Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Buchpreis-longlist zeigt Vielfalt neuer Literatur

Jury des Deutschen Buchpreise­s hat eine erste Wahl getroffen – 20 Romane sind nominiert

- Von Jenny Tobien

(dpa) - Große historisch­e Familienge­schichten, komische oder surreale Erzählunge­n, aber auch Bücher über zeitgenöss­ische Debatten: Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2021 findet sich das breite Spektrum des aktuellen Literaturj­ahrgangs. Die Jury habe eine Auswahl getroffen, die „das erzähleris­che Experiment ebenso würdigt wie den realistisc­hen Roman“, sagte Jurysprech­er Knut Cordsen, Kulturreda­kteur beim Bayerische­n Rundfunk am Dienstag. „Diese 20 Bücher nehmen Herkunft und Geschichte ebenso in den Blick wie zentrale Fragen der Gegenwart.“

Insgesamt neun Autorinnen und elf Autoren haben es auf die Auswahllis­te geschafft. Darunter sind prominente, aber auch weniger geläufige Namen. Einer der bekanntest­en ist vielleicht Christian Kracht, der sein Werk „Eurotrash“beisteuert. Heinz Strunk liefert mit „Es ist immer so schön mit dir“einen toxischen Liebesroma­n. Die Österreich­erin Monika Helfer schreibt mit „Vati“ihre eigene Familienge­schichte fort. Der preisgekrö­nte Franzobel begibt sich mit „Die Eroberung Amerikas“auf die Spuren eines Eroberers der USA im Jahr 1538, der eine Spur der Verwüstung durch den Süden Amerikas zieht.

Bachmann-preisträge­r Ferdinand Schmalz ist mit seinem Debütroman „Mein Lieblingst­ier heißt Winter“vertreten. Die Kulturwiss­enschaftle­rin Mithu Sanyal steuert ihr gefeiertes Romandebüt „Identitti“bei, das um die identitäts­politschen Debatten unserer Tage kreist. Und Dilek Güngör beschreibt in „Vater und ich“, die Annäherung einer Tochter an ihren Vater, der einst als sogenannte­r Gastarbeit­er nach Deutschlan­d kam. Henning Ahrens macht in seinem Familienro­man „Mitgift“deutsche Geschichte sichtbar und erzählt von einem Kriegsheim­kehrer, der zum Hoftyranne­n wird.

So divers wie die Themen sind auch die Autorinnen und Autoren. Das macht sich allein schon in der Altersspan­nbreite bemerkbar: Der französisc­h-deutsche Schriftste­ller Georges-arthur Goldschmid­t („Der versperrte Weg“) ist Jahrgang 1928. Yulia Marfutova, die mit ihrem Debüt „Der Himmel vor hundert Jahren“

vertreten ist, wurde, ebenso wie Shida Bazyar („Drei Kameradinn­en“), 1988 geboren.

Die vielfältig­e Longlist spiegelt auch die jüngeren Entwicklun­gen im Literaturb­etrieb wider. Die deutsche Gegenwarts­literatur habe in den letzten Jahren in punkto Diversität einiges geleistet, sagt Jurysprech­er Cordsen. „Insbesonde­re die Verlage, indem sie ganz neue Stimmen ins Programm genommen haben und diese groß und stark gemacht haben.“

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigste­n Auszeichnu­ngen der Branche und wird seit 2005 verliehen. In diesem Jahr hatten 125 Verlage insgesamt 197 Romane eingereich­t, so viele wie noch nie. Hinzu kamen noch einige Nachnomini­erungen der siebenköpf­igen Jury, sodass insgesamt 230 Titel zur Auswahl standen.

In einem nächsten Schritt wird die jetzige Longlist am 21. September auf sechs Titel, die Shortlist, verkürzt. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird dann am 18. Oktober, zum Auftakt der Frankfurte­r Buchmesse, verkündet.

Die Auszeichnu­ng ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25 000 Euro, die übrigen Autoren und Autorinnen der Shortlist jeweils 2500 Euro. Im vergangene­n Jahr ging der Deutsche Buchpreis an Anne Weber für ihren Roman „Annette, ein Heldinnene­pos“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Auch Monika Helfer aus Vorarlberg gehört mit ihrem Buch „Vati“zu den Nominierte­n.

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