Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Acht Spuren für die Adenauerbrücke?
IHK Schwaben und Ulm fordern beim geplanten Neubau in Ulm große Lösung
ULM - Die Ausschüsse für Verkehr und Logistik der Industrie- und Handelskammern (IHK) Schwaben und Ulm haben sich in einer gemeinsamen Sitzung in Neu-Ulm einstimmig für eine „große Lösung“beim bevorstehenden Neubau der Adenauerbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm ausgesprochen. Das Bauwerk über die Donau ist chronisch überlastet, weil täglich etwa 100 000 Fahrzeuge darüberrollen. Deshalb soll es in den nächsten Jahren durch einen Neubau ersetzt werden.
„Hier wird eine neue Brücke für die nächsten 70 bis 100 Jahre errichtet, die dann auch in der Lage sein muss, die Anforderungen der Zukunft zu erfüllen“, erklärten die beiden Ausschuss-Vorsitzenden Harald Seifert (Ulm) und Josef Brandner (Schwaben). An die Kommunalpolitik appellierten sie: „Bei diesem Neubau haben wir die einmalige Chance, mehr zu tun, als nur ein bauliches Problem der Gegenwart zu lösen. Hier geht es darum, die Hauptverkehrsachse durch Ulm und Neu-Ulm zukunftsfest zu machen.“
Seifert und Brandner betonten: „Diese Brücke ist entscheidend für die räumliche Erschließung des weiter wachsenden gemeinsamen Wirtschaftsraums. Auf ihr bündeln sich die Verkehrsströme von den Bundesstraßen
B 10, B 19, B 28, B 30 und B 311 über die Landesgrenze Bayern/Baden-Württemberg hinweg und überlagern sich mit dem ,Binnenverkehr zwischen Ulm und Neu-Ulm, für den die Adenauerbrücke ebenfalls den wichtigsten Übergang der beiden Städte über die Donau darstellt.“
Den Bedarf zeige auch die Verkehrsprognose des für den Neubau zuständigen Staatlichen Bauamts Krumbach. Demnach werde bis 2035 der Verkehr auf diesem Streckenabschnitt weiter anwachsen. Zwischen sechs und zehn Prozent mehr Fahrzeuge würden den Abschnitt täglich befahren. Andererseits würde eine achtspurige Brücke die anderen Brücken
im Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm deutlich vom Verkehr entlasten. Vor diesem Hintergrund befürworteten die Ausschüsse und die Vertreter des Arbeitskreises Ulm/Neu-Ulm eine bauliche Lösung mit acht Spuren, die deutlich mehr Flexibilität für die vorgesehene Nutzungsdauer biete und zudem für das Verkehrsaufkommen eine bessere Abwicklung der Verkehre ermöglicht. Auch werde nur so der Spielraum ermöglicht, von Beginn an oder zu einem späteren Zeitpunkt eine eigene Spur für den öffentlichen Nahverkehr oder sonstige künftig bevorrechtigte Verkehre auszuweisen.
Der Neubau der Brücke erfordert aus Sicht der Kammern zudem ein genau abgestimmtes Vorgehen mit anderen Baumaßnahmen, gerade auch im Hinblick auf den erforderlichen Ersatzneubau der Gänstorbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm, der zeitlich davor geplant ist. Aus Sicht der Gremien darf es nicht zu so enormen Verkehrsproblemen in der Doppelstadt oder auf den zulaufenden Strecken kommen, wie sie vor rund zehn Jahren beim Beginn der Sanierung des Westringtunnels der B 10 aufgetreten seien.
Für die gesamte Wirtschaft der grenzüberschreitenden Region sei die verkehrliche Anbindung an überregionale, europäische und weltweite Absatz- und Beschaffungsmärkte existenziell, schreiben die Kammern. Aber auch der intraregionale Warenaustausch, die Ver- und Entsorgung aller Wirtschafts- und Lebensbereiche, könne nur mit einer gut erhaltenen und ausgebauten und damit leistungsfähigen Infrastruktur bewältigt werden. Letztere sei auch für die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, in der Freizeit und im Tourismus überaus bedeutend.
Die Adenauerbrücke wurde in den 1950er-Jahren gebaut und in den 70er-Jahren auf sechs Spuren erweitert. Heute ist sie die am stärksten befahrene Brücke in Ulm und Neu-Ulm. Weil das Verfahren für einen Neubau aufwendig ist, wird wohl frühestens 2024 damit begonnen. Die Kosten belaufen sich auf mindestens 20 Millionen Euro bei einem sechsspurigen Neubau. Bei acht Spuren gehen Fachleute bislang von circa 26 Millionen Euro aus.
Neu-Ulms Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger, Ulms Baubürgermeister Tim von Winning sowie das federführend für den Bau zuständige Staatliche Bauamt in Krumbach informieren am Mittwoch, 21. Oktober, via Livestream über den Stand des Vorhabens sowie relevante Planungsgrundlagen und -ergebnisse. Bürger haben die Möglichkeit, sich über die Webseiten der Städte und in den Livestream einzuwählen.