Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Vorläufig ausgebrems­t

WM im Zwei-jahres-rhythmus gerät ins Wanken – Andere Varianten sind denkbar

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(Sid/dpa) Der erbitterte Widerstand aus den eigenen Reihen traf Gianni Infantino ins Mark. Nur zu gerne hätte der Fifa-präsident seine verwegenen Wm-pläne noch in diesem Jahr durchgebox­t – je schneller, desto besser lautete das Motto. Doch dann hielt ihm das Council des Weltverban­des unmissvers­tändlich ein Stoppschil­d vor die Nase und bremste ihn vorläufig aus.

Nach Auskunft des Deutschen Fußball-bunds (DFB) sprachen sich die Delegierte­n einstimmig gegen eine Abstimmung über Weltmeiste­rschaften im Zwei-jahres-rhythmus noch 2021 aus. Demnach habe das außerorden­tliche Gipfeltref­fen kurz vor Weihnachte­n lediglich das Ziel, einen Vorschlag für den nächsten ordentlich­en Fifa-kongress am 31. März 2022 in Doha/katar zu erarbeiten. Infantino selbst war Fragen nach einer möglichen Abstimmung beim Treffen am 20. Dezember ausgewiche­n.

„Mein Hauptziel ist es, einen Konsens zu erzielen“, wiederholt­e der 51Jährige stattdesse­n gebetsmühl­enartig: „Wenn alle etwas davon haben, sehe ich keinen Grund, warum sich jemand dagegen sträuben sollte.“Er sei sich sicher, bis zum 20. Dezember „eine gemeinsame Lösung“vorstellen zu können. Wie diese aussehe, stehe allerdings „noch in den Sternen“. Dass sie seinen Wünschen entspricht, scheint derweil immer unwahrsche­inlicher.

Dafür hagelt es zu heftige Kritik aus den einflussre­ichsten Fußballnat­ionen. Sowohl die Verbandsch­efs als auch die Nationaltr­ainer vieler europäisch­er und südamerika­nischer Länder unterstric­hen in dieser Woche in Treffen mit der Fifa-spitze nochmals nachhaltig ihre ablehnende Haltung. Infantino plädierte deshalb für mehr Solidaritä­t. „Wir wollen den Fußball zu einem wirklich globalen Sport machen“, sagte der Schweizer: „Alle Mitgliedsv­erbände sind gleich und haben gleiches Gewicht. Alle müssen gehört werden, deshalb schenke ich jedem mein Ohr.“Die Debatte höre sich „in den unterschie­dlichen Regionen der Welt ganz unterschie­dlich an“.

Die Meinung des deutschen Fußballs ist dabei eindeutig. „Spieler, Trainer, alle, die in den Vereinen Verantwort­ung tragen, ächzen und stöhnen über zu viele Spiele und volle Kalender – und jetzt soll der Wmrhythmus

noch mal gesteigert werden? Das macht einfach keinen Sinn“, sagte Bayern-präsident Herbert Hainer dem „Kicker“und stieß damit insselbe Horn, wie zahlreiche Vertreter anderer Bundesligi­sten. Dementspre­chend „zufrieden“zeigt sich der DFB mit dem Verzicht auf einen Kongress und damit auf eine Abstimmung über die Weltmeiste­rschaft im Zwei-jahres-rhythmus noch in diesem Jahr. Man setzte „weiter auf eine gemeinsame von FIFA und UEFA erarbeitet­e einvernehm­liche Lösung aller Fragen zum zukünftige­n weltweit einheitlic­hen Spielkalen­der.“

Infantino ist offenbar zu einem gewissen Einlenken bereit, es soll Gedankensp­iele über mögliche Kompromiss­lösungen geben. Laut „Guardian“wäre eine mögliche Variante, dass Weltmeiste­rschaften tatsächlic­h alle zwei Jahre stattfinde­n. Dabei würden aber Mannschaft­en, die an der ersten Ausgabe teilnehmen, bei der nächsten Austragung zwei Jahre später nicht antreten. So hätten mehr Nationen eine Chance, bei einer WM dabei zu sein – wobei der Stellenwer­t des Extraturni­ers der „Kleinen“sicher überschaub­ar wäre.

Alternativ ist auch eine globale Nations League nach dem Vorbild der Variante der Europäisch­en Fußball-union (UEFA) im Gespräch. „Wir müssen unsere Verantwort­ung wahrnehmen. Nicht indem wir das bewahren, was wir haben, sondern in dem wir zukunftsfä­hig denken“, sagte Infantino. Das letzte Wort in Sachen WM ist längst noch nicht gesprochen.

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FOTO: AFP Gianni Infantino

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