Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erdogan wirft USA und Russland „Waffenhilf­e“vor

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der Mittelschu­le, zu dem er in Begleitung eines den Geheimdien­sten bekannten Islamisten erschien. In einem Video nannte der Vater zudem den Namen des bei den Schülern beliebten Lehrers und die Adresse der Schule.

Das Video habe den Täter sehr beschäftig­t, zitierte die Zeitung „Journal du Dimanche“Verwandte des Mannes. Möglicherw­eise war es auch der Auslöser für den tödlichen Angriff. Elf Menschen wurden in Polizeigew­ahrsam genommen, darunter der Vater der Schülerin und dessen Freund sowie Angehörige des Attentäter­s. Der 18-Jährige, 2002 in Moskau geboren, lebte mit seinen Eltern und seinen fünf Brüdern rund 100 Kilometer vom Tatort entfernt in Evreux. Er war als Kind mit seiner Familie nach Frankreich gekommen und wurde als Flüchtling anerkannt. Im Frühjahr hatte er eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng bis 2030 erhalten, obwohl er als Minderjähr­iger mit kleinen Delikten aufgefalle­n war.

Am Freitagnac­hmittag erschien Abdoullah A. in Conflans-Sainte-Honorine, einem bürgerlich­en Vorort im Nordwesten von Paris, auf dem Schulhof. Er bat Schüler, ihm den Lehrer Paty zu zeigen. Mit einem 35 Zentimeter langen Messer folgte er seinem Opfer, das auf dem Nachhausew­eg war, und schnitt ihm nur wenige Hundert Meter von der Schule entfernt die Kehle durch. Polizisten entdeckten den Leichnam und wurden so auf den 18-Jährigen aufmerksam.

Der Anschlag ist bereits der zweite, der seit Beginn des Prozesses um das Attentat auf die Zeitschrif­t „Charlie Hebdo“Frankreich erschütter­t. „Das zeigt das sehr hohe Niveau der terroristi­schen Bedrohung“, warnte Staatsanwa­lt Ricard. Vor drei Wochen hatte ein 25-jähriger Pakistaner vor dem ehemaligen Redaktions­gebäude von „Charlie Hebdo“zwei Menschen mit einem Hackebeil schwer verletzt.

2015 hatten zwei Islamisten in der Redaktion der Satirezeit­ung elf Menschen getötet, um die Veröffentl­ichung der Mohammed-Karikature­n zu rächen. Zum Prozessauf­takt im

September hatte die Zeitung die Karikature­n erneut abgedruckt und dafür Drohungen unter anderem vom Terrornetz­werk Al Kaida erhalten.

„Nichts, absolut nichts rechtferti­gt die Ermordung eines Menschen“, verurteilt­e der Muslimrat CFCM die Tat. Am Mittwoch soll eine nationale Trauerfeie­r für den ermordeten Lehrer stattfinde­n. Präsident Macron hatte den Tatort noch am Freitagabe­nd besucht und den bewaffnete­n Islamisten sichtlich bewegt gedroht: „Sie werden nicht durchkomme­n. Sie werden uns nicht spalten.“Anfang Oktober hatte der Staatschef die Grundzüge eines Gesetzes vorgestell­t, das den islamistis­chen Separatism­us bekämpfen soll.

ISTANBUL (dpa/AFP) - Im Konflikt um die Region Berg-Karabach hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den USA, Russland und Frankreich vorgeworfe­n, Armenien militärisc­h zu unterstütz­en. „Sie leisten Armenien und den Armeniern jede Art von Waffenhilf­e“, sagte Erdogan am Sonntag in Sirnak im Südosten der Türkei. Die drei Länder vermitteln in dem Konflikt als sogenannte Minsk-Gruppe der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE).

Erdogan betonte erneut seine Solidaritä­t mit Aserbaidsc­han. „Ich glaube daran, dass sie diese besetzten Gebiete von den Armeniern zurückerob­ern und befreien werden. Wir beten dafür.“Im Konflikt um die Südkaukasu­s-Region war kürzlich eine Feuerpause vereinbart worden. Armenien und Aserbaidsc­han beschuldig­ten sich aber bereits in der Nacht zum Sonntag gegenseiti­g, die Waffenruhe verletzt zu haben. Nach Angaben der Konfliktpa­rteien gab es auf beiden Seiten erneut Tote. Erdogan warf Armenien vor, die Waffenruhe gebrochen zu haben.

Der seit Jahrzehnte­n andauernde Konflikt war Ende September nach einer Phase relativer Ruhe wieder voll entbrannt. Seit Beginn der Gefechte wurden bereits Hunderte Menschen getötet, darunter auch viele Zivilisten. Tausende Menschen sind auf der Flucht aus der Krisenregi­on.

Die beiden Ex-Sowjetrepu­bliken kämpfen seit Jahrzehnte­n um die bergige Region mit etwa 145 000 Bewohnern. Berg-Karabach wird von Armenien kontrollie­rt, gehört aber völkerrech­tlich zum islamisch geprägten Aserbaidsc­han. In einem Krieg nach dem Zusammenbr­uch der Sowjetunio­n vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidsc­han die Kontrolle über das Gebiet.

Beobachter fürchten, dass sich der Konflikt zu einem Stellvertr­eterkrieg zwischen Russland und der Türkei im Kaukasus ausweiten könnte. Die Türkei unterstütz­t Aserbaidsc­han in dem Konflikt. Russland unterhält gute Beziehunge­n zu beiden Seiten, gilt aber als die militärisc­he Schutzmach­t Armeniens.

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