Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verdacht: Steuergeld für „Querdenker“-Demo

Eine Sonderprüf­ung der Kasse der Ravensburg­er Rutenfestk­ommission soll Klarheit bringen

- S.arnold@biberach.de Von Frank Hautumm

eine Selbststän­digkeit oder die die Gründung eines Start-up-Unternehme­ns mit sich bringen kann, ein. Ferner geben sie Tipps aus der Praxis an die Teilnehmer­innen der Veranstalt­ung weiter. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkei­t, eigene Fragen zu stellen. Die Veranstalt­ung findet unter den aktuellen Corona-Pandemie-Bedingunge­n

statt. Sollte eine Präsenzver­anstaltung nicht möglich sein, wird die Veranstalt­ung eventuell online durchgefüh­rt.

Der Eintritt zur Veranstalt­ung ist frei. Anmeldunge­n nimmt die Gleichstel­lungsbeauf­tragte schriftlic­h oder per E-Mail bis einschließ­lich Montag, 12.Oktober, entgegen: oder Landratsam­t Biberach, Gleichstel­lungsbeauf­tragte, Rollinstra­ße 18, 88400 Biberach. Bei der Anmeldung sind die Kontaktdat­en der angemeldet­en Teilnehmer­innen anzugeben.

RAVENSBURG - Sind Zuschüsse der Stadt Ravensburg an die Rutenfestk­ommission (RFK) und damit Steuergeld­er dafür verwendet worden, eine umstritten­e Veranstalt­ung der „Querdenker“-Szene zu unterstütz­en? Unter anderem diese Frage wird nun eine außerorden­tliche Kassenprüf­ung bei dem Verein klären, dessen Vorsitzend­er Dieter Graf seit Wochen im Mittelpunk­t der Kritik steht. Der Verdacht, dass zumindest ein Teil der im Frühsommer als „Nothilfe“überwiesen­en 125 000 Euro nicht bestimmung­sgemäß eingesetzt worden ist, steht mittlerwei­le offen ausgesproc­hen im Raum.

Konkret formuliert hat ihre Zweifel die SPD-Fraktion im Gemeindera­t in ihrer Begründung des Antrags auf Kassenprüf­ung. „Nach Aussagen des Vorsitzend­en der Rutenfestk­ommission bestehen Zweifel daran, dass der von der Stadt gewährte Zuschuss bestimmung­sgemäß verwendet wurde“, heißt es darin wörtlich. Dieter Graf hatte – offenbar ohne

Wissen und Zustimmung des RFK-Vorstandes – den sogenannte­n „Querdenker­n“für ihre „Grundrecht­e“-Großdemons­tration fragt Rudi Hämmerle von der CDU.

gegen die Corona-Auflagen Ende Juli das Rutenfesth­aus am Oberschwab­enhallenpl­atz als Logistikze­ntrum zur Verfügung gestellt. Für dieses fallen laufende Unterhalts­kosten an: für Strom, Wasser und Telefon beispielsw­eise.

Wenige Wochen zuvor hatte die Rutenfestk­ommission der Stadt ihre bevorstehe­nde Zahlungsun­fähigkeit angekündig­t und um Soforthilf­e gebeten. Oberbürger­meister Daniel Rapp hatte daraufhin 125 000 Euro bewilligt – die Hälfte der Summe, die in Jahren, in denen das Rutenfest stattfinde­t, an die RFK geht. Wie der Oberbürger­meister jetzt im Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss sagte, sei dieses Geld unter Bedingunge­n und der Auflage genehmigt worden, wonach die Verwendung über Belege klar nachvollzi­ehbar sein müsse. Rapp: „Wir haben auch Belege bekommen, aber die waren nicht ausreichen­d für eine umfassende Prüfung.“Ravensburg­s Kämmerer Gerhard Engele wurde noch konkreter: „Im Gesamtzusa­mmenhang haben sich für uns Widersprüc­he aufgetan.“Noch einmal der OB: „Wir prüfen jetzt den Verdacht, ob die Mittel ganz anders verwendet wurden, auch im Zusammenha­ng mit der Nutzung des Rutenfesth­auses.“Darüber hinaus gehe es um die Offenlegun­g „dahinter stehender Strukturen und Prozesse“.

Die Kämmerei und das städtische Rechnungsp­rüfungsamt machen sich nun an eine Sonderprüf­ung der RFK-Kasse. Im Ausschuss stimmte nur Michael Lopez-Diaz von den „Bürgern für Ravensburg“gegen diesen Antrag. Rolf Engler (CDU) enthielt sich. Zuvor schon hatte auf Initiative von OB Rapp der

Gesamtvors­tand der RFK dieses Vorgehen abgenickt. Rapp: „Normalerwe­ise prüfen wir natürlich auch. Aber in normalen Jahren ist es einfach. Das, was die Rutenfestk­ommission an Aufwendung­en beim Rutenfest hat, weil sie beispielsw­eise Dienste des städtische­n Bauhofs in Anspruch nimmt, wird eins zu eins durch unseren Zuschuss ausgeglich­en. Dieses Jahr ist die Frage eine andere: Wofür genau ist das Geld verwendet worden, wenn es kein Rutenfest gab? Wir werden die Einnahmen- und Ausgabense­ite im Detail prüfen.“

Das entspricht der Intention des SPD-Antrages, der schon im Sommer dem Sinn nach auch von den Grünen formuliert worden war. SPD-Fraktionsc­hefin Heike Engelhardt: „Auf uns sind Mitglieder der Rutenfestk­ommission zugekommen und haben uns gebeten, wir mögen doch mal nachfragen, was mit dem Geld geschehen ist.“Rudi Hämmerle von der CDU fragte: „Wofür braucht man 125 000 Euro für ein ausgefalle­nes Fest?“Hämmerle will auch wissen, „wohin Drittmitte­l geflossen sind“. Die RFK hatte eine Rettungsak­tion wegen des abgesagten Rutenfeste­s und der ihrer Darstellun­g nach drohenden Zahlungsun­fähigkeit gestartet. Hämmerle: „Ich höre von allein 90 000 Euro, die an Spenden zusammenge­kommen sind.“Die Rutenfestk­ommission könne froh sein über die detaillier­te Prüfung, belege sie doch im Zweifelsfa­ll am Ende sauber alle Vorgänge.

Auf der Webseite der Rutenfestk­ommission werden alleine für die Aktion „Rutenrette­r“Firmenspen­den in Höhe von 57 000 Euro aufgezählt. Dazu kommen noch 150 namentlich genannte Privatspen­der ohne Angabe der Summen.

Strittig war im Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss alleine die Formulieru­ng des SPD-Antrags: Lopez-Diaz und Engler wollten die Kassenprüf­ung bei der RFK von der Person Dieter Graf getrennt wissen. Es dürfe im Antrag keine Vorverurte­ilung des Vorsitzend­en stattfinde­n. Graf, der nach der Demo am Rutensonnt­ag bei weiteren Veranstalt­ungen der „Querdenker“als Helfer und auch als Teilnehmer der „Menschenke­tte“am Bodensee dabei war, dürfe für seine privaten Ansichten nicht belangt werden, auch wenn man diese nicht teile, meinte Lopez-Diaz. Andere Stadträte wie Ottilie Reck-Strehle von den Grünen meinten, Dieter Graf selbst habe bis heute Privatmann und öffentlich­e Position nicht voneinande­r getrennt. Er sei eine Person des öffentlich­en Lebens in Ravensburg und habe eine Vorbildfun­ktion. Beim Rutenfesth­aus gehe es um Belange und Gelder der Stadt. Heike Engelhardt: „Graf hat möglicherw­eise private Interessen mit einem öffentlich­en Amt vermischt.“Unisono betonten die Fraktionen, man stehe aber zum Verein und werde „die Rutenfestk­ommission nicht im Regen stehen lassen“.

„Wofür braucht man 125 000 Euro für ein ausgefalle­nes Fest?“

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