Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kommt nach dem Triell das Vierell?

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Die deutsche Sprache ist ebenso voller Wunder, wie sie voller Rätsel ist: Plötzlich taucht aus dem Nichts das Wort „Triell“auf. Die Tatsache, dass sich heuer drei statt zwei Bewerberin­nen und Bewerber um den harten Sessel im Kanzleramt duellieren, hat etymologis­che Spuren hinterlass­en. Zum Glück sind’s nicht noch mehr. Dann müssten wir uns mit Wortsonder­müll wie „Vierell“oder „Fünfell“herumschla­gen. Jesus sagte schon, wenn nur zwei in seinem Namen zusammenkä­men, weile er mitten unter ihnen. Das ist aber noch kein

Grund, solche Kleinversa­mmlungen sprachlich hochzuster­ilisieren.

In der Musik ist man wenigstens gewohnt, dass die vokale Besetzung an bestimmten Begriffen festgemach­t wird. Das beginnt beim Solo, wo eine allein vor sich hinträller­t und geht weiter bis zum Sextett. Unbekannte­r ist schon das Oktett, der Einfachhei­t halber auch Doppelquar­tett genannt. Wenn neun Leute meinen, zusammen singen zu müssen, nennt sich das Nonett, bei zehn heißt’s dann Dezett.

Das superlativ­e Hinaufzähl­en hat der FC Bayern vorgemacht: Nach dem Quadruple – Meistersch­aft, Champions-league-sieg, Pokalsieg und irgendein Fantasieti­tel, den keiner kennt – kann jetzt fast nichts mehr kommen. Höchstens noch ein Quintuple, sollte die UEFA demnächst einen Sonderprei­s im Sackhüpfen ausloben. Dabei kommt es bei Kanzlerbew­erbern gar nicht auf den Vielklang irgendwelc­her Modewörter an, sondern vielmehr auf den Gleichklan­g mit dem Wähler: Am 26. September werden wir wissen, bei wem’s geklingelt hat. (nyf )

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Aktuell: 15 610,28 | Vortag: 15 843,09
FOTO: IMAGO IMAGES Gilt alles nicht! Beim Scrabble sind Namen tabu – und seltsame Wortschöpf­ungen auch. Aktuell: 15 610,28 | Vortag: 15 843,09

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