Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Abbaupläne sind noch nicht vom Tisch
Prinz zu Fürstenberg hofft auf Genehmigung für Kalkabbau im oberen Donautal
- Werden bald am Mittelberg bei Thiergarten hochreine Kalke abgebaut? Eine Frage, die sich die Bevölkerung in den vergangenen Jahren sicherlich immer wieder gestellt hat. Lange Zeit war es ruhig um das Projekt im oberen Donautal.
„Das Projekt wird von uns weiterhin verfolgt“, sagt Paul Lübbers. Er ist Betriebsleiter des Forstbetriebs der Verwaltung Prinz zu Fürstenberg und erklärt zudem: „Wir bereiten momentan das Genehmigungsverfahren vor und prüfen dann, ob wir es auch einleiten wollen.“Es sei also alles noch offen. Laut Lübbers fehlen der Forstverwaltung unter anderem noch „bestimmte Untersuchungen zu Flora und Fauna“für das Gebiet oberhalb der Donau bei Thiergarten. Wann und ob das Verfahren dann auch tatsächlich beim Landratsamt eingeleitet wird, kann der Betriebsleiter nicht sagen „Es sind unsichere Zeiten gerade“, sagt Lübbers, für die Verzögerung seien unterschiedliche Faktoren zuständig – unter anderem auch die Corona-pandemie. „Wir haben aber nach wie vor die Hoffnung, dass wir eine Genehmigung für unser Vorhaben bekommen“, so Lübbers.
Seit Bekanntwerden der Pläne im Jahr 2016 erhitzt das Thema die Gemüter der Bürger. Beabsichtigt ist vom Haus zu Fürstenberg der Abbau von Weißkalken auf einer Fläche von rund 9,1 Hektar am Standort Mittelberg – ein Gebiet, das im Besitz des Prinzen ist. In diesem geplanten Steinbruch sollen dann über 20 bis 30 Jahre hinweg jährlich rund 200 000 Tonnen Gestein abgebaut werden. Trotz Protesten von Bevölkerung und Naturschutzverbänden ist der Prinz zu Fürstenberg im Sommer 2018 seinem Vorhaben einen Schritt näher gekommen. Damals hatte das Regierungspräsidium Tübingen das notwendige Zielabweichungsverfahren zugelassen. Damit hatte das Großprojekt im Donautal eine wichtige Hürde genommen. Dank der Entscheidung des Regierungspräsidiums kann die Forstverwaltung seitdem beim Landratsamt Sigmaringen den entsprechenden Genehmigungsantrag für den Steinbruch stellen. Auch an anderer Stelle gibt es positive Signale für das Vorhaben: Der derzeit viel diskutierte Regionalplan in der Region Bodenseeoberschwaben weist das Areal als Abbaugebiet für Rohstoffe aus.
Es gibt aber durchaus auch Gegenwind. Gegen den Steinbruch macht vor allem die Interessengemeinschaft pro Mittelberg/thiergarten mobil. Wieso, das erschließt sich unter anderem beim Blick auf die Internetpräsenz der Gegner. Dort heißt es, mit der Umsetzung der Pläne des Prinzen würden unter anderem „die gute Entwicklung der letzten Jahre im Bereich des Sanften Tourismus im Naturpark Obere Donau massiv aufs Spiel gesetzt“. Denn der Tourismus hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für die Einheimischen entwickelt. Zudem haben Bewohner des Donautals die Befürchtung, dass Lärm und Dreck ihren Lebensraum zerstören. Denn allein 60 Lastwagen sollen täglich den Transport des Gesteins übernehmen.
Das sind nur einige der Gründe, weshalb das öffentliche Interesse an ruhiger Erholung und der Schutz des Natura-2000-gebiets Oberes Donautal für die Interessengemeinschaft höher zu gewichten seien als die Abbaupläne.
Zuletzt waren die Pläne des Kalkabbaus auch Thema während des Landtagswahlkampfs. Damals sprachen sich bei einer Online-podiumsdiskussion des BUND Sigmaringen Andrea Bogner-unden (Grüne), Klaus Burger (CDU), Björn Brenner (FDP) und Wolfgang Schreiber (SPD) für die Streichung des Projekts im Natura-2000-gebiet aus.