Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Es war eine Achterbahn der Gefühle“
Fußball: Die Mietingerin Nicole Rolser vom FC Bayern München über den Re-Start in der Frauen-Bundesliga
MÜNCHEN/MIETINGEN - Die Ampeln stehen auf grün: An Wochenende steigt nach der Corona-bedingten Pause der Re-Start in der FußballBundesliga der Frauen. Der Tabellenzweite FC Bayern München, für den Nicole Rolser seit 2015 aufläuft, trifft am Samstag (Anstoß: 13 Uhr) auf den Dritten, die TSG Hoffenheim. Felix Gaber hat sich mit der 28jährigen Mietingerin und früheren Jugendspielerin des VfL Munderkingen unterhalten.
SZ: Das letzte Ligaspiel bestritt der FC Bayern am 1. März beim 2:2 gegen den MSV Duisburg. Wie groß ist die Vorfreude auf den Re-Start?
Rolser: Die Vorfreude ist sehr groß. Wir haben uns alle sehr gefreut, dass wir grünes Licht von der Politik und vom DFB-Bundestag bekommen haben. Wir sind sehr froh, die Liga sportlich zu Ende spielen zu können und dass die Entscheidung nicht am grünen Tisch fällt. Im Frauenfußball sind wir stolz darauf, gleichbehandelt zu werden wie die Männer, obwohl bei uns die finanzielle Komponente nicht so ausschlaggebend ist. Ich stehe auch mit vielen Spielerinnen im Ausland im Kontakt. Da ist man schon ein bisschen neidisch, dass man das in Deutschland so hinbekommen hat. In England wurde die Erste Liga am 25. Mai beispielsweise abgebrochen.
Wie haben Sie sich seit März fit gehalten?
Wir haben jede einen individuellen Laufplan bekommen. Zudem gab es ein virtuelles Mannschaftstraining via Zoom. Das war schön, weil man sich da wenigstens gesehen hat. Seit 19. Mai läuft wieder das richtige Mannschaftstraining. Über den Einstieg haben wir uns sehr gefreut, weil damit ein Stück Normalität zurückgekehrt ist. Das Training in CoronaZeiten läuft aber natürlich anders ab als davor. Es sind diverse HygieneRegeln
einzuhalten. Wir arbeiten nach dem gleichen Konzept wie bei den Männern, welches die DFL entwickelt hat. Wir werden auch zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet.
Wie schwer war es, die Spannung in der langen Pause hochzuhalten, vor allem in der Zeit als kein Mannschaftstraining erlaubt war?
Es gab positive und negative Phasen, weil jede Woche eine andere Info kam, ob es weitergeht oder nicht. Es war eine Achterbahn der Gefühle, weil man nicht auf ein konkretes Ziel hinarbeiten konnte. Meine Arbeit für die SpVgg Unterhaching im Nachwuchsleistungszentrum und im Homeoffice waren in der Zeit auch eine sehr gute Ablenkung.
Zum Wiederauftakt steht mit dem Topspiel am Samstag gegen Hoffenheim zu Hause gleich eine sehr schwere Aufgabe an.
Auf jeden Fall. Ich bin sehr gespannt, man weiß ja gar nicht was einen erwartet nach der langen Pause. Das war für jeden eine neue Situation.
Wir beim FC Bayern haben uns sehr gut vorbereitet und sind optimal gewappnet für das Topspiel. Es ist ein Heimspiel, auf das alle heiß sind. Wir wollen die drei Punkte auf jeden Fall daheim behalten.
Die Partie wird ein Geisterspiel ohne Zuschauer sein. Inwieweit ist dies auch mental eine besondere Herausforderung?
Natürlich haben wir immer lieber gerne unsere Zuschauer im Rücken. Das wird schon anders. Auch schon allein mit Blick auf die ganzen Abläufe rund um das Spiel. Wenn der Anpfiff ertönt, ist der Fokus voll auf das Spiel gerichtet. Und dann wird es schon laufen, wenn auch leider ohne Zuschauer.
Der FC Bayern ist Tabellenzweiter mit acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter VfL Wolfsburg. Was ist das Ziel für die Restsaison?
Unser Ziel ist es, noch Corona-Meister
zu werden. Das heißt, dass wir die restlichen sechs Spiele noch gewinnen wollen. Wenn es so kommen sollte, dann wären wir sicher Zweiter und werden nächste Saison in der Champions League spielen.
Ihr Vertrag in München läuft noch bis zum 30. Juni. Wie sieht Ihre Zukunft aus? Bleiben Sie beim FCB?
Derzeit laufen noch Gespräche.