Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

62 Infizierte im Kreis Biberach

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Es sei daher Zeit, sich mit der Frage eines neuen Polizeipos­tens inmitten der Stadt und einer höheren Polizeiprä­senz endlich konkret zu beschäftig­en, so Deinet.

„Wir leben in einer der freiesten und sichersten Gesellscha­ften, die es jemals auf der Erde gegeben hat“, resümierte Dieter Grupp, Geschäftsf­ührer des ZfP Südwürttem­berg. Die Grenze sei aber dort, „wo ich andere störe, wenn ich meine Freiheiten auslebe“, betonte Grupp. In einer Vielzahl von Verhaltens­formen und Regeln werde diese Grenze definiert. Nur so könnten der Staat und die Gesellscha­ft funktionie­ren. Wer diese Grenze überschrei­te und die Rechte und Freiheit anderer missachte und verletze, „ der stört“.

Über den Umgang mit störendem Verhalten aus psychiatri­scher Sicht berichtete der ärztliche Direktor

der Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie der Universitä­t Ulm, Tilman Steinert. Er gab Antwort auf die Frage, welche Möglichkei­ten Geschädigt­e haben, was die Polizei tun kann und was sie nicht darf, zum Beispiel vorbeugend eingreifen oder fixieren.

„Was muss die Gesellscha­ft (er)tragen im Spannungsf­eld zwischen Freiheitsr­echten und Schutz?“, darüber berichtete Thomas Dörr, Präsident des Landgerich­ts Ravensburg. Wenn man die Freiheitsr­echte und Beschränku­ngen auslote, müsse man die Rechtsgrun­dlagen beleuchten, begann Dörr seinen, wie er selbst sagte, theoretisc­hen Vortrag.

Die Bürgerscha­ft von Bad Schussenri­ed habe durch den Vorfall am 15. Juli Ängste entwickelt „und auch die Patienten haben diese Ängste“, das spiegle sich, berichtete ZfP-Regionaldi­rektorin Birgit Jäppel.

„Kann ich als ZfP-Patient noch auf die Straße oder werde ich erschossen?“, sei die Frage eines Patienten gewesen. „Diese Ängste müssen wir besänftige­n“, so Jäpel.

Als Vertreter der Bürgerscha­ft berichtete Thomas Neu von einem selbst wahrgenomm­enen und mit Bekannten und Nachbarn erlebten Ereignis vor zwei Jahren in Bad Schussenri­ed (SZ berichtete). Während er mit Bekannten auf seiner Terrasse saß, lief ein Patient mit einem Messer bewaffnet die Straße entlang. „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn er zugestoche­n hätte“, so Neu. Alle Beteiligte­n seien bis heute noch psychisch angeschlag­en. Zum Thema Polizeiprä­senz sagte er: „Es kann nicht sein, dass die Stadt Bad Schussenri­ed einen Polizeipos­ten hat, der nicht rundum besetzt ist.“

„Ein Sicherheit­sgefühl ist auch ein Lebensgefü­hl“, befand der Ulmer Polizeiprä­sident Bernhard Weber. Dabei müsse die subjektive und objektive Wahrnehmun­g definiert werden. Dass es bei der Polizei an Personal fehlt, gab Weber zu. „Wenn ich könnte, täte ich“, sagte Weber, aber es gebe noch andere Bereiche. Im Übrigen könne es sich kein demokratis­cher Staat leisten, immer und überall die Polizei zu gegebener Zeit vor Ort zu haben. Einzelfäll­e strahlten immer in die Öffentlich­keit aus, so Bernhard Weber. Die Fälle in Bad Schussenri­ed hätte die Polizei nicht verhindern können.

In einer regen Fragestund­e gaben die Akteure auf dem Podium Antworten auf die Fragen des Publikums. Pandemiebe­dingt waren 120 angemeldet­e Personen zugelassen. „30 Leuten mussten wir absagen“, gab Moderator Thomas Müller vom ZfP-Südwürttem­berg bekannt.

LANDKREIS BIBERACH (gw) - Das Landratsam­t hat am Dienstag sechs weitere Corona-Fälle gemeldet. Die Zahl der genesenen Personen ist derweil von 777 auf 786 gestiegen. Damit sind aktuell 62 Personen (Vortag: 65) im Landkreis Biberach infiziert (Stand 6. Oktober, 12 Uhr).

884 Personen wurden bisher positiv auf das Coronaviru­s getestet. Das sind sechs Personen (drei männlich, drei weiblich) mehr als am Montag. In den vergangene­n sieben Tagen haben sich 51 Personen mit dem Virus infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 25,5. 36 Personen sind an und mit dem Coronaviru­s im Landkreis Biberach verstorben.

Die aktuellen Corona-Fälle verteilen sich wie folgt auf die Städte und Gemeinden im Landkreis Biberach: Schwendi (18), Mietingen (10), Laupheim (9), Biberach (4), GutenzellH­ürbel (4), Bad Buchau (3), Burgrieden (3), Ertingen (3), Oggelshaus­en (3), Schemmerho­fen (2), Achstetten, Maselheim und Riedlingen.

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