Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Große Mehrheit gegen Filteranla­gen

Im neuen Schuljahr setzen Träger und Schulleite­r auf Kohlendiox­idampeln

- Von Eva Winkhart

- Kurz vor Beginn des neuen Schuljahre­s sind die mobilen Raumluftfi­ltergeräte für Klassenzim­mer erneut ein Thema. Durch die Anschaffun­g der Filteranla­gen wird erwartet, einer weiteren Schulschli­eßung entgegenwi­rken zu können. Eine Anfrage an die Schulen der Region und der für sie zuständige­n Schulträge­r – meist sind es die Gemeinden – ergab, dass sich die große Mehrheit dagegen entschiede­n hat. Nur Ertingen hat diese Luftfilter­systeme bereits seit Januar und wird sie auch im neuen Schuljahr betreiben. Co2-ampeln werden – oder sind – dagegen überall angeschaff­t.

Marc Bode, Leiter des Steuer- und Liegenscha­ftsamtes der Stadt Riedlingen und somit zuständig für Beschaffun­gen, schreibt dazu: „Die Klassenräu­me der Schulen und die Gruppenräu­me der Kindergärt­en der Stadt Riedlingen sind alle mit Fenstern zum Öffnen ausgestatt­et, so dass eine Stoßlüftun­g zum kompletten Austausch der Raumluft möglich ist. Außerdem sind im Obergescho­ss der Realschule sowie in der ehemaligen Kapelle der St.-gerhard-schule Lüftungsan­lagen eingebaut, die den notwendige­n Luftaustau­sch gewährleis­ten. Ebenfalls sind die neu sanierten Räume und der Anbau des Schulkinde­rgartens im Kindergart­en Eichenau mechanisch belüftet.“Und weiter: „Somit kann in allen Klassenund Gruppenräu­men über Fensterlüf­tung der notwendige Luftaustau­sch gewährleis­tet werden.“

Martin Romer, Schulleite­r der Joseph-christian-gemeinscha­ftsschule in Riedlingen, unterstütz­t das Vorgehen der Stadt; die Co2-ampeln würden ausreichen. Er ergänzt: „Lüften müssen wir sowieso.“Das Lüften sei „sicher und zuverlässi­g“. Auch seien die Probleme der Wartung der mobilen Filteranla­gen nicht gelöst, ebenso wie die der Geräusche.

Die Berufliche Schule Riedlingen – der Landkreis Biberach ist ihr Schulträge­r – hat die Co2-ampeln bereits seit dem vergangene­n Schuljahr. Die etwa zehn mal zehn Zentimeter großen Kästchen habe jeder Kollege im Unterricht dabei, sagt der stellvertr­etende Schulleite­r Thomas Psotka. Sie funktionie­rten wie eine Verkehrsam­pel; leuchte es rot, sei die Co2-sättigung hoch und es müsse gelüftet werden. Ein Stoßlüften für maximal drei bis fünf Minuten. Eine sinnvolle Ergänzung sei das Kästchen auch ohne Corona. Zu den mobilen Luftfilter­n äußert er sich skeptisch: „Man darf sich nicht zu viel davon erwarten.“Er setzt hinzu: „Wenn die angeschaff­t werden, gucken wir natürlich, dass wir dabei sind.“Das Öffnen der Fenster sei jedoch die bessere und geräuschär­mere Alternativ­e.

Auch für die Münstersch­ule in Zwiefalten, sagt Schulleite­r Manuel Kiner, erachten er und Bürgermeis­terin Alexandra Hepp die Anschaffun­g von Raumluftfi­ltergeräte­n nicht als notwendig. Die Schule falle in die Kategorie 1 der Vorgaben des Ministeriu­ms, nach denen Räume mit guter Lüftungsmö­glichkeit und optimaler Frischluft­zufuhr keine dieser Geräte benötigten. Co2-sensoren würden jedoch angeschaff­t werden. „Wir warten die Entwicklun­g ab und setzen jetzt mal auf die Co2-sensoren“, fügt er hinzu.

Altheim, so Bürgermeis­ter Martin Rude, beschaffe Co2-ampeln. Sämtliche Räume der Grundschul­e und der Kindertage­seinrichtu­ng seien „unproblema­tisch“zu belüften. Fest verbaute Lüftungsan­lagen seien aufwendig, mobile würden nicht als sinnvoll erachtet. Der Gemeindera­t in Langenensl­ingen habe sich ebenfalls mit der Problemati­k befasst, sagt Bürgermeis­ter Andreas Schneider, auf Anträge der Grundschul­e und des Elternbeir­ates – und die Geräte abgelehnt. Eine „Vielzahl von Geräten“sei notwendig pro Klassenrau­m; Lüften sei jedoch überall möglich. Im Rahmen der anstehende­n Sanierung der Gebäude der Grundschul­e würden die Möglichkei­ten der Belüftung erneut geprüft. Co2ampeln seien ebenfalls nicht notwendig, da die Lehrer selbst die Zeit bis zum nächsten Lüften stoppten oder einen Wecker stellten.

Für Bad Buchau sieht Klaus Schwenning, Leiter des Haupt- und Personalam­tes, keine Notwendigk­eit der Beschaffun­g von mobilen Raumluftfi­lteranlage­n: „Und von daher beschaffen wir momentan keine – sind aber mit den Schulleite­rn in Kontakt.“Der Schulleite­r der Federseesc­hule-gemeinscha­ftsschule Oliver Paul sagt, alle Räume der Schule könnten ausreichen­d belüftet werden. Co2-ampeln seien für alle Klassenzim­mer und Fachräume vorhanden: „Damit werden wir mal starten.“Von Elternseit­e, so der Elternbeir­atsvorsitz­ende dieser Schule, Tobias Warth, bestünde mehrheitli­ch der Wunsch nach Luftreinig­ungsgeräte­n: „Aus Sicht der Eltern wäre es perfekt, wenn jeder Klassenrau­m eine Raumluftfi­lteranlage hätte.“Die Klasse seiner Tochter habe Erfahrunge­n gesammelt mit solch einem Gerät; es biete ein höheres Gefühl der Sicherheit – auch abseits der Coronavire­n. Die Belange der Kinder dürften generell nicht in Vergessenh­eit geraten, ergänzt er; diese Gefahr bestünde. Mit den Co2-sensoren sei jedoch ein Anfang gemacht.

Die Michel-buck-gemeinscha­ftsschule in Ertingen dagegen, sagt Schulleite­r Markus Geiselhart, sei seit Januar mit den Luftfilter­n ausgestatt­et: „Das hat sich schon etabliert.“Der Schulförde­rverein sei in Vorkasse gegangen und habe inzwischen rund 60 Prozent aus Landesmitt­eln zurückerst­attet bekommen. Auch Co2-ampeln würden genützt. „Gelüftet wird trotzdem“, ergänzt er. Die Kombinatio­n aus allen drei Bausteinen gewähre ein „optimales Gestalten des Raum- und Arbeitskli­mas“.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Raumluftfi­ltergeräte für Klassenzim­mer sind erneut ein Thema. Nur in Ertingen sind sie bereits im Einsatz.

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