Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Stimmenkönig steigt weiter auf
Der Ehinger Abgeordnete Manuel Hagel ist neuer Vorsitzender der Cdu-fraktion im Stuttgarter Landtag
- Sein rasanter Aufstieg geht weiter: Manuel Hagel ist der neue Vorsitzende der Cdu-fraktion im Stuttgarter Landtag. Die Position ist traditionell Sprungbrett für den höchsten Posten im Land – sofern es der 33-Jährige aus Ehingen in den kommenden Jahren schafft, den Laden zusammenzuhalten.
40 der 42 Cdu-abgeordneten im Landtag haben den zweifachen Vater am Dienstag zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Überraschend ist das nicht, der Wechsel an der Spitze war vorbereitet. Der bisherige Fraktionschef Wolfgang Reinhart wollte sich eigentlich gleich nach der Wahl Mitte März für weitere Jahre wiederwählen lassen, ist aber am Widerstand etlicher Abgeordneter gescheitert. Damit der 65-Jährige nun bereitwillig das Feld räumt, soll dem Juristen der Posten des Justizministers versprochen sein, den bislang der Tuttlinger Guido Wolf innehat. So konnte die CDU eine Kampfabstimmung in der Fraktion vermeiden.
Demonstrativ einig treten Hagel und Reinhart dann auch gemeinsam vor die Landespresse. Das Wort der Stunde lautet Geschlossenheit. „Es ist das erste Mal, dass wir ohne Kampfkandidatur einen neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt haben“, betont Reinhart. Er habe Respekt vor der neuen Aufgabe, sagt Hagel. „Es ist ein besonderer Tag, auch für mich ganz persönlich.“Er wünsche sich eine Fraktion, die „selbstbewusst, aber nie überheblich ist“– gerade auch in der Zusammenarbeit mit der Regierungsmannschaft. Sein Bekenntnis: „Der Koalitionsvertrag wird umgesetzt.“Das könnte als einziger Seitenhieb auf Reinhart verstanden werden, der eine Reform des Wahlrechts verhindert hatte, obwohl dies im Koalitionsvertrag stand.
Mit seinen 33 Jahren gilt Hagel im politischen Betrieb als sehr jung. Darauf verweist auch Landesparteichef Thomas Strobl „voller Freude“, wie er erklärt. „Mit Manuel Hagel hat die baden-württembergische Cdulandtagsfraktion den jüngsten Fraktionsvorsitzenden aller Parlamente in Deutschland über alle Parteien hinweg.“Strobl spricht von einem „Tag des Aufbruchs“. Durch Hagels Wechsel an die Fraktionsspitze muss sich Strobl nun einen neuen Generalsekretär suchen. Strobl hatte ihn in dieses Amt berufen, nachdem Hagel vor fünf Jahren erstmals in den Landtag eingezogen war – damals wie auch dieses Jahr als Stimmenkönig aller Cdu-abgeordneten. Zur Sommerpause soll Hagel die Geschäfte an einen Nachfolger übergeben, heißt es aus Cdu-kreisen. Die Zeit drängt, denn im September steht die Bundestagswahl an – für die Wahlkampagne ist der Generalsekretär hauptsächlich verantwortlich.
Der Absturz der CDU bei der Landtagswahl auf 24,1 Prozent haftet Hagel nicht an. Das desaströse Ergebnis geht fast komplett mit der gescheiterten Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann nach Hause. Während sie sich aus der Politik zurückzieht, steigt Ex-sparkassendirektor Hagel nun die nächste Sprosse auf der Karriereleiter hinauf – vielleicht nicht trotz, sondern auch wegen seines Alters. Moderne Akzente hat er bereits im Programm zur Landtagswahl gesetzt. Entsprechend fällt das Lob von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) aus – gerade mit Blick auf den Koalitionsvertrag, der am Mittwoch vorgestellt werden soll. Dieser stehe für einen Neuanfang, gerade auch im Sinne des Klimaschutzes. „Und Herr Hagel hat außerordentlich dazu beigetragen.“
Die Grünen wollen erst kommenden Dienstag ihren Fraktionsvorsitzenden wählen. Als gesichert gilt, dass Andreas Schwarz im Amt bestätigt wird. Zunächst ist es seine und Hagels Aufgabe, der Regierung den Rücken freizuhalten – zur Landtagswahl 2026 könnten sie indes Konkurrenten um den Sitz des Ministerpräsidenten werden.