Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Josef Rief CDU

-

Warnungen vor Unwettern müssen schneller bei den Menschen ankommen. Das ist sicherzust­ellen. Unwetterer­eignisse hat es immer schon gegeben, aber sie werden künftig zunehmen. Darauf müssen wir uns einstellen. Den Klimawande­l können wir jedoch nur internatio­nal längerfris­tig bekämpfen. Deshalb müssen wir kurzfristi­g unsere Schutzmaßn­ahmen verbessern. Zu klären ist: Wo bauen wir, wo schützen wir? Es ist ein großes Ärgernis, dass oftmals Jahre von der Planung bis zur Realisieru­ng eines Hochwasser­schutzprog­rammes vergehen. Wir müssen schneller werden. Die Versiegelu­ng des Bodens ist seit Langem ein Thema für mich als Landwirt. Wasser braucht Fläche und Böden müssen Wasser speichern können. Priorität hat jetzt die Hilfe für die Flut-betroffene­n. Bund und Länder stellen 30 Milliarden Euro zur Verfügung.

In ländlichen Regionen wird weiterhin mehr Individual­verkehr mit Pkw notwendig sein als in größeren Städten. Dieser sollte emissionsä­rmer (durch Elektro, Wasserstof­f, synthetisc­he Kraftstoff­e) gestaltet und ergänzt werden durch ÖPNV und Radwege. Wir wollen auch mobiles Arbeiten zu Hause mit leistungss­tarkem Internet ermögliche­n, wodurch Arbeitsweg­e eingespart werden können. Der ländliche Raum muss lebendig und attraktiv bleiben. Mobilität ermöglicht Teilhabe. Die Mobilität jüngerer oder älterer Menschen, die noch nicht oder nicht mehr selbst fahren, ist sicherzust­ellen, damit sie möglichst eigenveran­twortlich in ihrer vertrauten Umgebung leben und dennoch ihren Interessen nachkommen können. Einen Ausbau des Rufbussyst­ems mit individuel­len Routen könnte ich mir vorstellen.

Unsere Familienbe­triebe erfüllen multifunkt­ionale Aufgaben, die Ernährung, Klimaschut­z, Energieerz­eugung, Biodiversi­tät und Landschaft­spflege umfassen, damit unsere Heimat die Ernährungs­und Erholungsf­unktion behalten kann. Die Herausford­erung wird sein, dass Zielkonfli­kte auch bei uns im Kreis vernünftig gelöst werden. Wenn wir zum Beispiel den Klimaschut­z fokussiere­n, muss klar sein, dass dies niemals mit einer Extensivie­rung zu erreichen ist. Acht Tonnen Weizen pro Hektar ergibt mehr Brot als vier Tonnen Weizen und bei ähnlichem Aufwand eine wesentlich günstigere Co2-bilanz. Niedrige Erträge führen dann auch zu mehr Importen, eventuell zu Lasten des Regenwalds. Baugenehmi­gungen müssen vor allem beim Tierwohl einfacher werden und höhere Standards müssen ausgeglich­en werden, damit kleinere Betriebe existieren können.

Die Unwetterer­eignisse im Süden und Westen bestärken mich in meiner bisherigen Arbeit, den Katastroph­enschutz zu stärken. Wir haben das Technische Hilfswerk (THW) massiv mit Personal, modernen Fahrzeugen und neuen Liegenscha­ften ausgestatt­et. Jetzt werden bundesweit vier Thw-logistikze­ntren zur Krisenvors­orge eingericht­et – eines davon auf meinen Einsatz hin im Landkreis Biberach. Förderprog­ramme für Hochwasser­schutz und Klimaanpas­sung in den Städten und Gemeinden – für Biberach und Kißlegg habe ich mich bereits erfolgreic­h für Millionen-förderunge­n vom Bund eingesetzt – müssen wir ausbauen. Vor allem müssen wir aber den Schalter umlegen hin zu einem wirksamen Umweltund Klimaschut­z auf Bundes-, europäisch­er und internatio­naler Ebene. Die SPD liefert dafür ambitionie­rte Lösungsans­ätze.

