Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Reservate für den Wolf
Der holprige Begriff „Fördergebiet Wolfprävention“klingt, als sei er einer typischen deutschen Amtsstube entsprungen. Dies tut der guten Absicht dahinter allerdings keinen Abbruch. Mit viel Geld will das Land Baden-württemberg die Akzeptanz des Wolfes stärken. Speziell dort, wo Vertreter dieser Spezies herumtouren, ist sie nämlich eher gemischt ausgeprägt – etwa im Schwarzwald. Nutztierhalter fürchten um ihre Schafe, Ziegen oder Kälber.
Selbst Betreiber von Pferdehöfen überlegen, ob sie künftig noch Fohlen auf die Weide lassen können. Da wird der Teufel an die Wand gemalt. Die Landesförderung könnte Bedenken aber tatsächlich vermindern – selbst wenn momentan vor allem Schaf- und Ziegenhalter profitieren. Als Wundermittel der ersten Wahl gelten vom Land bezahlte Elektrozäune. So weit, so gut. Vor Ort wird die Anstrengung der Obrigkeit in Stuttgart auch durchaus goutiert – selbst von der Bauernschaft.
Vertreter aus ihren Reihen fügen aber immer gerne an, dass die ministeriellen Sachbearbeiter vielleicht ihr Büro kennen, aber weniger zerklüftete Bergregionen wie den Schwarzwald. In der Tat: Einen wolfssicheren Zaun über Stock und Stein zu bauen, ist aufwendig, geht schwer – oder funktioniert gar nicht. Womit dem Programm „Fördergebiet Wolfprävention“im wahrsten Sinne des Wortes Löcher drohen. Da scheint eine Frage aus Landwirtschaftskreisen durchaus etwas für sich zu haben. Sie lautet: Müssen sich diese Raubtiere tatsächlich überall verbreiten dürfen? Bei Lichte betrachtet ist die Antwort nein.
Selbst in Deutschland droht dem Wolf nicht mehr das Aussterben. Zudem gibt es beim Umgang mit Wildtieren amtliche Vorbilder. So ist für Hirsche in Baden-württemberg nur der Aufenthalt in sogenannten Rotwildgebieten vorgesehen. Ansonsten, fürchtet die Forstwirtschaft, könnten weiträumige Waldschäden durch die großen Tiere entstehen. Womit tatsächlich naheliegt, den Wolf wie den Hirsch zu behandeln. Es müssen nur noch geeignete Gebiete gefunden werden.