Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bauen – oder einen Waldkindergarten
Kindergartenbedarfsplanung von Claudia Arton bringt eine solche Einrichtung für Ertingen ins Spiel
- Umfänglich und auch vorausschauend hat Kindergartenkoordinationsleiterin Claudia Arton dem Gemeinderat Ertingen die Bedarfsplanung für die Jahre 2021/2022 präsentiert. Daraus war ersichtlich, dass der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren nach wie vor sehr hoch ist. Doch auch die Situation bei den Kindern über drei Jahren müsse im Auge behalten werden, da für die Kindergärten auch für die Zukunft überwiegend Vollbelegung prognostiziert wird. In der Gemeinderatssitzung wurde deshalb auch ein Waldkindergarten ins Spiel gebracht, der die Situation entspannen könnte.
Zu Beginn ihrer Ausführungen ging Koordinationsleitern Claudia Arton auch auf die Auswirkungen der Coronapandemie ein. Die Erzieherinnen hätten sich einer noch nie dagewesenen Herausforderung gestellt, die Hygienevorschriften hätten großen Einsatz und Disziplin erfordert. Die Kinder zum Händewaschen anleiten oder auch Flächen reinigen, zählten hier zu den Standards. Räume und Geräte müssten zeitversetzt benutzt und desinfiziert werden. Die stärkste Einschränkung stellt aber das ständige Tragen von Ffp2-masken dar. „Das ist auch ein pädagogischer Nachteil, die Kinder sehen keine Mimik der Erzieherinnen mehr, was die Konversation erschwert“, so Arton. Maskenpflicht besteht aber auch für die Eltern beim Betreten der Kindergärten. Weiter leidet unter diesen Einschränkungen auch die Sprachförderung und die Kooperation mit der Schule. Der Einsatz des Personals sei zudem gruppenübergreifend nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt.
Der Betreuungsbedarf von Kindern unter drei Jahren ist nach Arton nach wie vor sehr hoch. Den insgesamt 139 Kindern dieser Altersgruppe in der Gesamtgemeinde stehen 32 Betreuungsplätze zur Verfügung. Das entspricht einer Betreuungsquote von 20,86 Prozent. Daher sei es wichtig, beide Betreuungseinrichtungen beizubehalten. Dies betrifft die Kinderkrippe
Pusteblume mit 20 Plätzen (derzeit voll belegt) wie die betreute Spielgruppe im „Pestalozzi“(von den zwölf Plätzen sind derzeit neun belegt) mit ihren Ganz- und Halbtagsgruppen. Für das Kindergartenjahr 2021/22 liegen bereits 28 Anmeldungen vor. 238 Euro bezahlte die Gemeinde an andere Kommunen für die Betreuung der Kinder aus der Gemeinde und bekam im Gegenzug 7459 Euro für die Betreuung von auswärtigen Kindern. Der Gemeinderat stimmte bei U3 den vorgeschlagenen Vergaberichtlinien für die Betreuungsplätze in der Schmetterlingsgruppe im Pestalozzi-kindergarten zu, wobei Kinder aus der Gemeinde vorrangig behandelt werden. Arton regte an, dass man sich über den Ausbau von Betreuungsplätzen im Bereich U3 Gedanken machen sollte.
Für die Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt stehen in den acht Kindergartengruppen maximal 190 Plätze zur Verfügung. Die Höchstbelegung lag im Kindergartenjahr 2020/ 21 bei 181 Kindern. 50 Ganztagsplätze verteilen sich dabei auf 30 im Kindergarten Fabeltier sowie jeweils zehn im „Pestalozzi“und in der „Villa Kunterbunt“. 12 101 Euro musste die Gemeinde im Kalenderjahr 2020 für die Betreuung
von Kindern aus der Gemeinde an andere Kommunen bezahlen. Dem gegenüber standen Einnahmen von 3270 Euro für die Betreuung von auswärtigen Kindern. Im Jahr 2001/22 geht man im Kindergarten Pestalozzi mit einer Belegung von 54 Kindern (minus ein Platz) aus. Hier wurde dem Gemeinderat der Ausstieg aus dem Sprachförderprogramm Kolibri empfohlen, wodurch sich der Personalbedarf um 0,22 Stellen reduziert. Zudem wird eine vorübergehende Gesamtgruppenhöchststärke in der Sonnengruppe von 25 bis 28 Kinder auf 22 bis 25 Kindern beschlossen. Im Sommer 2022 werden 15 Kinder diesen Kindergarten verlassen und 32 werden neu aufgenommen.
