Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Emotionale­r Abschied von Bärbel Martin

Erzieherin prägt fast vier Jahrzehnte den Kindergart­en Eichenau – jetzt geht es in den Ruhestand

- Von Mechtild Kniele

RIEDLINGEN - Im Rahmen eines sehr abgespeckt­en Kindergart­enfestes auf dem Freitzeitg­elände des FC Eichenau sind nicht nur die sieben Kinder verabschie­det worden, die im nächsten Jahr eingeschul­t werden, sondern auch die langjährig­e Erzieherin Bärbel Martin, die nach knapp 40 Jahren Dienst im Kindergart­en Eichenau in den Ruhestand entlassen worden ist. Angesichts der geltenden Corona-Beschränku­ngen musste auf ein großes Fest mit vielen Ehrengäste­n verzichtet werden, doch dafür gab es eine schöne Feierstund­e im Freien.

Spricht man vom Kindergart­en Eichenau, fällt der Name Bärbel Martin oder „Tante Bärbel“, wie man früher gesagt hat, denn sie war dort seit 1980 ununterbro­chen tätig und hat den Kindergart­en auch geleitet, als er unter der Trägerscha­ft der evangelisc­hen Freikirche gestanden ist. Seit 17 Jahren ist die Stadt Riedlingen Trägerin und der momentan einzügige Kindergart­en beherbergt in erster Linie Kinder aus dem Teilort Eichenau.

Dass Bärbel Martin bis zum letzten Tag engagiert arbeitet, sah man auch am Ablauf der Feier. Bescheiden stand sie im Hintergrun­d, und die sieben Kinder, die ebenfalls Abschied nahmen, weil sie im Herbst in die Schule kommen, standen zunächst im Vordergrun­d und für sie gab es das Lied „Alle Kinder lernen lesen“, stimmlich kräftig unterstütz­t von Bärbel Martin, und die selbst gebastelte Schultüte. Mit einem Rap der Kinder wurden die einzelnen Redner angesagt und Susanne Hagmann, die Gesamtleit­erin aller Kindergärt­en in Riedlingen, plauderte ein wenig aus dem Nähkästche­n, als sie erzählte, dass sie als Kind diesen Kindergart­en besucht hat und dass sie 1983 in der Eichenau ihr erstes Praktikum abgelegt und später als Erzieherin mit

Bärbel Martin gearbeitet hat. Diese sei ein sprachlich­es Talent, eine tolle Geschichte­n-Erzählerin, flexibel und spontan und habe sich auf alle Änderungen der vergangene­n 40 Jahre gut eingelasse­n. Ganz wichtig sei für Bärbel Martin eine religiöse Erziehung, geprägt von christlich­en Werten und sie konnte den Kindern christlich­e Glaubensin­halte und biblische Geschichte­n „spannend“vermitteln. Die Elternbeir­ätinnen Maria Arnold und Melanie Schmid dankten für die immer sehr gute und wertschätz­ende Elternarbe­it und Maria Arnold, die nun ein Schulkind hat und aus dem Elternbeir­at

ausscheide­t, jedoch die Nachfolge als Erzieherin antritt, konnte vor lauter Rührung kaum sprechen und auch bei Bärbel Martin flossen erste Tränen. „Klammheiml­ich“haben die Erzieherin­nen Steffi Weber und Ellen Stehle ein Lied für Bärbel Martin eingeübt, das gemeinsam mit den Eltern gesungen wurde: Nach der Melodie von „Auf der schwäb’schen Eisenbahne“gab es einen Rückblick auf die berufliche Tätigkeit von Bärbel Martin und einen Ausblick vermittelt­e der Refrain: „Du darfst jetzt in die Rente gehen, die Zeit wird schön, du wirst schon sehen.“Ein ganz persönlich­es Kochbuch mit den Lieblingsr­ezepten der Kinder bekam Bärbel Martin zum Abschied und auch ihrem Ehemann, von den Kindern „Herr Rudi“genannt – er selbst bezeichnet­e sich ironisch als „Hausmeiste­r“, wurde gedankt.

Bürgermeis­ter Marcus Schafft überbracht­e Glückwünsc­he für den Ruhestand und bescheinig­te der scheidende­n Erzieherin, dass sie immer Kreativitä­t und Liebe zu den Kindern gezeigt und ein „gut geerdetes Weltbild mit Emotionen“habe. Bärbel Martin dankte allen für die schöne und sehr persönlich­e Feierstund­e, sie blickt dankbar und zufrieden auf ihr langes Berufslebe­n zurück und brachte dies in einem von allen gemeinsam gesungenen Schlusslie­d zum Ausdruck: „Gottes Segen sei mit euch“. Vermissen werde sie unter anderem das Singen und ihre Kolleginne­n werden ebenfalls ihre „kräftige Singstimme und ihr guten Ton“fehlen.

Im Anschluss gab es viele Spielstati­onen für die Kinder, liebevoll aufgebaut von Melanie Schmid, und für die Erwachsene­n einen kleinen Umtrunk, und hier konnte jeder im persönlich­en Gespräch nochmals seine Wertschätz­ung für Bärbel Martin ausdrücken.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany