Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Diebe bauen Traktoren auseinander und klauen Steuerung
Erste Hinweise deuten auf professionelle Einbrecher hin, die die teuren Teile weiterverkaufen
- Unbekannte sind in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in die Hallen auf dem Hof von Kartoffelbauer Albert Daiber in Bad Schussenried eingedrungen. Sie bauten einen Traktor und eine Pflanzmaschine auseinander und stahlen die Steuerungsgeräte. Diese sind zwischen 15 000 und 20 000 Euro wert. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.
Wann genau die Einbrecher vor Ort waren, ist unklar. Gegen 18 Uhr am Mittwochabend beendet Albert Daiber seinen Arbeitstag auf dem Hof. Als er am nächsten Tag morgens um 6 Uhr die beiden Hallen wieder aufschloss, entdeckte er den Diebstahl. Die Polizei sicherte vor Ort die Spuren, darunter auch Schuhspuren. Diese müssen aber noch ausgewertet werden. Nach jetzigem Kenntnisstand drangen die Diebe wohl über ein gekipptes Toilettenfenster in das erste Gebäude ein und gelangten über ein Schlupfloch
in die zweite Halle, die mit der ersten verbunden ist. Generell überprüft die Polizei auch, ob mögliche Zusammenhänge zu anderen Einbrüchen bestehen können. „Hinweise zu möglichen Tätern haben wir derzeit keine“, so eine Polizeisprecherin. Da das Wohnhaus der Familie Daiber sich einige Hundert Meter weiter entfernt befindet, wurde der Einbruch erst am nächsten Morgen entdeckt. „Ein solcher Einbruch macht einem Angst, denn es kann jederzeit wieder passieren“, sagt Albert Daiber. Die Art und Weise, wie die Traktoren auseinandergebaut worden seien, zeige ihm, dass da Profis am Werk gewesen seien. Inwieweit der Schaden von seiner Versicherung abgedeckt ist, wisse er im Moment noch nicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass Einbrecher in der Region gezielt hochwertige Teile von landwirtschaftlichen Maschinen stehlen. Das bestätigt Gerhard Glaser, Kreisobmann beim Bauernverband Biberach-sigmaringen. Immer wieder höre man von solchen Fällen. Unter anderem wurde 2020 bei der Firma Zürn-heber-kröll Landtechnik eingebrochen. Displays, Steuerbuchsen und -empfänger im Wert von mehreren Tausend Euros wurden gestohlen. Das bestätigte die Geschäftsführung gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“. Auch nach Einschätzung von Gerhard Glaser steckt hinter den Einbrüchen ein System. Denn die Steuerungsgeräte würden so ausgebaut, dass sie wiederverwendet werden könnten. Daher müsse es auch eine entsprechende Nachfrage geben. Den Landwirten rät Glaser daher, achtsam zu sein. Er sehe jedoch auch die Hersteller in der Pflicht, die landwirtschaftlichen Maschinen mit einer entsprechenden Schließtechnik zu versehen. Denn je teurer und technischer die Traktoren und andere Gerätschaften werden würden, umso höher sei der Anreiz für einen Diebstahl.
In der modernen Landwirtschaft spielen die Steuerungsgeräte eine immer größere Rolle. Mit ihnen ist eine optimale Bewirtschaftung der Äcker möglich. Das Prinzip der satellitengesteuerten Maschinen gleicht dem der Navigationsgeräte. Auch diese arbeiten auf Basis von GPS, einer Anordnung von 24 speziellen Satelliten in einer Höhe von rund 20 000 Kilometern rund um die Erde. Diese Satelliten senden Zeitsignale aus, die von Spezialgeräten auf der Erde empfangen und mit hoher Genauigkeit für die Bestimmung der jeweiligen Position umgerechnet werden können. Mit einem Gps-empfänger lässt sich die aktuelle Position in Form von Längengrad, Breitengrad, Höhe über Normalnull in Erfahrung bringen und auf Wunsch in Beziehung zu einer Karte setzen. Zur Ortsbestimmung im Freigelände ist dabei der Empfang von mindestens drei Satelliten erforderlich. „Ohne dieses Referenzsignal vor Ort sind die Steuerungsgeräte wertlos. Daher bin ich mir nicht sicher, ob der Diebstahl tatsächlich so rentabel ist, wie manche Diebe vielleicht meinen“, so Glaser.