Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Auf seinem Weg bis ans gute Ende
LeBron James führt die Los Angeles Lakers zur Meisterschaft in der Basketball-Liga NBA – ihrer 17. und seiner vierten
ORLANDO (dpa/SID) - Nach der Feier mit Pokalen und Konfetti auf dem Parkett und Champagnerduschen in der Kabine gönnte sich LeBron James eine Zigarre. Lange Züge, großes Grinsen – der 35-Jährige war zufrieden. Zehn Jahre nach dem bislang letzten Titel der Los Angeles Lakers hatte er das glamouröseste Team in der stärksten Basketball-Liga der Welt am Sonntag (Ortszeit) zur 17. Meisterschaft geführt, das 106:93 (64:36) gegen die Miami Heat war eine Machtdemonstration. Neben den Boston Celtics sind die Lakers nun Rekordmeister. James gewann seinen vierten NBA-Titel, zum vierten Mal auch war er der wertvollste Spieler („MVP“) der Finalserie. Mit drei verschiedenen Teams hatte das noch niemand geschafft.
Womöglich fühlte sich LeBron James mit der Zigarre und der Meistermütze auf dem Kopf also ein kleines bisschen so, wie es sein Trainer Frank Vogel Minuten zuvor formuliert hatte: „Er ist der größte Spieler, den das Basketball-Universum jemals gesehen hat.“
LeBron James oder Michael Jordan – für viele Fans und Profis in der NBA ist die Debatte um den größten Basketballer der Geschichte eine Glaubensfrage, die sich angeregt diskutieren, aber nicht abschließend beantworten lässt. Michael Jordan hat sechs Meisterschaften geholt und die Liga mit den Chicago Bulls in den 1990er-Jahren dominiert. James dagegen prägt die NBA bereits über einen viel längeren Zeitraum – mit seinen zehn Teilnahmen an einer NBA-Finalserie kann Jordan nicht mithalten. Auch auf 260 Spiele in den Play-offs kommt Jordan nicht ansatzweise. LeBron James ist damit seit Sonntag Rekordhalter und hat mehr Minuten in der wichtigsten Saisonphase gespielt als viele Profis im Verlauf ihrer Karrieren überhaupt jemals in der NBA-Hauptrunde.
James spielt die Bedeutung dieses Vergleichs oft herunter. Die latente
Kritik, das Infragestellen seiner eigenen Größe aber fuchsen ihn dann doch. Nachdem er den Pokal für den Finals-MVP in die Hand genommen hatte, sagte er in seiner Rede: „Wir wollen einfach Respekt. Rob (Pelinka, der Lakers-Manager; d. Red.) will Respekt. Coach Vogel will Respekt. Unsere Organisation will Respekt, Laker-Nation will Respekt. Und ich will auch verdammten Respekt.“
Zum 28. Mal gelang James gegen die Heat in den Play-offs ein TripleDouble aus zweistelligen Werten in den wichtigsten Statistikkategorien, 28 Punkte, 15 Rebounds und zehn Assists verbuchte er. In den Play-offs hat nur Magic Johnson mehr TripleDoubles. in einer Finalserie niemand.
James holte zwei Titel mit den Miami Heat, einen mit den Cleveland Cavaliers in seinem Heimatstaat Ohio – und nun einen mit den Lakers, die zwar Tradition und Glamour hatten, aber seit 2010 nicht mal mehr ins Finale der Western Conference gekommen waren. „Das Gefühl, etwas beweisen zu müssen, hat mich angetrieben die vergangenen eineinhalb Jahre“, sagte James. „„Ich wollte dieses Team dahin zurückbringen, wo es hingehört. Teil eines so historischen Clubs zu sein, ist ein unglaubliches Gefühl.“Aber: „Es gab immer etwas
Zweifel.“In seinem ersten Jahr in Los Angeles verletzte sich James, nach acht Jahren als Dauergast in einer Finalserie verpasste er mit seinem Team – auch deswegen – die Play-offs komplett.
Doch der Kümmerer (als den ihn seine Kollegen beschreiben), wuchtete gemeinsam mit seinem Kumpel Anthony Davis die ganze Gruppe erst in den Status eines Favoriten, dann zum besten Team des Westens und schließlich gegen die starken Heat um einen lange überragenden Jimmy Butler zum Titel. „Frank Sinatra würde sagen: ,I did it my way‘“, erklärte James schon vor der ersten Begegnung mit Miami.
Dieser – sein – Weg, der auch das Nutzen seiner Plattform für soziale Gerechtigkeit beinhaltet, der Appelle gegen Rassismus einschließt und das engagierte Bemühen, Menschen zum Wählen zu animieren, ist ihm ohnehin das Wichtigste. „Basketball als Spiel wird mich überleben“, sagte er zuletzt. Es werde neue Spieler geben, neue Stars. Das könne er nicht beeinflussen. Deshalb sei seine Maxime: „Wie ich mich bewege, wie ich laufe, was ich predige, worüber ich rede und wie ich die nächste Generation inspiriere, das ist das, was mir am meisten bedeutet.“
Die NBA-Finalserien seit 2010: 2020: Los Angeles Lakers – Miami Heat 4:2; 2019: Toronto Raptors – Golden State Warriors 4:2; 2018: Golden State Warriors – Cleveland Cavaliers 4:0; 2017: Golden State Warriors – Cleveland Cavaliers 4:1; 2016: Cleveland Cavaliers – Golden State Warriors 4:3; 2015: Golden State Warriors – Cleveland Cavaliers 4:2; 2014 San Antonio Spurs – Miami Heat 4:1; 2013 Miami Heat – San Antonio Spurs 4:3; 2012: Miami Heat – Oklahoma City Thunder 4:1; 2011: Dallas Mavericks – Miami Heat 4:2; 2010: Los Angeles Lakers – Boston Celtics 4:3.