Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Was eine Gesellschaft (er)tragen muss
Bürger, Polizei und ZfP-Vertreter diskutieren über Konsequenzen aus dem Vorfall im Juli
BAD SCHUSSENRIED - Das Zentrum für Psychiatrie (ZfP) und seine Bewohner sind im Stadtbild von Bad Schussenried sehr präsent. Tagtäglich kommt es zu Begegnungen zwischen Patienten und den Bewohnern der Stadt. Meistens laufen diese Begegnungen ohne Probleme ab. Doch eben nicht immer, wie bei dem Polizeieinsatz im Juli, als ein Beamter einen psychisch kranken Mann auf offener Straße anschoss und dieser kurz darauf starb. Das ZfP hat dies zum Anlass genommen, am vergangenen Montag die Öffentlichkeit zu einer Podiumsdiskussion in die Schussenrieder Stadthalle einzuladen.
In der Diskussion ging es unter anderem um die Frage, wie Stadt, Psychiatrie und Polizei dieses Zusammenleben gestalten können – und wer dabei welche Aufgaben hat. Diese Fragen wurden abwechselnd von Schussenrieds Bürgermeister Achim Deinet, Polizeipräsident Bernhard Weber und Vertretern von Justiz und ZfP erörtert.
Deinet dankte zu Beginn ausdrücklich den Beamten des Polizeipostens Bad Schussenried für ihr umsichtiges Handeln bei dem Vorfall am 15. Juli. Die Bürger seien im Nachgang sehr besorgt gewesen, erinnerte er sich. Das Telefon habe im Rathaus mehrere Tage nicht stillgestanden. Und: „In zwei Fällen wollten sogar Bauwillige ihre Bauplätze im St. Martinsesch zurückgeben.“Bad Schussenried bekenne sich zum ZfP, betonte Deinert, „es ist mit seinen Vorgänger-Institutionen seit 145 Jahren Teil unserer Stadt“.
Stellvertretend für Kommunen der Region trage Bad Schussenried aber besondere Lasten, die das Image der Stadt nachhaltig prägten. Und es gebe auch finanzielle Folgekosten für die Kommune, sagte Deinet, zum Beispiel bei der Unterbringung von Obdachlosen, die nach einem Aufenthalt im ZfP in der Stadt blieben. „Wir haben uns an diese Belastungen zwar gewöhnt“, dies könne aber schnell umschlagen, wenn die Situation zu einem erhöhten Lebens- und Aufenthaltsrisiko in der Stadt führe.
TRAUERANZEIGEN