Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
DGB will am 1. Mai auf dem Marktplatz Flagge zeigen
Warum sich der Gewerkschaftsbund trotz Corona zu einer öffentlichen Kundgebung entschlossen hat
(gem) - Unter dem Motto „Solidarität ist Zukunft“veranstaltet der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) am Samstag, 1. Mai, ab 11 Uhr eine Kundgebung auf dem Biberacher Marktplatz. Als Redner ist Jonas Lang, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (BCE) vorgesehen. Was geplant ist und an welche Regeln sich Besucher halten müssen, haben Anjte Trosien vom DGB Südwürttemberg (Ulm) und Dgb-kreisvorsitzender Herbert Kasperek der SZ erläutert.
Normalerweise veranstaltet der DGB sein traditionelles 1.-Mai-fest mit Reden, Musik und Bewirtung auf dem Gigelberg. Nachdem dieses aber bereits 2020 coronabedingt nicht stattfinden konnte, soll es dieses Jahr zumindest eine Kundgebung auf dem Marktplatz geben. Diese sei bei der Stadtverwaltung für 150 Teilnehmer angemeldet und bereits genehmigt. „Wir haben lange überlegt, ob es richtig ist, während der momentan geltenden Maßnahmen eine solche Veranstaltung abzuhalten“, sagt Antje Trosien und berichtet von mehreren internen Diskussionen.
Am Ende sei man aber der Überzeugung gewesen, dass es gerade jetzt wichtig sei, öffentlich Flagge zu zeigen. Trosien schlägt den Bogen zum Motto „Solidarität ist Zukunft“. Das klinge zunächst sehr allgemein, habe aber während Corona eine ganz besondere Bedeutung bekommen. „Wir schaffen die jetzige Situation nur gemeinsam und solidarisch.“Viele Arbeitnehmer seien von der Krise hart getroffen worden. Ganz besonders zeige sich diese Entwicklung bei den Minijobbern. „Deren Stellen sind häufig weggefallen und sie sind nicht abgesichert. Das zeigt, wie problematisch das Modell Minijob ohnehin ist“, so Trosien.
Der DGB wolle auch Solidarität mit den Eltern zeigen, die neben ihrem Beruf auch noch den Unterricht ihrer Kinder managen müssten. „Das sind vor allem Mütter, die hier vieles gleichzeitig machen müssen“, sagt Antje Trosien. Und schließlich sei auch Solidarität mit den Beschäftigten im Pflegebereich gefragt, die außerordentlich schlecht bezahlt seien. „Inzwischen wird nicht mal mehr für sie geklatscht.“Klar Position beziehen wolle der DGB auch gegen Corona-leugner und Verbreiter von Fake News.
Für den DGB steht deshalb außer Frage, dass die Corona-regeln bei der Kundgebung penibel eingehalten werden müssen. „Wir orientieren uns dabei an unserer Veranstaltung auf dem Marktplatz während des Tarifkonflikts in der Metallindustrie vor einigen Wochen“, sagt Kasperek. Mit kleinen Plastikhütchen werden die Plätze für die Besucher auf dem Boden markiert, das Gelände ist mit Absperrbändern markiert und es gilt die Masken- und Abstandspflicht. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich.