Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Sophia Wessling träumt von Olympia
Skibergsteigen ist 2026 im Programm der Winterspiele – Lindauerin will dabei sein
- Kaum hat die frohe Kunde die Runde gemacht, quollen die Sozialen Medien über. „Ich habe es über einen Post vom Weltverband erfahren, danach war Instagram voll“, berichtet Sophia Wessling vom Tag, als Skibergsteigen (Ski Mountaineering) ins Programm der Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand aufgenommen wurde.
Es ist kein Zufall, dass die 18 Jahre alte Lindauerin am 20. Juli so schnell über den positiven Bescheid des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kenntnis gesetzt wurde. Sophia Wessling zählt zu Deutschlands besten Skibergsteigerinnen, belegte bei der U18-weltmeisterschaft 2021 den sechsten Platz. „Definitiv“ist ein Olympiastart in fünf Jahren das Ziel der Gymnasiastin. Schließlich wurde ihr Name vom Deutschen Alpenverein (DAV) als nationaler Dachorganisation bereits als potenzielle Olympiakandidatin genannt.
Und olympische Luft schnupperte Sophia Wessling ja auch schon ein bisschen. 2020 war sie schon als 16Jährige bei den Olympischen Jugendspielen (Youth Olympic Games) in Lausanne in der Schweiz mit von der Partie. Platz zehn im Einzel, Rang sieben im Sprint und der fünfte Platz in der Mixedstaffel standen damals zu Buche. Diese drei Disziplinen sowie Einzel und Sprint bei den Männern erhielten nun auf Vorschlag des italienischen Gastgebers die olympischen Weihen. Vorerst zwar nur für Mailand 2026, aber als junge, dynamische Sportart, die weltweit praktiziert wird, ist das Potenzial für weitere Gastspiele auf der olympischen Bühne vorhanden. „Auf jeden Fall“, sagt Sophia Wessling dazu.
Über ihren älteren Bruder Jakob und die sportbegeisterten Eltern kam die 18-Jährige zum Skibergsteigen. Anfangs – gesteht sie freimütig – habe es „noch nicht so richtig Spaß gemacht“. Das Vergnügen kam erst später. Spätestens, als sie 2018 überraschend Dritte bei den deutschen Meisterschaften beim Jennerstier in Berchtesgaden geworden war und damit in die Beobachtungsmannschaft des DAV kam.
„Inzwischen bin ich begeistert“, sagt Sophia Wessling. „Das Schöne am Skibergsteigen ist, dass man die Möglichkeit hat, an Orte zu kommen, zu denen kein Lift hinaufführt. Aber nicht nur die Natur und die schöne Winterlandschaft machen diesen Sport so abwechslungsreich, sondern auch die alpinen Aufstiege und einzigartigen Tiefschneeabfahrten“, schwärmt sie in einer Pressemitteilung des Lindauer tomotion-teams, von dem die Sportlerin in Trainingsfragen beraten wird.
Zwischen sieben und 15 Stunden Training stehen wöchentlich auf dem Programm. Möglichkeiten bieten sich in der Umgebung an. „Am Pfänder, im Allgäu, in Vorarlberg und auch schon mal am Arlberg“, sagt Wessling über ihre Trainingsorte. Dank eines Vorarlberger Herstellers bekommt sie inzwischen ihre Ski gestellt. Dem Engagement eines Sponsors ist die Schülerin, die im kommenden Jahr am Droste-hülshoffgymnasium in Friedrichshafen ihr Abitur machen und anschließend in Innsbruck studieren möchte („am liebsten Medizin“), auch nicht abgeneigt.
Sportlich stehen im Winter 2021/ 22 als Höhepunkt die Europameisterschaften im spanischen Boi Taull am Rande der Pyrenäen auf dem Programm. Im Terminkalender von Sophia Wessling ist als Saisonauftakt das italienische Ponte di Legno/tonale in Italien Mitte Dezember notiert. Notiert hat sich die Skibergsteigerin aber auch den Termin für die Olympischen Spiele 2026.