Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr als 14 000 Corona-verfahren allein in Stuttgart

Verstöße bescheren Kommunen Arbeit und Geld – Bußgelder von bis zu 10 000 Euro

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(lsw) Trotz Lockdowns geöffnete Gaststätte­n, zu große Feiern oder Flohmärkte mit zu vielen Besuchern: Tausende Verstöße gegen die Corona-schutzrege­ln haben den Kommunen in Badenwürtt­emberg vor allem während der Lockdowns Bußgelder in Millionenh­öhe eingebrach­t. Allein in Stuttgart, Karlsruhe und Ulm verhängten die Verwaltung­en coronabedi­ngt Bußgelder von mehr als vier Millionen Euro, am häufigsten wegen zu großer Privattref­fen.

Für die Stadtverwa­ltungen bedeuten die vielen Verfahren – allein in Stuttgart waren es mehr als 14 000 – aber auch viel Arbeit. Die Belastung für die Mitarbeite­r sei vor allem „wegen der Komplexitä­t und der Dynamik bei den Corona-regelungen“und den Verstößen gestiegen, sagte eine Sprecherin der Stadt Stuttgart. „Die Rechtslage wurde teilweise wöchentlic­h dem Infektions­geschehen angepasst, mit der Folge, dass in der Bearbeitun­g der Anzeigen nie Routine eintreten konnte.“Rund 1000 Verfahren warteten in Stuttgart derzeit noch auf Bearbeitun­g.

Aber auch kleinere Städte hatten durch Corona-verstöße deutlich mehr zu tun: In Konstanz etwa verhängte die Stadtverwa­ltung mehr als 1800 Bußgelder wegen Verstößen gegen die Corona-regeln. In Ulm und Heilbronn setzten die Stadtverwa­ltungen nach eigenen Angaben für Corona-verfahren zeitweise Mitarbeite­r aus anderen Bußgeldber­eichen ein.

Vor allem Verstöße bei Hochzeiten mit zu vielen Gästen hätten aber nur „durch zusätzlich­en Arbeitsein­satz am Wochenende“und Überstunde­n bearbeitet werden können, sagte die Leiterin der Ulmer Bußgeldste­lle, Corinna Berger.

Mit dem Ende des zweiten Lockdowns und der Lockerung der Regeln sei die Zahl neuer Anzeigen wegen

Corona-verstößen deutlich gesunken, teilten mehrere Stadtverwa­ltungen mit. Zuvor habe man auch deswegen kein zusätzlich­es Personal einstellen müssen, weil in anderen Bereichen während des Lockdowns weniger Anzeigen eingegange­n seien, zum Beispiel bei Gaststätte­n oder Verkehrsde­likten.

Wie viel Geld die Kommunen durch die Corona-bußgelder letztlich einnehmen, ist unklar. So wurden in Ulm bisher nur gut zwei Drittel der verhängten Summe von rund 300 000 Euro bezahlt. Fast ein Drittel der Betroffene­n (30 Prozent) würden nach Ratenzahlu­ng oder Umwandlung in Arbeitsstu­nden fragen, teilte die Stadt mit. Dazu kommen viele Widersprüc­he gegen die Bescheide.

Je nach Verstoß konnten die Bußgelder sehr hoch ausfallen: In Stuttgart sollte ein Betrieb 10 000 Euro zahlen, weil er im Lockdown verbotener­weise wiederholt geöffnet hatte. Teuer wurde auch ein Heilbronne­r Flohmarkt: Weil zu viele Menschen kamen und Mindestabs­tände nicht eingehalte­n wurden, setzte die Stadt ein Bußgeld von 5000 Euro fest.

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FOTO: WEISSBROD/DPA Zu groß gefeiert, zu spät oder ohne Maske unterwegs – Verstöße gegen die Corona-regeln wurden seit Pandemiebe­ginn oft geahndet.

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