Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sich den Arbeitenden zuwenden
Bei ihrem Abschied von der Seelsorgeeinheit Bussen flossen bei Hermine Burger einige Tränen
- Vergangenen Samstagabend fand bei strahlendem Sonnenschein ein Gottesdienst vor der Pfarrkirche St. Maria Immaculata in Unlingen statt, in dessen Mittelpunkt die Verabschiedung von Gemeindereferentin Hermine Burger stand. Nach sechs Jahren verlässt sie die Seelsorgeeinheit Bussen und tritt am 1. September ihre neue Stelle in der Betriebsseelsorge in Biberach an. „Die Menschen hier sind mir sehr ans Herz gewachsen. Da ist es nicht verwunderlich, dass ich bei dieser emotionalen Verabschiedung Tränen in den Augen hatte“, erinnert sich Hermine Burger an den Abend. Leicht sei ihr der Weggang nicht gefallen, zumal sie in Heudorf am Bussen ihre Wurzeln hat und daher die meisten Gemeindemitglieder der Seelsorgeeinheit persönlich kennt.
Nach der Schule begann Hermine Burger eine Lehre zur medizinischtechnischen Fachangestellten im damaligen Kreiskrankenhaus in Riedlingen. Hier arbeitete sie in der Chirurgie. Doch schnell wurde ihr klar, dass sie sich für Menschen in Not einsetzen und helfen wollte. Da kam ihr das Angebot der Franziskanerinnen aus Sießen gerade recht, um Missionarin auf Zeit in Brasilien zu werden. Dort lebte sie ein Jahr mit den Ordensschwestern und war im Krankenhaus und auf der Missionsstation tätig. Das Leben mit materiell Benachteiligten sowie der Religionsunterricht mit Kindern inspirierten sie schließlich zu einem Studium der Religionspädagogik in Freiburg. Nach dem Studienabschluss trat sie ihre erste Stelle als Gemeindemitarbeiterin in Blaustein an, was für sie zugleich die Berufseinführungsphase
bedeutete. Daraus wurden fünf Jahre Dienst als Gemeindereferentin, denen weitere acht Jahre in Ravensburg folgten.
Doch dann zog es Hermine Burger wieder in die Mission. Diesmal hieß ihr Ziel Angola. Hier wurde sie in der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt. „Es waren fünf Jahre, die mich geprägt haben“, sagt Hermine Burger. Hier kümmerte sie sich vor allem um die Ausbildung von Frauen, um deren Gesundheit und Hygiene und vor allem um bessere
Lebensbedingungen für Frauen. Ferner hielt sie Alphabetisierungskurse ab und sorgte dafür, möglichst viele Kinder in das dortige Schulsystem zu integrieren. Im Jahr 2015 kam Hermine Burger wieder zurück nach Oberschwaben und nahm die Position der Gemeindereferentin bei der Seelsorgeeinheit Bussen ein. Hier wartete eine abwechslungsreiche Aufgabe: Kindern an der Grundschule in Uttenweiler und Unlingen erteilte sie Religionsunterricht. „Das hat mir viel Spaß gemacht. Die Kinder hier sind wissbegierig und waren immer mit Feuereifer bei der Sache“, erzählt Hermine Burger.
Zudem bereitete sie die Erstkommunion vor. Dabei wurde sie immer von einem Team von Katechetinnen unterstützt. Auch galt es, Wortgottesdienste zu gestalten und die Fortbildung für liturgische Dienste voranzutreiben. Eine Herzensangelegenheit für Hermine Burger war es auch, Flüchtlingsfamilien zu helfen. Das geschah hauptsächlich über die Initiative Integration Uttenweiler.
Nun wechselt sie zum 1. September nach Biberach in die Betriebsseelsorge. Bereits im Jahr 2005 hat sie die Qualifikation für dieses Arbeitsfeld erworben und liebäugelte schon immer mit einer Tätigkeit in diesem Bereich.
Ihr Wunsch hat sich letztlich erfüllt, denn mit der „Kirche in der Arbeitswelt“hat sie ein großes und weitläufiges Betätigungsfeld vor sich. Dazu gehört das Engagement für faire Arbeitsplatzbedingungen sowie die Betreuung von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen. Sie wird Ansprechtpartner für Beschäftigte sein, die sich in einer Notlage befinden. „Ich freue mich auf jeden Fall auf meine neue berufliche Herausforderung und hoffe, dass meine investierte Zeit und das Engagement Früchte tragen.“
Pfarrer Uwe Grau bestätigte der scheidenden Gemeindereferentin eine stets vertrauensvolle und immer engagierte Zusammenarbeit. „Wir lassen Sie ungern gehen.“Das sahen auch Vertreter der einzelnen Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit Bussen so. Sämtliche Pfarrgemeinderatsvorsitzenden oder ihre Stellvertreter nahmen am Abschiedsgottesdienst von Hermine Burger teil.
Alphabetisch zählten die Vorsitzenden sämtliche Eigenschaften und Tätigkeiten von Hermine Burger während ihrer Zeit in der Seelsorgeeinheit auf. Dazu bekam sie von allen Kirchenvertretern eine Blume und einen Gutschein geschenkt. Das Pastoralteam überraschte sie dann noch mit einem Lied zum Abschied. Nicht gerechnet hatte sie auch mit der Schola. Hermine Burger sagt: „Sie haben meine Lieder gesungen, die ich mag und liebe.“