Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In Ruhe darüber nachdenken
Es mag ja sein, dass die Initiative von Hinterbänklern aus dem Bundestag oder von weniger bekannten Politikern kommt. In der nachrichtenärmeren Zeit haben die Volksvertreter aus der zweiten Reihe immer ein sicheres Gespür dafür entwickelt, wie sie mit einer gewagten These in die Öffentlichkeit kommen. Wegen Corona die Weihnachtsferien zu verlängern und dementsprechend Oster- oder Sommerferien zu verkürzen, ist so ein Impuls, der zu einem Aufreger-Thema taugt.
Dennoch sollte in Ruhe über den jetzigen Vorschlag nachgedacht werden, denn mit der notwendigen Vorlaufzeit, und die wäre gegeben, könnten einige Organisationsschwierigkeiten für Schulen wie Eltern gelöst oder abgemildert werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Pandemie im Winter auf hohem Niveau in der Bundesrepublik existent ist, dürfte hoch sein. Eine vorausschauende Politik könnte diese Prognose berücksichtigen. Wenn dadurch plötzliche und eher chaotisch ablaufende Schulschließungen verhindert werden könnten, sollte das Für und Wider seriös erörtert werden.
Reflexartige Antworten wie Bildungspolitik sei Ländersache, die Bundespolitiker sollten sich um ihre Dinge kümmern, sind eher zu vernachlässigen. Auch das Argument, dass eine bereits heute angekündigte Veränderung von Ferienzeiten die Eltern bei der Betreuung zu sehr belaste, wie etwa von Südwest-Ministerpräsident Winfried Kretschmann verkündet, gilt es ernsthaft zu hinterfragen. Ist es für berufstätige Eltern wirklich besser, wenn spontan geschlossen werden muss? Auch der Hinweis von Kultusministerin Susanne Eisenmann, die Schulleitungen seien schon jetzt sehr belastet, führt in die falsche Richtung.
Die Corona-Pandemie bringt alle Bereiche des Lebens in große Probleme. Es geht jetzt nicht darum, den Schulen zusätzliche Komplikationen aufzubürden. Aufgrund der Pandemie-Entwicklung werden auch in Zukunft zahlreiche Entscheidungen de facto erzwungen werden. Jetzt gilt es eine Idee zu analysieren. Sollte sie nicht tragen, dann müssen die Argumente dagegen überzeugend sein.