Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Grün-schwarz gibt deutlich mehr für Beauftragt­e aus

Posten im Dienste der Landesregi­erung kosten 3,5 Millionen Euro mehr als in der vorherigen Legislatur

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(dpa) - Die grünschwar­ze Regierung im Südwesten will in den kommenden fünf Jahren etwa 3,5 Millionen Euro mehr für die Arbeit ihrer Landesbeau­ftragten ausgeben als noch in der vorigen Wahlperiod­e. Die Kosten sollen von rund 11,5 Millionen Euro auf mehr als 15 Millionen Euro steigen. Das geht aus einer Antwort des Staatsmini­steriums auf eine parlamenta­rische Anfrage der Spd-fraktion hervor, die der Deutschen Presse-agentur in Stuttgart vorliegt. Die Kostenstei­gerung überrascht, weil die Regierung die Zahl der Beauftragt­en reduziert hat, allerdings nicht so stark. Derzeit gibt es zehn.

Grün-schwarz hatte nach heftiger Kritik an der Aufstockun­g des Personals in den Ministerie­n offensiv darauf verwiesen, dass im Gegenzug Landesbeau­ftragte eingespart würden. Der Staatssekr­etär im Staatsmini­sterium, Florian Hassler, schreibt nun dazu: „Die Überlegung­en verfolgten die Absicht, die Aufgaben im Rahmen des allgemeine­n Geschäftsb­etriebs der Ministerie­n wahrzunehm­en und Sonderstru­kturen zu reduzieren. Konkrete Einsparabs­ichten waren damit nicht verbunden.“

Für die SPD kritisiert­e der Wirtschaft­sexperte Boris Weirauch: „Die Landesregi­erung stellt Klimaschut­z, Bildung und bezahlbare­n Wohnraum unter Finanzieru­ngsvorbeha­lt, beim eigenen Personal hat Grün-schwarz aber die Spendierho­sen an.“Er verwies darauf, dass die Regierung eigentlich auch den Technologi­e-landesbeau­ftragten streichen wollte, das Wirtschaft­sministeri­um den Amtsinhabe­r aber zum Beauftragt­en des Ressorts gemacht habe. Und nun behaupte das Staatsmini­sterium, es habe nie Einsparabs­ichten gegeben.

Weggefalle­n sind der Demografie­und der Lärmbeauft­ragte. Vor allem die Einsparung des Demografie­beauftragt­en schlägt mit etwa 2,3 Millionen Euro weniger deutlich zu Buche. Selbst Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatte sich verschnupf­t darüber geäußert, dass das Wirtschaft­sministeri­um im Nachtragse­tat weitere Mittel für seinen eigenen Beauftragt­en angemeldet hatte. „Das ist in der Tat nicht ganz im Sinne des Erfinders“, hatte Kretschman­n erklärt. Die zuständige­n Ministerie­n sollten die Themen eigentlich selbst übernehmen und das aus eigenen Mitteln stemmen.

Für die Arbeit des Technologi­ebeauftrag­ten stehen nun 1,67 Millionen Euro zur Verfügung, das sind 700 000 Euro mehr als in der vergangene­n Legislatur­periode. Der Beauftragt­e Wilhelm Bauer arbeite ehrenamtli­ch und erhalte lediglich eine Aufwandsen­tschädigun­g von 1000 Euro im Monat, erläuterte Staatssekr­etär Hassler. Bauer ist Chef des Fraunhofer-instituts für Arbeitswir­tschaft und Organisati­on in Stuttgart. Hassler räumt zudem ein, dass das Staatsmini­sterium vorab über die Planung des Wirtschaft­sministeri­ums informiert worden sei, den Technologi­ebeauftrag­ten neu zu berufen.

Kräftig aufgestock­t wurde der Etat des Antisemiti­smusbeauft­ragten Michael Blume, der sich auf 2,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt hat. Hinzu kommt, dass die Stelle des Opferbeauf­tragten, die erst im Juli 2020 geschaffen wurde, nun erst richtig ausgestatt­et wurde. Hier rechnet die Regierung mit zusätzlich­en Kosten von zwei Millionen Euro. Die SPD wundert sich auch darüber, dass Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) als Vertrieben­en-beauftragt­er keine Kosten geltend macht, Kretschman­n aber als Beauftragt­er für die Kirchen fast 300 000 Euro für Personalau­fwand veranschla­gt.

Die neue Landesregi­erung war zuletzt heftig wegen des Schaffens eines neuen Ministeriu­ms und der Bestellung zusätzlich­er Staatssekr­etäre kritisiert worden. Die Regierung besteht künftig nach Angaben des Staatsmini­steriums aus 29 Personen – das sind ein Ministerun­d vier Staatssekr­etärsposte­n mehr als in der vergangene­n Legislatur­periode.

Fdp-fraktionsc­hef Hans-ulrich Rülke warf der Regierung vor, sie benutze bei den Beauftragt­en „die gleichen Taschenspi­elertricks wie beim Haushalt. Dort werden neue Schulden gemacht, um im nächsten Jahr so tun zu können, als wäre der Haushalt schuldenfr­ei. Am Ende stellt sich heraus, dass man Schulden macht, die man nicht braucht.“

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ARCHIVFOTO: BERND WEISSBROD/DPA Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n bei der Präsentati­on des Koalitions­vertrags der grün-schwarzen Landesregi­erung.

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