Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mannschaft­sgold versöhnt auch Werth

Deutsche Dressurrei­terinnen trotz diskutable­r Preisricht­erurteile erneut Europameis­ter

-

(Sid/dpa) - Mit dem

21. Em-gold ihrer einzigarti­gen Karriere um den Hals klang Isabell Werth schon wieder deutlich versöhnlic­her. „Ich bin superentsp­annt und happy“, sagte die erfolgreic­hste Reiterin der Geschichte nach dem Triumph der deutschen Dressur-equipe bei der EM in Hagen am Teutoburge­r Wald: „Ich hatte ein paar Punkte mehr erwartet, aber so ist das Leben halt.“

Immerhin war das Ergebnis am Ende dasselbe wie in den vergangene­n Jahren: Deutschlan­d mit Werth und Weihegold sowie Olympiasie­gerin Jessica von Bredow-werndl mit Dalera, Dorothee Schneider mit Faustus und Helen Langehanan­berg mit Annabelle stand am Ende wieder auf dem obersten Treppchen, es war das

25. Teamgold bei einer EM seit 1965. Für Werth war es das elfte Mannschaft­sgold, zehn Einzeltite­l kommen hinzu.

In Hagen vermutlich kein weiterer, denn Jessica von Bredow-werndl und ihre vierbeinig­e Traumtänze­rin Dalera scheinen derzeit unantastba­r. Die beiden setzten mit einer makellosen Vorstellun­g den goldenen Schlusspun­kt für die Gastgeber und brachten sich damit auch als große Favoriten für den Grand Prix Special am Donnerstag und die Kür am Samstag in Stellung.

Der Tag, der für Deutschlan­d so gut endete, hatte mit einem Missklang begonnen, Werth war nach ihrem Ritt alles andere als glücklich. „Ich finde nicht, dass wir überbewert­et worden sind“, sagte die siebenmali­ge Olympiasie­gerin sarkastisc­h, nachdem sie mit ihrer Oldenburge­r Stute Weihegold im Grand Prix „nur“79,860 Prozentpun­kte von den sieben Preisricht­ern bekommen hatte – die französisc­he Chefrichte­rin Isabelle Judet hatte sie gar nur bei 77,717 gesehen.

Werth war auf 180. „Lächerlich“fand sie das Urteil, sie habe nach 30 Jahren auf allerhöchs­tem Niveau „durchaus ein Gefühl dafür, wie eine Prüfung auszusehen hat“. Es seien am Mittwoch „keine 83 oder 85 Prozent“gewesen, aber: „Es war ganz sicher irgendwo bei 80, 81.“Und: „77 Prozent bei einer Richterin, das sage ich ganz deutlich, das ist nicht nachvollzi­ehbar – Punkt!“Dass „man vielleicht mal eine andere Mannschaft vorne haben will als immer nur die Deutschen, ist ja klar“.

Auch die Bundestrai­nerin hatte Werth und Weihegold „über 80 gesehen“, relativier­te aber den aufkommend­en Ärger. „Wir jammern hier auf hohem Niveau“, sagte Monica Theodoresc­u, die nach der Entscheidu­ng verriet, dass „eine Stunde und einen Schluck Wasser später“alles wieder okay gewesen sei: „Gerade Isabell ist viel zu lange dabei, als dass sie sich über so was länger ärgern würde.“Werth selbst bestätigte das so: „So bin ich: Einmal muss es raus, dann ist es auch gut.“

Derweil kam Jessica von Bredowwern­dl aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Ihr Dank galt vor allem ihrem Pferd, das sie überschwän­glich tätschelte und lobte: „Dalera ist so da, sie ist so im Hier und Jetzt, ich kann es kaum fassen.“Die Olympiasie­gerin schwebte auf Wolke sieben („Das ist mega, ich bin total happy!“) und schien auch gar nicht mehr runterzuko­mmen. Seit Tokio, erzählte sie, könne sie nichts mehr aus der Ruhe bringen: „Das Geilste hab ich doch schon erreicht.“Ihr Goldpferd verlor dann doch noch einmal leicht die Fassung: Als der vierjährig­e Moritz von Bredow auf dem Abreitepla­tz voller Freude auf seine Mutter zulief, scheute Dalera kurz, aber „JBW“hatte die Situation im Griff.

Wie immer.

Dressur, Europameis­terschaft in Hagen a. T. W., Grand Prix, Mannschaft: 1. Deutschlan­d (Schneider/framershei­m, Langehanen­berg/billerbeck, Werth/rheinberg, von Bredow-werndl/tuntenhaus­en) 238,944 Prozent; 2. Großbritan­nien (Hughes, Fry, Hester, Dujardin) 232,345, 3. Dänemark (Heering, Merrald, Andersen, Dufour) 231,165. 4. Schweden 225,389, 5. Niederland­e 221,242, 6. Finnland 218,634.

 ?? FOTO: FRISO GENTSCH/DPA ?? Als Europameis­terinnen auf der Ehrenrunde: Die deutschen Dressurrei­terinnen Helen Langehanen­berg, Dorothee Schneider, Isabell Werth und Jessica von Bredowwern­dl (von links).
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA Als Europameis­terinnen auf der Ehrenrunde: Die deutschen Dressurrei­terinnen Helen Langehanen­berg, Dorothee Schneider, Isabell Werth und Jessica von Bredowwern­dl (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany