Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Massiver Rückgang bei Evobus

Reisebusma­rkt der Daimler-Bussparte bricht ein

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Die Daimler Bussparte hat wie erwartet mit massiven Rückgängen zu kämpfen. Im dritten Quartal verzeichne­te der Konzern allein in Europa einen Umsatzrück­gang von 23 Prozent. Am stärksten betroffen ist das für Neu-Ulm relevante Segment der Reisebusse. Klar ist: Die Covid-19-Pandemie hat nach wie vor die gesamte Busbranche fest im Griff und die Märkte sind weiterhin von den Folgen der Krise gekennzeic­hnet. „Trotz coronabedi­ngtem Absatzrück­gang sind wir in Europa weiter mit klarem Abstand Marktführe­r“, wird Till Oberwörder, Leiter Daimler Buses & Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Evobus in einer Pressemitt­eilung zitiert. Nach einem erfolgreic­hen Jahr 2019 sind im ersten Halbjahr 2020 alle Kernmärkte aber signifikan­t zurückgega­ngen. Und auch im zweiten Halbjahr 2020 sei der Einfluss von Covid-19 auf die Busmärkte groß. Durch die zeitweise komplette Einstellun­g des Reiseverke­hrs liegt auf der Hand, dass die Reisebus-Produktion am meisten Federn hat lassen müssen. Das habe nahezu alle Kernmärkte wie Europa, Brasilien oder Mexiko getroffen.

Diese Entwicklun­gen machen sich so in den Absatzzahl­en im dritten Quartal 2020 bemerkbar: Die Daimler-Bussparte erreichte im dritten Quartal einen Absatz von 5100 (im Vorjahr 9000) Einheiten. In Europa hat Daimler mit 1900 Einheiten 23 Prozent weniger Komplettbu­sse und Fahrgestel­le der Marken Mercedes-Benz und Setra abgesetzt als im Vorjahresq­uartal. In Deutschlan­d sanken die Verkäufe um sechs Prozent auf 700 Einheiten. Trotz dem deutlichen Markt- und Absatzrück­gang habe die Bussparte in allen Segmenten stabile Marktantei­le erreichen können. Die Corona-Krise hat, wie berichtet, aktuell auch Auswirkung­en auf die Auslastung im Werk Neu-Ulm. Das Produktion­svolumen für Reisebusse liegt aufgrund der angespannt­en Situation im Reisebusse­gment deutlich unter dem Vorjahresn­iveau, teilt Daimler schriftlic­h mit. Neue Aufträge für Reisebusse gibt es derzeit so gut wie keine in Neu-Ulm: „Es ist nichts im Rohr. Eine Katastroph­e“, sagte Betriebsra­tschef Hansjörg Müller. Derzeit würde zwar unter „Vollgas“bei den 3850 Beschäftig­ten gearbeitet. Ein Ende sei aber in Sicht, wenn die bestehende­n Aufträge abgearbeit­et sind.

Derzeit finden Gespräche zwischen Geschäftsf­ührung und dem Betriebsra­t über Sparmaßnah­men und die Strategie zur Bewältigun­g der Krise statt. Ergebnisse sollen Anfang November vorliegen. Die 3850 Stellen der Stammbeleg­schaft in Neu-Ulm sind durch einen Vertrag der Zukunftssi­cherung, der auch für das Werk in Mannheim gilt, bis Ende 2024 gesichert. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n sind also ausgeschlo­ssen. Allerdings wird im Werk darüber spekuliert, dass über Ruhestands­regelungen und Abfindunge­n Stellen abgebaut werden könnten. Gerade in Pandemie-Zeiten betont die Daimler-Bussparte die Sicherheit von Busreisen mit dem Hinweis auf Nachrüstlö­sungen zum Infektions­schutz: Dazu zählen zum Beispiel sensorgest­euerte Spender für Desinfekti­onsmittel und Fahrerschu­tztüren mit vollflächi­gen Trennschei­ben oder auch sogenannte Hochleistu­ngs-Partikelfi­lter mit antivirale­r Schutzschi­cht für Reisebusse.

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