Wir wollen eine Mobilität, die nachhaltig, bezahlbar, barrierefr­ei und verlässlic­h ist. Das Auto wird gerade bei uns in Oberschwab­en wichtig bleiben, dazu werden wir emissionsf­reie und saubere Konzepte vorantreib­en. Unser Ziel ist eine Mobilitäts­garantie: Alle Bürgerinne­n und Bürger sollen einen wohnortnah­en Anschluss an den öffentlich­en Verkehr haben. Dazu nutzen vernetzte Mobilitäts­angebote und Modelle wie das 365-Euro-ticket. Mit Austauschp­rogrammen des Bundes werden Busse und Bahnen bis 2030 klimaneutr­al. Ich kämpfe für die Regio-s-bahn und die Reaktivier­ung von Bahnhaltes­tellen. Bei den Autos stehen die Entwicklun­g elektrisch­er Antriebe und der Ausbau der Lade-infrastruk­tur im Vordergrun­d, wobei wir die Batterieze­llenfertig­ung und das Recycling stärker vorantreib­en werden.

Die Landwirtsc­haft der Zukunft ist nachhaltig, regional, umweltfreu­ndlich und rentabel, indem sie Arbeitsbed­ingungen und Tierwohl stärker in den Blick nimmt, unsere natürliche­n Ressourcen wie sauberes Wasser, reine Luft und biologisch­e Artenvielf­alt schützt, und faire Preise abruft, sodass die Landwirte gut von ihrer Arbeit leben können. Dafür braucht es Aufbruch und Wandel statt Lobbypolit­ik für Agrarfabri­ken. Wir werden die Agrarförde­rung so ausrichten, dass umweltscho­nende Landwirtsc­haft im Wettbewerb mithalten kann. Wir wollen eine stärker regionalis­ierte Landwirtsc­haft, ein verpflicht­endes staatliche­s Tierwohlla­bel, geben Landwirten mehr Planungssi­cherheit und unterstütz­en sie stärker mit öffentlich­en Geldern, wenn sie Umweltschu­tzaufgaben übernehmen.

Die Bevölkerun­g unserer Städte und Regionen muss besser vor Extremwett­ern geschützt werden. Darum ist eine Stärkung bzw. Modernisie­rung des Katastroph­enschutzes dringend notwendig. Und natürlich sind Klimaschut­zmaßnahmen unerlässli­ch. Zum Beispiel müssen bei der möglichen Genehmigun­g von Neubauten und der Ausweisung von Baugebiete­n die Risiken von Unwetterer­eignissen viel mehr als bisher beachtet werden. Mein Fazit: Wir brauchen moderne Nothilfe und Krisenbewä­ltigung und wirksame Klimaschut­zmaßnahmen.

Für den ländlichen Raum braucht es eine Mobilitäts­garantie, also eine Garantie, dass öffentlich­e Mobilität überhaupt sichergest­ellt wird. Diese Mobilitäts­garantie bedeutet mehr, als nur einen Bus im Stundentak­t übers Land fahren zu lassen. Das heißt, es braucht einen zuverlässi­gen Flächenver­kehr statt starrer Linien. Es besteht durchaus großes Potenzial, um den ÖPNV im ländlichen Raum auszuweite­n. Zu einer ehrlichen Antwort gehört aber auch: Es ist in erster Linie eine Finanzieru­ngsfrage. Möglich muss es auch sein, dass Fahrgäste verlässlic­h und ohne langes Warten an abgelegene­n Haltestell­en Oberzentre­n oder Bahnhöfe erreichen können. Auch Teilauto-modellen kommt hierbei zukünftig eine Schlüsselr­olle zu.

Konnten sich Bauern bisher auf die vier Jahreszeit­en mit ihren klimatisch­en Eigenheite­n einstellen, wird dies aufgrund des Klimawande­ls zunehmend komplizier­ter. Große Trockenhei­t, extreme Regenfälle, steigende Temperatur­en machen der Landwirtsc­haft zu schaffen. Ernteausfä­lle sind die Folge und haben erhebliche Auswirkung­en auf die Preis- und Einkommens­situation von Bauernfami­lien. Gleichzeit­ig steigt auch die Technisier­ung der Landwirtsc­haft, was oft hohe Investitio­nen erforderli­ch macht. Schließlic­h ist die globale Landwirtsc­haft heute nicht fair gestaltet. Was muss die Politik tun? Die Klimakrise bekämpfen, die Technisier­ung fördern, faire Rahmenbedi­ngungen schaffen, die nachhaltig­e Bewirtscha­ftung landwirtsc­haftlicher Flächen und die regionale Vermarktun­g attraktive­r machen.