Im Kindergarten Fabeltier besteht derzeit mit 75 Kindern in drei Gruppen Höchstbelegung. Dies wird sich möglicherweise nach den 68 Anmeldungen im Kindergartenjahr 2021/22 reduzieren. Hier stimmte der Gemeinderat der wegfallenden Stellenanteile von 0,1795 Stellen zu, da im Laufe des Kindergartenjahrs 2021/22 durch Renteneintritt einer Mitarbeiterin für Ersatz gesorgt werden muss. Zur Kenntnis genommen hat der Gemeinderat auch die Situation in der „Villa Kunterbunt“mit zwei Gruppen in Binzwangen. Derzeit werden dort 31 Kinder betreut, aber nach den Anmeldungen wird sich diese Zahl auf 37 erhöhen und damit ist die „Villa Kunterbunt“dann voll belegt. Der eingruppige Kindergarten Dorfwichtel in Erisdorf ist derzeit mit 22 Kindern belegt, was nach den Anmeldungen auch im Kindergartenjahr 2021/22 so bleiben wird.
Wegen der künftig relativ hohen Belegung in den Kindergärten hat der Gemeinderat im Vorfeld die Überlegung ins Auge gefasst, den Kindergarten Pestalozzi zu erweitern. Nun brachte Koordinationsleiterin Arton statt dessen einen Waldkindergarten ins Spiel, was in allen gemeindlichen Kindergärten eine Entspannung der Betreuungsplätze für Kinder von über drei Jahren bringen würde. Fast euphorisch legte sie dem Gemeinderat die Vorzüge einer solchen Einrichtung ans Herz, was auch aus pädagogischer Sicht sinnvoll sei. Sich mit Wald und Natur auseinander zu setzen, Bewegung und Entwicklung der Motorik zu verbessern und auch die Stärkung des Immunsystems seien Punkte, die für einen Waldkindergarten sprächen. Dazu kommt, dass sich Erzieherinnen bereit erklärten, die interessante Aufgabe der Betreuung in einem Waldkindergarten
zu übernehmen. Bei einer Umfrage unter den Eltern habe man zudem positive Rückmeldungen bekommen. Im Hinblick auf weitere junge Familien, die durch die Schaffung von Bauplätzen nach Ertingen ziehen werden, müsse man schon frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung zu erfüllen. Arton könnte sich einen Bauwagen vorstellen, der im Gemeindewald mit allen dazugehörigen Einrichtungen aufgestellt werde. Dafür müsse man mit Kosten in Höhe von etwa 90 000 Euro rechnen.
Eine Lanze brach auch Bürgermeister Jürgen Köhler für den Waldkindergarten. „Dadurch können wir uns im Ü3-bereich Luft verschaffen und wir sind in der glücklichen Lage mit viel gemeindlichem Wald einen idealen Standort zu bieten.“„Entweder wir machen das, oder wir bauen“, so Wolfgang Gaber, wobei sicher der Waldkindergarten die finanziell günstigere Lösung sei. Somit war man sich im Gemeinderat einig, einen Waldkindergarten zu installieren. Die Verwaltung wird sich hierzu Gedanken machen und sich auch bei benachbarten Waldkindergärten umschauen. „Wir können dabei sicher auf die Erfahrung dieser Betreiber aufbauen“, so Köhler.