Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Im Bauernhof-wg-duell trumpft der Lehrmeister auf
Peter Wright gewinnt das Darts World Matchplay durch ein 18:9 über Titelverteidiger Dimitri van den Bergh
(dpa) - Auf der Bühne wurde Peter Wright alles zu viel. Der riesige Silberpokal für die Krönung zum Champion beim World Matchplay, die ebenso lautstarke wie farbenfrohe Rückkehr des begeisterten Publikums und die Gedanken an seine Frau Joanne überforderten den bunten Paradiesvogel aus Schottland emotional. Er weinte. „Das ist für Jo! Sie hat im letzten Jahr so viel durchgemacht, aber sie bestand darauf, dass sie für das Finale hierher kommen würde“, sagte der 51 Jahre alte Wright auf der prächtigen Bühne in den Winter Gardens von Blackpool. Zuvor hatte er Titelverteidiger Dimitri van den Bergh aus Belgien deutlich mit 18:9 besiegt. Seine Frau Joanne grinste auf den Zuschauerrängen.
Der bunte Konfettiregen und die festliche Zeremonie vor vollem Haus waren das Ende einer turbulenten Woche, die Spieler und Organisatoren wohl als Rückkehr der Normalität nach fast eineinhalb Jahren Coronaleere ansehen. „Es war absolut atemberaubend, diese Trophäe vor dieser Kulisse in die Höhe zu stemmen“, sagte „Snakebite“Wright, der traditionell mit bunten Hosen und bunten Haaren spielt und längst eine eigene Kunstfigur geschaffen hat.
Joanne, die ihren Ehepartner auch frisiert und in Sachen Styling berät, hat mit schweren Rückenproblemen zu kämpfen. „Natürlich sorge ich mich sehr. Die Gesundheit von Jo hat für mich oberste Priorität“, sagte der neue World-matchplay-champion, der seine aktive Karriere an der
Dartsscheibe wohl schon beendet hätte, wenn Joanne ihn nicht immer wieder ermuntert hätte. Mehrere Male erzählte der extravagante Schotte davon – auch nach seinem Wm-titel 2020, bei dem er die wichtigste Dartstrophäe der Welt seiner Allerliebsten widmete.
Für den Schotten, der im Halbfinale auch Dauerrivale Michael van Gerwen aus den Niederlanden deutlich – mit 17:10 – bezwungen hatte, war es das zweite Endspiel bei dem Turnier. 2017 hatte er noch gegen Englands Phil Taylor verloren, nach dem die Trophäe beim World Matchplay inzwischen benannt ist. Der Dartslegende mit dem Spitznamen „The Power“hatte Wright damals aus Respekt den späteren Einlauf ermöglicht, auf der Bühne kullerten bei ihm schon vor Spielbeginn Tränen – danach verlor Wright klar.
Diesmal war der Paradiesvogel auf dem Weg zum Preisgeld von 150 000 Pfund (circa 175 000 Euro) konsequenter, obwohl ihn mit Dimitri van den Bergh auch eine Vorgeschichte verbindet: Der Belgier residierte 2020 im ersten Corona-lockdown mehrere Monate auf dem Bauernhof der Wrights, weil er es davor nicht mehr in die Heimat geschafft hatte. Die gemeinsame Zeit habe ihm gezeigt, „was ich als Dartsspieler in der Zukunft noch erreichen kann“, erzählt van den Bergh seither gern.
An diesem Abend aber triumphierte erst mal Lehrmeister Wright.