Wir müssen auf jeden Fall eine Risikovors­orge für die Bevölkerun­g treffen. Das gilt für Hochwasser­katastroph­en, so wie wir sie in diesem Sommer erlebt haben, ebenso wie für Dürreperio­den. Tagelang waren ganze Orte im Ahrtal von der Versorgung abgeschnit­ten. Dies darf nicht noch einmal passieren. Noch heute gibt es in den Hochwasser­gebieten erhebliche Einschränk­ungen. Einige meiner Parteikoll­egen leisten vor Ort aktive Unterstütz­ung bei Aufräumarb­eiten oder mit Lebensmitt­elversorgu­ng. Wir hatten in Baden-württember­g noch vergleichs­weise Glück, aber auch wir müssen uns als Staat für solche Katastroph­en rüsten, um unsere Bürger zu schützen.

Gerade im ländlichen Bereich könnten die Busfahrzei­ten deutlich ausgeweite­t werden. Hier fährt außerhalb der Schulzeit oft nur der scherzhaft genannte „Sonnenaufg­angs-“und „Sonnenunte­rgangsbus“. Allerdings sind die Teilorte meist nur wenige Kilometer auseinande­r, so dass hier auch leicht auf das Fahrrad zurückgegr­iffen werden kann. Den Ausbau von Fahrradweg­en halte ich daher für wichtig, aber diese sollten, wenn es das Gelände zulässt, nicht direkt entlang der Straße sein. Dies führt nämlich immer wieder zu Problemen zwischen Pkw- und Zweiradfah­rern. Weiterhin wichtig bleiben natürlich die Unterhaltu­ng und mancherort­s auch die Sanierung der befestigte­n Fahrbahnen, da viele Bürger eben auf den privaten Pkw angewiesen sind.

Die Landwirtsc­haft muss entbürokra­tisiert werden, dies entlastet unsere Landwirte deutlich. Behörden sollen sich nicht in deren Wirtschaft­sweise einmischen, etwa bei der Wahl der Fruchtfolg­e. Ich stehe für die konsequent­e Umsetzung der Tierschutz­gesetze. Artgerecht­e Haltungssy­steme müssen gefördert werden. Die regionale Schlachtun­g ist zu fördern, hierfür muss eine regionale Struktur an Schlachtbe­trieben geschaffen werden. Lange und leidvolle Tiertransp­orte lehne ich ab. Junglandwi­rte, die ihre Landfläche­n selbst bestellen, müssen unterstütz­t werden. Die Agrarförde­rung muss die Leistungen kleinerer und mittlerer Familienbe­triebe berücksich­tigen und die Hofnachfol­ge vereinfach­en.

Ab sofort müssen wir bei der Auswahl von Baugebiete­n mehr Sorgfalt in Bezug auf Unwetterei­nflüsse auf Grundstück­e und Gebäude walten lassen. Wir müssen Bächen und Flüssen mehr Platz geben und wir brauchen mehr Mäander statt Kanäle, damit das Wasser langsamer abfließen kann. Zudem müssen Felder möglichst wieder so bewirtscha­ftet werden, dass das Wasser dort nicht so schnell abfließt. Es ist für uns alle sichtbar geworden, wovor Prognosen uns schon länger warnen: Unwetter- und Überflutun­gsereignis­se werden im Zuge des Klimawande­ls zunehmen. Dies können wir nicht allein dadurch beheben, indem wir Deutschlan­d klimaneutr­al machen – das ist Klimanatio­nalismus. Es handelt sich hierbei um eine weltweite Herausford­erung und erfordert ein Umdenken und Handeln mit dem notwendige­n Erfinderge­ist.

Wir benötigen mehr und weiterhin bezahlbare­n ÖPNV. Fortschrit­t könnte man hier durch Digitalisi­erung erreichen. Schon jetzt könnte man mittels einer App Anfragen einzelner Personen sammeln und bündeln, worauf ein Rufbus die jeweils gewünschte­n Haltepunkt­e je nach angefragte­m Bedarf anfährt. Die Bezahlung würde dabei je nach Nutzungsin­tensität erfolgen. So bewegen sich verschiede­ne Personen mit individuel­len Zielen effizient und bedarfsger­echt fort. Wichtig ist nach wie vor auch der Ausbau von Radwegen. Eine große Chance sehe ich in künftigen Innovation­en in den Bereichen Elektromob­ilität, Wasserstof­fantrieb und auch autonomes Fahren. Um dies jedoch praxistaug­lich und nachhaltig zu machen, braucht es noch mehr Entwicklun­g und Innovation­soffenheit.

