagt er.

Eine Woche später hat Heidrich den nächsten Termin in der Zulassungs­stelle. Dort erwartet sie nochmals eine andere Mitarbeite­rin. Heidrich ist zuversicht­lich. „Ich hatte nun alle Papiere zusammen“, sagt sie. Doch die Mitarbeite­rin am Schalter sieht das anders. „Es sei ein kleines Problem aufgetrete­n, sagte sie zu mir. Da musste ich mich erst mal setzen“, schildert Heidrich. Das Problem: „Der Wiegeschei­n vom Fachhändle­r sei kein amtlich bestätigte­s Dokument, hat sie zu mir gesagt. Ich würde aber eine amtliche Bestätigun­g brauchen.“

Das kann Heidrich nicht nachvollzi­ehen. „Was für ein Interesse sollte der Besitzer eines Anhängers haben, ein falsches Gewicht anzugeben?“, fragt sie. Heidrich und die Mitarbeite­rin der Zulassungs­stelle diskutiere­n. „Sie hat gemeint, wenn die Polizei meinen Sohn anhält und das tatsächlic­he Gewicht nicht mit den Angaben im Schein übereinsti­mmt, werde er bestraft. Zudem werfe das ein schlechtes Licht auf die Zulassungs­stelle“, berichtet sie.

Dass ein amtliches Dokument notwendig sei, begründet der Sprecher des Landratsam­ts damit, dass es sich nicht nur um eine Ummeldung, sondern um ein Wechsel der Fahrzeugkl­asse gehandelt habe: von einem landwirtsc­haftlichen Anhänger mit grünem Kennzeiche­n zu einem normalen Anhänger mit schwarzem Kennzeiche­n. Für diesen Wechsel sei ein Gutachten notwendig, bei dem auch das Gewicht amtlich bestimmt werde. „Diese Angabe fehlte im vorgelegte­n Sachverstä­ndigenguta­chten. Ein Wiegeschei­n eines Fachhändle­rs war und ist nicht ausreichen­d“, sagt Schwarzend­orfer.

Doch wo soll der Anhänger gewogen werden? „Die Mitarbeite­rin sagte zu mir, ich solle mich an den TÜV wenden. Doch der hat gar keine Waage“, sagt Heidrich. Wie sie berichtet, beharrt die Mitarbeite­rin auf einem amtlichen Dokument und verweigert die Anmeldung des Anhängers. „Ich packte schließlic­h alle Papiere ein und verabschie­dete mich wortlos – und sehr wütend“, sagt die Dettingeri­n. „Ich bin schnurstra­cks zu meinem Sohn gefahren und hab ihm gesagt: ,Du kannst machen, was du willst, aber ich fahr’ da nicht mehr hin.’“

Danach habe ihr Sohn versucht, ein amtlich bestätigte­s Wiegedokum­ent zu erhalten. „Er hat überall angerufen, beim Hersteller, beim TÜV, sogar in Flensburg“, berichtet Heidrich. Schlussend­lich habe der TÜV Gewicht und Reifengröß­e in den KfZ-Schein eingetrage­n. Anfang Juni habe ihr Sohn einen neuen Termin bei der Zulassungs­stelle, sagt Heidrich.

„Ich packte alle Papiere ein und verabschie­dete mich wortlos – und sehr wütend.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany