Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Einigung ohne Verlierer
Was die Vorteile von Schiedsämtern, Mediationen oder Schlichtungsstellen sind
- Streit zermürbt und kostet Energie. Nicht immer ist ein Gang vor Gericht die beste Lösung. Bei außergerichtlichen Verfahren zur Konfliktlösung stehen die Chancen gut, einvernehmliche Lösungen zu finden und dauerhaft Frieden zu schließen.
Vorteil: Schiedsämter, Mediationen oder Schlichtungsstellen helfen dabei, Konflikte ohne Gerichtsverfahren zu lösen. Das hat Vorteile: Es geht schneller, ist günstiger und im besten Fall stellt die Lösung alle Beteiligten zufrieden. Bei einem Gang vor Gericht ist dies meist nicht der Fall. Beziehungen sind danach oft noch zerrütteter, eine Partei geht als Verlierer nach Hause und auch für den vermeintlichen Sieger ist der Richterspruch oft unbefriedigend. Nicht zuletzt sind Gerichtsverfahren teuer.
Schiedsamt: Schiedsämter sind ein niederschwelliges Angebot, Konflikte schnell zu lösen. Kaum einer kennt das Amt, das den Kommunen angeschlossen ist, unter der Dienstaufsicht der Justiz steht und in allen Bundesländern existiert, mit Ausnahme von Bayern, Baden-württemberg, Hamburg und Bremen. Juristische Laien agieren als Schiedspersonen und legen etwa Nachbarschaftsstreitigkeiten bei, schlichten bei Ärger mit Handwerkern oder zwischen Mietern und Vermietern. „Eine Schlichtung über das Schiedsamt ist eine der erfolgreichsten Methoden, Streit zu schlichten und gehört zu den günstigsten“, sagt Bodo Winter, Hessischer Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen e.v. Lediglich zwischen 20 und 50 Euro kostet eine Streitschlichtung.
Verfahren: Die zerstrittenen Parteien treffen sich vor der unabhängigen Schiedsperson und suchen mit ihr nach einer Lösung. Eine einzige Sitzung wird dafür angestrebt. „Eine eventuelle Einigung wird schriftlich festgehalten und ist rechtswirksam: Sie hat die gleiche rechtliche Bedeutung wie ein Gerichtsurteil“, sagt Winter. Nicht aktiv werden dürfen die Schiedspersonen bei Streitigkeiten, die das Familienrecht, Sozialrecht oder Arbeitsrecht betreffen.
Mediation: Mediation hat sich als Mittel zur außergerichtlichen Konfliktlösung längst etabliert, vor allem bei Familienstreitigkeiten, Erbauseinandersetzungen, Konflikten in Unternehmen oder zwischen Geschäftspartnern. „Bei einer Mediation finden die Parteien selbst eine individuelle Lösung ihres Konfliktes“, sagt Olivia Alig, Rechtsanwältin und
Mediatorin. „Als Mediatorin fördere ich die Kommunikation zwischen den Parteien und begleite sie auf dem Weg zu einer einvernehmlichen Beilegung des Konflikts.“Einigungswille und Selbstverantwortung seien die Voraussetzung dafür.
„Die Methode eignet sich besonders, wenn Beziehungen langfristig weitergeführt werden müssen“, sagt Alexandra Bielecke, Vorsitzende des Bundesverbands Mediation. Denn am Ende gibt es keine Verlierer oder Gewinner, sondern einen Konsens. Viele Anwälte sind auch Mediatoren. „Ein juristischer Hintergrund ist aber nicht nötig“, sagt sie. „Eine Einigung zwischen den Parteien kann wenn nötig - bei einem Notar beurkundet werden.“Eine Mediation kostet ab 100 Euro aufwärts pro Stunde. Viele Rechtsschutzversicherer übernehmen inzwischen Kosten für Mediationen.
Schlichtungsstellen: Viele Berufsbranchen haben Schlichtungsstellen eingerichtet, die Streitfälle außergerichtlich regeln. So gibt es Schlichtungsstellen der Energiebranche, der Banken und Bausparkassen oder der Versicherungen. Es gibt auch die Universalschlichtungsstelle des Bundes, die Verbraucherkonflikte bearbeitet. Schlichter, oft Ombudsmänner genannt, bearbeiten Fälle rein nach Aktenlage, das Verfahren ist für Verbraucher meist kostenlos.