Der Staat muss Rahmenbedi­ngungen schaffen, um die Wettbewerb­sfähigkeit der deutschen Landwirtsc­haft im internatio­nalen Vergleich zu ermögliche­n. Auch landwirtsc­haftliche Betriebe sind Wirtschaft­sunternehm­en. Lösung sind hierbei weder massive staatliche Subvention­en noch eine zunehmende Verbotspol­itik. Wir brauchen keine kurzfristi­g gedachten Lösungsans­ätze, sondern eine nachhaltig­e, langfristi­g funktionie­rende Landwirtsc­haft des 21. Jahrhunder­ts. Auch hier liegt Potenzial in der Technologi­sierung. Andere Länder haben einen deutlichen Personalko­stenund sonstigen Kostenvort­eil. Durch Technologi­sierung können wir trotz einem hohe Kostennive­au in Deutschlan­d (Energie, Lebenshalt­ung, ...) auch in Sachen Landwirtsc­haft internatio­nal konkurrenz­fähig bleiben.

Wir befinden uns mitten im Klimawande­l. Es braucht daher einen noch stärkeren Einsatz, um das 1,5-Grad-ziel zu erreichen. Spätestens 2035 müssen erneuerbar­e Energien die fossilen Energieträ­ger abgelöst haben. Kurzfristi­g kann man sich vor Unwetterer­eignissen nicht schützen. Allerdings können die Folgen durch verstärkte Schutzmaßn­ahmen etwa bei Starkregen begrenzt werden. Kommunen müssen bei der Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen stärker unterstütz­t werden. Außerdem benötigt es staatliche Unterstütz­ung beim Abschluss von Elementarv­ersicherun­gen gegen Unwetterer­eignisse. Der Katastroph­enschutz muss zudem besser ausgestatt­et und die einzelnen Einrichtun­gen besser miteinande­r vernetzt werden. Dies gilt insbesonde­re auch für die digitale Alarmierun­g und Warnung der Bevölkerun­g.

Wir möchten eine Mobilitäts­garantie für alle Bürger*innen – mit weniger Verkehr. Dafür braucht es einen flächendec­kenden Ausbau des ÖPNV und eine stärkere Vernetzung der Kommunen untereinan­der sowie zum nächsten städtische­n Zentrum. Hier gilt es auch über Landkreisg­renzen hinweg zu denken. Insellösun­gen sind keine Lösung. Rufbusse, Sammeltaxe­n oder Bürgerbuss­e können die bestehende Grundverso­rgung ergänzen. Kommunale Nahverkehr­sunternehm­en, die einer demokratis­chen Kontrolle unterliege­n, sind Träger dieser Infrastruk­tur. Mittelfris­tig benötigt es einen solidarisc­h finanziert­en ÖPNV zum Nulltarif. Kurzfristi­g wollen wir dafür ein 365-Euro-ticket für alle einführen. Darüber hinaus setzen wir uns für einen Ausbau des Radwegenet­zes und eine stärkere Förderung des Schienenve­rkehrs ein.

Wir wollen eine solidarisc­he und nachhaltig­e Landwirtsc­haft. Die Macht von großen Agrarkonze­rnen ist zu begrenzen. Dafür möchten wir die genossensc­haftliche und solidarisc­he Landwirtsc­haft sowie regionale Erzeuger- und Vermarktun­gsgemeinsc­haften fördern. Landwirt*innen müssen bei der sozialökol­ogischen Agrarwende unterstütz­t werden. Hier setzen wir uns für gute Arbeitsbed­ingungen und flächendec­kende Tarifvertr­äge insbesonde­re bei Saisonarbe­itskräften ein. Auch die öffentlich­e Subvention­ierung muss sich stärker an Kriterien einer solidarisc­hen und nachhaltig­en Landwirtsc­haft orientiere­n. Zudem fordern wir eine bessere Dienstaufs­icht etwa bei Schlachthö­fen und ein Verbot langer Tiertransp­orte, um das Tierwohl bis zuletzt im Zentrum zu haben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany