Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Archäologie-Förderpreis geht nach Langenenslingen
Der Verein „ALB HAT“wurde für sein Engagement um den Erhalt der Mauer auf der „Alten Burg“ausgezeichnet
STUTTGART/LANGENENSLINGEN - Dem Verein „Aktive Langenenslinger Bürger für Heimat, Archäologie und Tradition“(ALB HAT) ist am Mittwochabend der Archäologie-Förderpreis Baden-Württemberg verliehen worden. Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, – der obersten Denkmalschutzbehörde des Landes – würdigte bei der Preisübergabe das Engagement der Ehrenamtlichen zum Erhalt des kulturellen Erbes der Heimatregion. Es sei für den Verein eine besondere Auszeichnung, sagte Walter Wachter, der gemeinsam mit Petra Fichtl im Neuen Schloss in Stuttgart den Preis für „ALB HAT“in Empfang nehmen durfte. Neben dem Langenenslinger Verein wurden weitere drei Preisträger aus den Kreisen Emmendingen, Göppingen und dem RheinNeckar-Kreis ausgezeichnet.
„Ehrenamt erfordert Einsatz, Kreativität, Eigeninitiative, Ausdauer und Verlässlichkeit. Diese Eigenschaften und die Liebe zur Archäologie sind Antrieb für das herausragende ehrenamtliche Engagement der diesjährigen Preisträger. Ich beglückwünsche Sie zur Auszeichnung und wünsche Ihnen weiterhin viel Elan für die kommenden Projekte“, so die Staatssekretärin. „Die diesjährigen Preisträger aus allen vier Regierungsbezirken veranschaulichen auf beeindruckende Weise die landesweite große Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für die Arbeit der Denkmalpflege.“
„Es ist der Wüstenrot Stiftung eine besondere Freude, auch in diesem besonderen Jahr den renommierten Archäologie-Preis Baden-Württemberg vergeben zu können. Er soll den Preisträgern Würdigung, Ehre und Ansporn zugleich sein!“sagte Joachim E. Schielke, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Stiftung.
„Der Beitrag, den die ehrenamtlichen Mitarbeiter für die Landesarchäologie leisten, ist so bedeutend, dass wir der Wüstenrot Stiftung sehr dankbar sind, dass sie auch unter ‚Corona-Bedingungen‘ nicht darauf verzichten wollte, diesen mit diesem wichtigen Preis zu würdigen“, betonte Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart und Vorsitzender der Preisjury.
Den mit 4000 Euro dotierten Förderpreis überreichte die Staatssekretärin an Petra Fichtl und Walter Wachter, die stellvertretend für sehr viele engagierte Vereinsmitglieder den Preis entgegennahmen. „Für den sehr jungen Verein ist das eine sehr hohe Auszeichnung“, bedankte sich Walter Wachter. In ihrer Laudatio ging Schütz auf den Langenenslinger Verein ein. 2016 war er gegründet worden, um zunächst Teile eines originalen Mauerabschnittes der hallstattzeitlichen Monumentalanlage „Alte Burg“auf einem Bergsporn im Wald bei Langenenslingen zu erhalten. Derzeit hat der Verein etwa 30 Mitglieder und wird von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet.
Ziel des Vereines war es zunächst, die Entdeckungen, die im Rahmen eines Forschungsprojektes am Landesamt für Denkmalpflege auf der „Alten Burg“bei Langenenslingen, Landkreis Biberach gemacht worden waren, der Nachwelt zu erhalten. Insbesondere Teile der
Der wird seit 1981 alle zwei Jahre im Rahmen einer Festveranstaltung durch das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, die Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e. V. und den Förderkreis für Archäologie in Baden e. V. verliehen.
Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamtes mächtigen Mauer sollten gesichert und öffentlich zugänglich gemacht werden. Dabei stellte die Topographie die ehrenamtlichen Helfer vor besondere Herausforderungen: Der Mauerabschnitt, der erhalten werden sollte, steht mitten im Wald und ist schwer zugänglich und mit Maschinen kaum erreichbar. Deshalb sicherten und restaurierten die Vereinsmitglieder in den Jahren 2018 und 2019 nach Feierabend und in ihrer Freizeit, in gut 3700 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden, den ausgewählten Mauerabschnitt aus Originalmaterial an Ort und Stelle und von Hand. Seitdem kann man sich vor Ort ein Bild vom architektonischen Know-How der frühen Kelten
für Denkmalpflege, entscheidet eine Jury über die Vergabe des Preises. Die Wüstenrot Stiftung stiftet seit dem Jahr 2000 den Archäologie-Preis Baden-Württemberg. Allen Preisträgern überreichte Staatssekretärin Katrin Schütz eine Urkunde und eine Nachbildung der Goldschale aus dem keltischen Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf im Kreis Ludwigsburg. (sz) machen. Coronabedingt konnte der Mauerabschnitt bisher noch nicht präsentiert werden, sagte Wachter, der sich beim Langenenslinger Bürgermeister Andreas Schneider, der den Verein sehr unterstütze und für den Preis vorgeschlagen hatte, herzlich bedankte. Auch den beiden Archäologen Prof. Dirk Krausse und Dr. Leif Hansen galt sein Dank, mit der Bitte um weitere Unterstützung durch das Landesdenkmalamt, um noch mehr „über die Rätsel der Steine zu erfahren“.
Den mit 8000 Euro dotierten Hauptpreis teilen sich Günter Kreß aus Meckesheim und Winfried Poldrack aus Salach. Beide engagieren sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Archäologie in ihren Landkreisen. Kreß ist seit 30 Jahren ehrenamtlich im Rhein-Neckar-Kreis und für das Kurpfälzische Museum Heidelberg tätig. Seit dem Jahr 2000 ist er als offiziell ehrenamtlich Beauftragter unermüdlich für die archäologische Denkmalpflege im südlichen Bereich des Rhein-Neckar-Kreises tätig. Seitdem er beim Umgraben des eigenen Gemüsegartens archäologische Artefakte entdeckt hatte und beim damaligen Landesdenkmalamt ablieferte, steht er in Kontakt mit der Landesarchäologie.
Der zweite Preisträger des Hauptpreises, Winfried Poldrack, ist seit den 1980er Jahren der Landesarchäologie verbunden und wirkt seit über 30 Jahren für sie als ehrenamtlicher Mitarbeiter. In seiner Jugend fuhr er zur See und entdeckte dabei sein Interesse für fremde Kulturen und die Vergangenheit. Seit Mitte der 1980er Jahre gehört er zum Kreis der ehrenamtlichen Mitarbeiter der Kreisarchäologie Göppingen und engagierte sich im „Archäologischen Arbeitskreis“des Geschichtsund Altertumsvereins Göppingen. Seit 2002 arbeitet der (Un)-Ruheständler bei fast allen Sondierungen, Notbergungen, Ausgrabungen und Geländebegehungen mit, führt Baustellenbegleitungen durch und unterstützt die Kreisarchäologie bei der Fundbearbeitung. Ein Highlight seiner Arbeit war die wissenschaftliche Freilegung und Dokumentation der Fossillagerstätte „Fischsaurierfriedhof Eislingen“zwischen 2002 und 2006.
Erstmals wurde in diesem Jahr ein zusätzlicher Sonderpreis ausgelobt, den Hans Jürgen van Akkeren aus Kenzingen im Landkreis Emmendingen erhielt. Er verkörpert einen neuen Typus von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Denkmalpflege. Er setzt moderne digitale Methoden sowohl für die Vermittlung als auch für die Organisation ehrenamtlicher Arbeit ein.