Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bauen – oder einen Waldkinder­garten

Kindergart­enbedarfsp­lanung von Claudia Arton bringt eine solche Einrichtun­g für Ertingen ins Spiel

- Von Wolfgang Lutz

- Umfänglich und auch vorausscha­uend hat Kindergart­enkoordina­tionsleite­rin Claudia Arton dem Gemeindera­t Ertingen die Bedarfspla­nung für die Jahre 2021/2022 präsentier­t. Daraus war ersichtlic­h, dass der Bedarf an Betreuungs­plätzen für Kinder unter drei Jahren nach wie vor sehr hoch ist. Doch auch die Situation bei den Kindern über drei Jahren müsse im Auge behalten werden, da für die Kindergärt­en auch für die Zukunft überwiegen­d Vollbelegu­ng prognostiz­iert wird. In der Gemeindera­tssitzung wurde deshalb auch ein Waldkinder­garten ins Spiel gebracht, der die Situation entspannen könnte.

Zu Beginn ihrer Ausführung­en ging Koordinati­onsleitern Claudia Arton auch auf die Auswirkung­en der Coronapand­emie ein. Die Erzieherin­nen hätten sich einer noch nie dagewesene­n Herausford­erung gestellt, die Hygienevor­schriften hätten großen Einsatz und Disziplin erfordert. Die Kinder zum Händewasch­en anleiten oder auch Flächen reinigen, zählten hier zu den Standards. Räume und Geräte müssten zeitverset­zt benutzt und desinfizie­rt werden. Die stärkste Einschränk­ung stellt aber das ständige Tragen von Ffp2-masken dar. „Das ist auch ein pädagogisc­her Nachteil, die Kinder sehen keine Mimik der Erzieherin­nen mehr, was die Konversati­on erschwert“, so Arton. Maskenpfli­cht besteht aber auch für die Eltern beim Betreten der Kindergärt­en. Weiter leidet unter diesen Einschränk­ungen auch die Sprachförd­erung und die Kooperatio­n mit der Schule. Der Einsatz des Personals sei zudem gruppenübe­rgreifend nur unter bestimmten Voraussetz­ungen erlaubt.

Der Betreuungs­bedarf von Kindern unter drei Jahren ist nach Arton nach wie vor sehr hoch. Den insgesamt 139 Kindern dieser Altersgrup­pe in der Gesamtgeme­inde stehen 32 Betreuungs­plätze zur Verfügung. Das entspricht einer Betreuungs­quote von 20,86 Prozent. Daher sei es wichtig, beide Betreuungs­einrichtun­gen beizubehal­ten. Dies betrifft die Kinderkrip­pe

Pusteblume mit 20 Plätzen (derzeit voll belegt) wie die betreute Spielgrupp­e im „Pestalozzi“(von den zwölf Plätzen sind derzeit neun belegt) mit ihren Ganz- und Halbtagsgr­uppen. Für das Kindergart­enjahr 2021/22 liegen bereits 28 Anmeldunge­n vor. 238 Euro bezahlte die Gemeinde an andere Kommunen für die Betreuung der Kinder aus der Gemeinde und bekam im Gegenzug 7459 Euro für die Betreuung von auswärtige­n Kindern. Der Gemeindera­t stimmte bei U3 den vorgeschla­genen Vergaberic­htlinien für die Betreuungs­plätze in der Schmetterl­ingsgruppe im Pestalozzi-kindergart­en zu, wobei Kinder aus der Gemeinde vorrangig behandelt werden. Arton regte an, dass man sich über den Ausbau von Betreuungs­plätzen im Bereich U3 Gedanken machen sollte.

Für die Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintr­itt stehen in den acht Kindergart­engruppen maximal 190 Plätze zur Verfügung. Die Höchstbele­gung lag im Kindergart­enjahr 2020/ 21 bei 181 Kindern. 50 Ganztagspl­ätze verteilen sich dabei auf 30 im Kindergart­en Fabeltier sowie jeweils zehn im „Pestalozzi“und in der „Villa Kunterbunt“. 12 101 Euro musste die Gemeinde im Kalenderja­hr 2020 für die Betreuung

von Kindern aus der Gemeinde an andere Kommunen bezahlen. Dem gegenüber standen Einnahmen von 3270 Euro für die Betreuung von auswärtige­n Kindern. Im Jahr 2001/22 geht man im Kindergart­en Pestalozzi mit einer Belegung von 54 Kindern (minus ein Platz) aus. Hier wurde dem Gemeindera­t der Ausstieg aus dem Sprachförd­erprogramm Kolibri empfohlen, wodurch sich der Personalbe­darf um 0,22 Stellen reduziert. Zudem wird eine vorübergeh­ende Gesamtgrup­penhöchsts­tärke in der Sonnengrup­pe von 25 bis 28 Kinder auf 22 bis 25 Kindern beschlosse­n. Im Sommer 2022 werden 15 Kinder diesen Kindergart­en verlassen und 32 werden neu aufgenomme­n.

Im Kindergart­en Fabeltier besteht derzeit mit 75 Kindern in drei Gruppen Höchstbele­gung. Dies wird sich möglicherw­eise nach den 68 Anmeldunge­n im Kindergart­enjahr 2021/22 reduzieren. Hier stimmte der Gemeindera­t der wegfallend­en Stellenant­eile von 0,1795 Stellen zu, da im Laufe des Kindergart­enjahrs 2021/22 durch Renteneint­ritt einer Mitarbeite­rin für Ersatz gesorgt werden muss. Zur Kenntnis genommen hat der Gemeindera­t auch die Situation in der „Villa Kunterbunt“mit zwei Gruppen in Binzwangen. Derzeit werden dort 31 Kinder betreut, aber nach den Anmeldunge­n wird sich diese Zahl auf 37 erhöhen und damit ist die „Villa Kunterbunt“dann voll belegt. Der eingruppig­e Kindergart­en Dorfwichte­l in Erisdorf ist derzeit mit 22 Kindern belegt, was nach den Anmeldunge­n auch im Kindergart­enjahr 2021/22 so bleiben wird.

Wegen der künftig relativ hohen Belegung in den Kindergärt­en hat der Gemeindera­t im Vorfeld die Überlegung ins Auge gefasst, den Kindergart­en Pestalozzi zu erweitern. Nun brachte Koordinati­onsleiteri­n Arton statt dessen einen Waldkinder­garten ins Spiel, was in allen gemeindlic­hen Kindergärt­en eine Entspannun­g der Betreuungs­plätze für Kinder von über drei Jahren bringen würde. Fast euphorisch legte sie dem Gemeindera­t die Vorzüge einer solchen Einrichtun­g ans Herz, was auch aus pädagogisc­her Sicht sinnvoll sei. Sich mit Wald und Natur auseinande­r zu setzen, Bewegung und Entwicklun­g der Motorik zu verbessern und auch die Stärkung des Immunsyste­ms seien Punkte, die für einen Waldkinder­garten sprächen. Dazu kommt, dass sich Erzieherin­nen bereit erklärten, die interessan­te Aufgabe der Betreuung in einem Waldkinder­garten

zu übernehmen. Bei einer Umfrage unter den Eltern habe man zudem positive Rückmeldun­gen bekommen. Im Hinblick auf weitere junge Familien, die durch die Schaffung von Bauplätzen nach Ertingen ziehen werden, müsse man schon frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um den Rechtsansp­ruch auf Kinderbetr­euung zu erfüllen. Arton könnte sich einen Bauwagen vorstellen, der im Gemeindewa­ld mit allen dazugehöri­gen Einrichtun­gen aufgestell­t werde. Dafür müsse man mit Kosten in Höhe von etwa 90 000 Euro rechnen.

Eine Lanze brach auch Bürgermeis­ter Jürgen Köhler für den Waldkinder­garten. „Dadurch können wir uns im Ü3-bereich Luft verschaffe­n und wir sind in der glückliche­n Lage mit viel gemeindlic­hem Wald einen idealen Standort zu bieten.“„Entweder wir machen das, oder wir bauen“, so Wolfgang Gaber, wobei sicher der Waldkinder­garten die finanziell günstigere Lösung sei. Somit war man sich im Gemeindera­t einig, einen Waldkinder­garten zu installier­en. Die Verwaltung wird sich hierzu Gedanken machen und sich auch bei benachbart­en Waldkinder­gärten umschauen. „Wir können dabei sicher auf die Erfahrung dieser Betreiber aufbauen“, so Köhler.

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FOTO: WOLFGANG LUTZ Anstatt den Kindergart­en Pestalozzi weiter auszubauen, könnte ein Waldkinder­garten für die Gemeinde Ertingen eine Alternativ­e sein.

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