Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Jungen Kenianern eine Ausbildung ermöglichen
Der Verein Ushirika hat auch dank der Sz-leser bereits einige seiner Ziele erreicht – Weitere Paten gesucht
(sz) Der Verein Ushirika konnte dank der Spenden aus der Weihnachtsaktion der „Schwäbischen Zeitung“wieder einige Ziele an der handwerklichen Schule in Msulwa in Kenia erreichen.
Die Schulen in Kenia waren vom März 2020 bis zum 4. Januar 2021 geschlossen und als zwei Vereinsmitglieder im Januar nach Kenia reisten, fanden sie eine trostlose Schule vor. Von den 96 Auszubildenden, die sich 2020 angemeldet hatten, kamen nur 55 zurück zur Schule, da einige Arbeit gefunden hatten (Hilfsarbeit auf Baustellen oder als Motorradtaxifahrer) und einige Mädchen hatten geheiratet oder wurden schwanger. Alle Abschlussprüfungen waren ausgefallen und so mangelte es an Arbeits- beziehungsweise Übungsmaterialien für das neue Jahr. Hier konnte Ushirika, dank der großzügigen Spende der Menschen aus der Region, schnell eingreifen.
Alle Ausbilderinnen und Ausbilder machten Listen für den Bedarf ihrer Berufsfelder und diese wurden an einen Baumarkt weitergegeben. Da Msulwa circa 25 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt liegt, müssen die Materialien mit einem Pickup transportiert werden.
In der Corona-zeit hatten einige Schüler Langeweile und fragten, ob sie irgendetwas an der Schule machen könnten. Da Ushirika vorhatte, 2021 eine baufällige Kibanda (mit Palmwedeln bedeckte Hütte) abzureißen und eine neue Werkstatt für die Maurer zu bauen, beauftragte Ushirika den Ausbilder für die Maurer, einen Bau- und Finanzierungsplan für das Gebäude zu erstellen. Innerhalb von zwei Wochen war der Plan in Deutschland, aber er war zu teuer. Daher mussten sie einen neuen erstellen, der ein Drittel günstiger war und so konnte Ende September der Bau beginnen.
Da Ushirika keine Prüfungsgebühren für die Abschlüsse der Schülerinnen und Schüler bezahlen musste, war das Geld für den Neubau gut eingesetzt. Allerdings hatte der Ausbilder für die Maurer eine weitere Idee; er wollte für den Neubau eine Veranda. So konnten die Schüler für ihre Prüfungen im August und im November 2021 an einem echten Objekt arbeiten und Erfahrungen sammeln. Die Veranda wurde fertiggestellt, bis die zwei Vereinsmitglieder wieder nach Deutschland flogen.
Der Ausbilder des neuen Berufsfelds, ein Installateur, hatte auch einiges vor. So konnte er die neue Küche von 2020 mit Wasser versorgen. Ushirika besorgte Spülbecken und Wasserleitungen, die Maurer mauerten einen Unterbau und die Bauschreiner fertigten einen Wandschrank für das Geschirr an. Der Installateur brachte gemeinsam mit seinen Schülern die Waschbecken an den Toiletten an, damit alle sich die Hände waschen können. Das Abwasser wird von der Küche und von den Toiletten in Leitungen, die den Nutzgarten bewässern, geleitet.
Für den Nutzgarten ist Kathleen Mcmillan, stellvertretende Vorsitzende, zuständig und sie hat Bewässerungsschläuche aus Deutschland mitgebracht. Diese wurden angebracht, um zurzeit Tomaten, Spinat, Zwiebeln und Bohnen anzubauen. Das Gemüse ist für die Mittagsmahlzeit gedacht. Die Eltern der Schüler haben ein Essensprogramm initiiert, damit alle Schüler eine warme Mahlzeit am Tag haben. Viele kommen ohne Frühstück in die Schule. Die Mädchen kochen abwechselnd, meistens Bohnen mit Reis oder Bohnen und Mais mit Maisbrei (Ugali).
Vereinsmitglied Gottfried Veihelmann ist für die Maschinen und Ausstattung der Werkstätten zuständig.
Werkzeug wird aus Qualitätsgründen immer aus Deutschland mitgebracht, aber einiges muss auch in Kenia gekauft werden. Der Verein hatte vor, einen Betonmischer zu kaufen, aber als bekannt wurde, dass dieser 2800 Euro kosten soll, wurde der Plan verworfen.
Die Schule hat ein neues Gebäude mit zwei Werkstätten von der Regierung bekommen und nun sollen zwei neue Berufsfelder dazukommen, nämlich Mechaniker und Beauty. Für die neue Werkstatt für die Mechaniker hat Gottfried Veihelmann sich um ein Motorrad und ein Tuktuk bemüht. Die hat er in Mombasa gekauft und sie stehen jetzt in der neuen Werkstatt zur Verfügung. Da es in Msulwa kaum Autos gibt, sollen die Schülerinnen und Schüler zuerst mit dem Benzinmotor eines Motorrades vertraut gemacht werden und anschließend mit dem Dieselmotor eines Tuktuks. Einen Werkzeugkasten hatte man aus Deutschland mitgebracht. Zwei Schüler haben sich schon angemeldet, aber bis heute hat die Schule noch keinen Ausbilder. Zurzeit kann Ushirika es sich nicht leisten, diesen auch noch zu bezahlen, da schon fünf Ausbilderinnen und Ausbilder finanziert werden. Durch die Patenschaften und Privatspenden werden die Ausbilder bezahlt und jeder bekommt 50 Euro im Monat plus Sozialleistungen.
Die Schneider-abteilung hat damit begonnen, für alle Handwerker einen Overall zu nähen, damit die Schuluniformen geschont bleiben, vor allem bei den Schweißern. Elf Schülerinnen und Schüler wollen sich zur obersten Prüfung anmelden – bis jetzt waren es lediglich drei. Zurzeit unterstützt Ushirika 21 junge Menschen, die sich die Ausbildung gar nicht leisten könnten. „Wir würden gerne mehr jungen Menschen diese Möglichkeit in die Unabhängigkeit geben und deshalb sucht Ushirika weiterhin Paten“, sagt Kathleen Mcmillan. „Wir wollen jungen Menschen eine Zukunft bieten, indem sie eine Ausbildung bekommen.“
Wer spenden möchte, kann das auf folgendes Konto bei der Raiffeisenbank Riedlingen, IBAN: DE37 6549 1510 0021 8240 02