Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Winterpremiere für den neuen Bauhoflaster
Der Umgang mit dem Räumgerät will gelernt sein – Geräumt wird nach Prioritäten
RIEDLINGEN - Wird der Winter so mild wie der vorige? Der Riedlinger Bauhof ist auf jeden Fall vorbereitet. Bislang genügten ein paar Schaufeln Streusalz, mit denen an neuralgischen Punkten wie auf Brücken gegen morgendlichen Frost angegangen wurde. Erstmals kann sich der neue MAN-Laster, der in diesem Jahr in Betrieb genommen wurde, auch im Räum- und Streudienst bewähren.
Markus Steinhardt vom Tiefbaumt ist auch für den Winterdienst zuständig. Ein Stamm von 14 Mitarbeitern des Bauhofs seien in den Räum- und Streudienst eingebunden, erzählt er. Je sieben Mitarbeiter in zwei Gruppen stehen im wöchentlichen Wechsel auf dem Dienstplan. Drei davon sind in der sogenannten Handkolonne unterwegs: Sie kümmern sich in der Kernstadt vor allem um die Gehwege. Rund 55 Stellen gilt dabei ihr besonderes Augenmerk; das sind vor allem Bushaltestellen und Fußgängerüberwege. Zwei kleinere Fahrzeuge stehen zum Räumen und Streuen auf Rad- und Gehwegen zur Verfügung. Auf den Straßen werden zwei Großfahrzeuge eingesetzt: Zum einen der Fendt-Traktor, zum anderen der Lastwagen, der heuer für für 240 000 Euro neu beschafft wurde. Sein Vorteil sei die kurze Rüstzeit: In zehn Minuten können Pritsche und Ladekran gegen Räumschild und Streugerät getauscht werden – und umgekehrt. Das Fahrzeug wird im Winter nämlich häufig auch bei Rohrbrüchen eingesetzt.
Zwei Mitarbeiter können beziehungsweise dürfen den MAN fahren. Sie haben nicht nur die erforderliche Fahrerlaubnis, sondern sind auch für die winterliche Routine eingelernt. Der Umgang mit dem drei Meter breiten Räumschild will geübt sein. Die Fahrer müssen auch mit den neuralgischen Stellen vertraut sein, wo es mal etwas enger werden könnte. Den Fahrern werde dabei schon einiges abverlangt. Bislang sei man ohne größere Schäden durch den Winter gekommen, sagt Steinhardt aus neunjähriger Erfahrung. Als externer Dienstleister ist zusätzlich noch die Firma Braun aus Neufra zur Unterstützung im Einsatz. In den
Teilorten übernehmen die Hausmeister den Streu- und Räumdienst vor öffentlichen Gebäuden.
Der Winterdienst beginnt früh. Der Weckdienst erkundet bereits um vier Uhr morgens die Lage. „Manchmal sieht man es schon beim Blick aus dem Fenster“, weiß Steinhardt. Bei Kontrollfahrten werden markante Punkte in Augenschein genommen. Das seien zum einen Pflummern mit der maximalen Höhenlager in Riedlingen und Zwiefaltendorf: „Am Berg, wo es gerne glatt ist.“Die Industriestraße, die Brücke über die Bahn seien weitere Stellen, wo es häufiger glatt wird, „eigentlich Brücken allgemein“.
Die erste Schicht des Winterdiensts arbeitet bis gegen Mittag, dann übernimmt die zweite Schicht. Ende des Winterdiensts ist spätestens um 20 Uhr. „Einen Betruieb rund um die Uhr können wir mit unserem Personal nicht leisten“, erklärt Steinhardt. Die Mitarbeiter der Straßenmeisterei des Landkreises sind etwas früher und länger unterwegs. Sie sind zuständig für 280 Kilometer Bundes-, Landes- und Kreisstraßen in der Raumschaft Riedlingen und Bad Buchau, die im DreiSchicht-Betrieb befahren werden. Wenn sämtliche Fahrzeuge unterwegs sind, dauert ein kompletter Umlauf etwa dreieinhalb Stunden. Dabei werden dann auch die städtischen Durchfahrtsstraßen geräumt: „Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass sie den Pflug unten lassen.“
Eine städtische Verordnung ist dagegen die Streu- und Räumpflicht der Anwohner. Die sei sicher nicht ganz gerecht, räumt Steinhardt ein: „Diejenigen haben Glück, die keinen Gehweg haben. Die können morgens liegen bleiben.“Allerdings: In Siedlungen ohne Gehweg soll links und rechts eine Schneise von einem Meter Breite frei gemacht werden. Den Winterdienst erleichtern würde es, wenn möglichst die Autos nicht an der Straße geparkt werden, wenn Platz auf dem eigenen Grundstück wäre. „Im Großen und Ganzen hat die Bevölkerung Verständnis“, berichtet Steinhardt. Auch dafür, dass nach Príoritäten gearbeitet wird. „Wenn wes ordentlich runterschmeißt“werden zuerst die Strecken geräumt, die für den Busverkehr wichtig sind. Auf Priorität zwei folgen sogenannte „Wohnsammelstraßen“wie die Goldbronnenstraße. Auf Priorität drei folgen Straßen mit wenig Durchgangsverkehr. Hier werde der Bauhof erst bei Eisregen oder einer Schneehöhe ab 15 Zentimetern tätig.
Gestreut wird üblicherweise mit Splitt. An Steigungen beziehungsweise Gefällstrecken, auf Hauptverkehrsstraßen und auf Busstrecken wird auch Salz beigemischt – aus Umweltschutzgründen aber möglichst sparsam. Auf den meisten Straßen in der Kernstadt dürfe ohnehin nicht schneller als Tempo 30 gefahren werden, betont Steinhardt. Der Salzverbrauch liegt bei einem „Durchschnittswinter“bei 180 Tonnen. In der letzten, schneearmen Saision kam man mit etwa 25 Tonnen aus. 75 Tonnen Salz fasst das grüne Silo am Bauhof, auf dem in der warmen Jahreszeit Störche wohnén. Das entspricht der Ladung von etwa drei Sattelzügen. Bei der Frühjahrskehrung wird das Splitt entfernt und entsorgt. Es wird aber nicht wiederverwendet. Das meiste gelange über die Kanalisation in die Kläranlage.