Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vermeers „Brieflesendes Mädchen“erstmals im Original zu sehen
(KNA) - Das weltweit bekannte Gemälde „Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“von Jan Vermeer (1632-1675) wird in Dresden nach abgeschlossener Restaurierung erstmals wieder so zu sehen sein, wie es das Atelier des Künstlers in Delft verließ. Das Gemälde (Foto: Skd/dpa) wird ab 10. September in der Ausstellung „Johannes Vermeer. Vom Innehalten“in der Gemäldegalerie Alte Meister der Öffentlichkeit präsentiert, wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) am Dienstag mitteilten. Das um 1657-1659 entstandene Bild wurde 1742 für die Sammlung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. in Paris erworben. Seit einer 1979 angefertigten Röntgenaufnahme ist bekannt, dass sich an der Wand im Hintergrund des Zimmers ein vollständig übermaltes „Bild im Bild“mit einem nackten Cupido befindet. Die Wissenschaft ging davon aus, dass Vermeer das Cupido-bild wegen einer Kompositionsänderung verworfen und die Rückwand des Raumes selbst übermalt habe. Im Rahmen eines Restaurierungs- und Forschungsprojekts zeigte sich, dass die Übermalung nicht von Vermeer stammt, sondern erst nach dem Tod des Künstlers aufgebracht wurde. Die Übermalungsschicht wurde deshalb entfernt. Das Gemälde habe nun sein Aussehen grundlegend verändert, so der Museeumsverbund. Im Hintergrund wurde ein stehender Liebesgott mit Bogen, Pfeilen und zwei Masken freigelegt. Seine Anwesenheit in der Komposition trage als bedeutungsschwerer „Kommentar“wesentlich zur Bildaussage des Gemäldes bei, hieß es.