Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Der Fußballlehrer als Philosoph
Dass es unter den Fußballlehrern vor Philosophen nur so wimmelt, wissen wir nicht erst seit Sepp Herberger. Dieser etwas spröde Trainer erklärte den Fußballsport allein mit fünf Worten, als er sagte: „Das Runde muss ins Eckige.“Damit ist bis heute alles Grundsätzliche zum Thema gesagt. Denn nur unter Beherzigung der Herberger’schen Formel kann es ein gewonnenes Spiel überhaupt geben. Alles andere wäre ein Patt, über das niemand so richtig glücklich ist.
Und obwohl Sepp Herbergers Worte etwas Endgültiges haben, befleißigen sich heute noch immer jede Menge andere Trainer und solche, die sich dafür halten, irgendwelcher Sprüche, die mal mehr, mal weniger zum Erkenntnisgewinn beitragen. Aktuell ist Steffen Baumgart als Coach des 1. FC Köln für einen Spruch ausgezeichnet worden. Er lautet: „Ein Spiel ist erst zu Ende, wenn der Schiedsrichter pfeift und ich nicht mehr brülle.“Im Gegensatz zu Herberger, dessen poetische Worte den Fußball im Allgemeinen definierten, definiert Baumgarts Lyrik den Endpunkt eines Matches im Besonderen.
Weit abgeschlagen unter den Nominierten rangiert übrigens völlig zu Recht dieser Satz von Horst Hrubesch: „Fußball macht nur dann Spaß, wenn du auch Spaß dran hast.“Damit hat das ehemals als „Kopfballungeheuer“berühmt gewordene Rasengenie vermutlich unbeabsichtigt bewiesen, dass unter Trainern doch nicht alles linguistisches Gold ist, was glänzt. Er antwortet mit seinem Satz gewissermaßen auf eine Frage, die niemand gestellt hat. Sepp Herberger wäre sowas nie passiert. (nyf)