Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Viel Arbeit nach der Flut
Der Wiederaufbau läuft unter widrigen Umständen an
(dpa) - Verwüstete Häuser, aufgerissene Straßen und eingestürzte Brücken: Der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe in Rheinland-pfalz und Nordrhein-westfalen ist eine Herkulesaufgabe. Bund und Länder haben zwar schon umfangreiche Finanzhilfen in Aussicht gestellt, und im Bundesverkehrsministerium tagte schon eine Taskforce für die Reparatur kaputter Brücken, Gleise, Straßen und Mobilfunkmasten. Doch der Wiederaufbau wird eine Aufgabe mit vielen Hindernissen. Und vor allem: Er wird einige Zeit brauchen. Alleine bei der Deutschen Bahn und bei Straßen rechnet der Bund mit mindestens rund zwei Milliarden Euro Schäden, wie es aus Regierungskreisen hieß.
„Nach der Elbflut 2002 hat es etwa drei Jahre gedauert, bis die größten Schäden behoben waren, und fünf Jahre, bis die betroffenen Gebiete wieder ordentlich aussahen“, sagte Reinhardt Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB). Um den Wiederaufbau zerstörter Häuser, Straßen und Brücken trotz hoch ausgelasteter Bauunternehmen und Materialengpässen zu stemmen, sei ein Kraftakt von Politik und Wirtschaft notwendig. „Bauunternehmen und Handwerker können ihre Kapazitäten auf 120 bis 130 Prozent hochfahren“, so Quast. Aufträge könnten umgeschichtet und Prioritäten auf Krisenregionen gelenkt werden. Ebenso müssten die Politik öffentliche Aufträge in anderen Bereichen zurückstellen und Behörden unbürokratisch helfen, indem sie etwa Duplikate von weggeschwemmten Bauunterlagen aushändigten.
Auch der Oberbürgermeister der 2002 vom Jahrhunderthochwasser hart getroffenen sächsischen Stadt Grimma, Matthias Berger, stimmt die Menschen in den betroffenen Regionen darauf ein, dass sie Geduld haben müssen. „Die Politik wird Wort halten. Es wird Geld geben. Aber es wird dauern. Denn Bürokratie und Katastrophe verträgt sich nicht“, beschreibt der parteilose Politiker die Erfahrungen in Grimma. Auch er ist überzeugt: „Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.“
Strom, Gas und Telefon seien in Grimma zwar von den großen Konzernen recht schnell wieder zum Laufen gebracht worden. Bei vielen anderen Arbeiten brauche es aber Geduld. „Wir haben damals erst alles behelfsmäßig wiederhergestellt.“Die Straßen seien mit Schotter und Steinmehl wieder befahrbar gemacht worden, und es habe einige Zeit gedauert, bis sie wieder eine Asphaltdecke bekommen hätten.
Doch lohne es sich, Geduld zu haben. „Deutschland ist behäbig, langsam, bürokratisch. Aber wenn es erst mal läuft, dann kommt es mit Wucht.“
Tatsächlich gibt es so manche Hürde, die einem raschen Wiederaufbau im Wege steht. Das fängt schon bei der Auftragsvergabe an. „Wir müssen schauen, dass wir das ganze Thema Ausschreibung und Vergabe so niedrigschwellig wie möglich gestalten. Wenn wir die Bauarbeiten europaweit ausschreiben müssen, verlieren wir ein halbes Jahr alleine für Ausschreibung und das Vergabeverfahren“, warnt Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.