Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Verbände fordern Stärkung des Eu-binnenmark­ts

- Von Tobias Faißt

(AFP) - In einer gemeinsame­n Erklärung haben Arbeitgebe­rverbände aus Deutschlan­d, Polen und Frankreich die Europäisch­e Union zu einer Stärkung des europäisch­en Binnenmark­tes aufgerufen. Dazu seien Klimaschut­zmaßnahmen nötig – die aber „Hand in Hand mit unserer industriel­len Wettbewerb­sfähigkeit gehen“müssten, heißt es in der vom Bundesverb­and der Deutschen Industrie (BDI), dem französisc­hen Arbeitgebe­rverband Medef und dem polnischen Pendant Lewiatan unterzeich­neten Erklärung.

Die deutschen, französisc­hen und polnischen Unternehme­n stünden hinter dem Kampf gegen die globale Erderwärmu­ng, heißt es in der Erklärung. Es müsse jedoch Klarheit darüber herrschen, mit welchen Herausford­erungen und Kosten die grüne Wende einhergehe.

Zu den „wesentlich­en Vorbedingu­ngen“für eine erfolgreic­he Wende gehören laut den Verbänden „verlässlic­he Maßnahmen zur Verlagerun­g von CO Fortschrit­te in der globalen Co2-preisgesta­ltung und ausreichen­de Mengen an erneuerbar­en Energien zu wettbewerb­sfähigen Preisen“. Mit Blick auf die Einführung einer Co2-grenzsteue­r forderten die Verbände, dass diese „im Einklang mit den Wtoregeln“stehen und „sektoral und schrittwei­se“erfolgen müsse.

Investitio­nen in „alle kohlefreie­n Energien“müssten zudem in die Taxonomie integriert werden, heißt es in der Erklärung.

- Als Siegfried Rehm 1952 eine Lehre zum Werkzeugma­cher bei Maybach-motorenbau in Friedrichs­hafen beginnt, ist er 15 Jahre alt. Die Arbeit beginnt stets mit einer Kontrolle durch seinen Vorgesetzt­en: Ein gepflegter Arbeitsanz­ug mit frischem Taschentuc­h in der Jackentasc­he, gekürzte Fingernäge­l, eine schnittige Frisur und geputzte Schuhe sind Pflicht. „Diese Regel hat die Maybachmot­orenbau damals für alle Lehrlinge aufgestell­t, auch die Eltern wurden in einem Brief darüber informiert“, erzählt der Rentner. „Bei Maybach haben wir Tugenden wie Pünktlichk­eit, Sauberkeit oder Fleiß gelebt“, sagt der 84Jährige stolz. Und dabei gelernt, wie wichtig ein gepflegtes Aussehen ist.

Ein Aussehen, das zum Image der Produkte passt, für das Rehms früheres Unternehme­n heute noch steht: Luxusautos der Marke Maybach. Dabei machen Automobile nur einen kleinen Teil der Unternehme­nsgeschich­te von Maybach-motorenbau aus. Der Daimler-konzern, dem die Luxusmarke Mercedes-maybach heute gehört, hat mit der Konstrukti­on der ersten Maybach-automobile wenig zu tun. Es ist Karl Maybach, der Sohn Wilhelm Maybachs, der in Stuttgart eng mit Gottlieb Daimler zusammenar­beitet, der das erste Serienfahr­zeug mit dem glamouröse­n Namen in Friedrichs­hafen entwirft. Vor 100 Jahren wird der Maybach W3 auf der Berliner Automobila­usstellung im September und Oktober 1921 vorgestell­t.

Begonnen hat die Geschichte der Luxusautos aber schon früher: Karls Vater Wilhelm Maybach und Graf Zeppelin gründeten 1909 in Bissingen das Unternehme­n Luftfahrze­ug-motorenbau. Karl Maybach entwickelt­e dort als technische­r Leiter hochwertig­e und brandsiche­re Motoren für Zeppeline. Schon 1912 wird das Unternehme­n in Maybach-motorenbau umbenannt, und Karl zieht damit nach Friedrichs­hafen in die Nähe des größten Abnehmers, dem Luftschiff­hersteller des Grafen Zeppelin.

Automobile produziert das Unternehme­n beginnend mit dem W3 bis zum Modell SW42 im Jahr 1941 nur 20 Jahre. Das Kerngeschä­ft sind Motoren – für Zeppeline, Flugzeuge oder Hochgeschw­indigkeits­züge. Nach dem Tod Karl Maybachs übernimmt Daimlerben­z 1960 die Firma, und der Name wird 1966 mit Maybach Mercedesbe­nz Motorenbau deutlich länger. Drei Jahre später führen Daimler und MAN ihr Motorenges­chäft zusammen. Sie gründen zwei unabhängig­e Unternehme­n namens MTU in München und in Friedrichs­hafen. Die Abkürzung MTU ist bis heute die Kernmarke des aktuellen Nachfolgeu­nternehmen­s Rolls-royce Power Systems.

Maybach steht damals wie heute für Luxus. Auch deshalb gehörten die Automobile zum Teuersten vom Teuersten. „Ein Einfamilie­nhaus in der Siedlung Löwental hat zu dieser Zeit rund 8000 Reichsmark gekostet, ein Maybach zwischen 20 000 und 36 000 Reichsmark“, sagt Siegfried Rehm.

Rehm ist Experte für die Geschichte des Unternehme­ns, nicht nur weil der 84-Jährige bis zu seinem Renteneint­ritt

1997 nie für eine andere Firma gearbeitet hat, sondern auch weil er für den Namen Maybach und dessen Geschichte brennt. „Friedrichs­hafen hat Maybach-motorenbau sehr viel zu verdanken“, sagt Rehm, der 2015 den Freundeskr­eis Maybach-museum gegründet hat.

Der Freundeskr­eis fördert ein Maybach-museum, das sich die Tochter von Karl Maybach, Irmgard Schmidmayb­ach, die am 16. Oktober ihren 98. Geburtstag feierte, in Friedrichs­hafen wünscht. „Sie hätte gerne, dass ihr Vater und Großvater geehrt werden“, sagt Rehm, der mit den in San Francisco

lebenden Maybachmen Nachkommen

in Kontakt steht.

Zwischen der Stadt und der Maybach-stiftung bestand bis April diesen Jahres eine entspreche­nde Vereinbaru­ng, dass in einem erweiterte­n Zeppelin-museum eine eigene Maybach-abteilung eingericht­et werden soll. Der Gemeindera­t hat die Absichtser­klärung

jedoch einseitig aufgekündi­gt. „Die Gespräche mit der Stadt liegen derzeit auf Eis. Irmgard Schmid-maybach weiß jedoch, dass das Museum kommen wird, ob sie es noch miterlebt, ist die andere Frage“, sagt der Initiator des Freundeskr­eises. „Wenn es der liebe Gott im Oberschwäb­ischen will, wird sie aber auch 110 Jahre alt.“

Finanziell­e Gründe sind laut Rehm der Grund für die Gemeindera­tsentschei­dung gewesen. In einer Stellungna­hme des Zeppelin-museums, das der Gemeindera­t zur Entscheidu­ngsfindung hinzugezog­en hat, werden weitere Gründe deutlich. „Das vorliegend­e Konzept der Maybach-stiftung hält weder wissenscha­ftlichen noch heutigen musealen Ansprüchen stand. Angesichts der thematisch­en Gewichtung vermittelt das Konzept eher den Eindruck eines Marketingp­rojekts für die Maybach-modellreih­e bei Mercedes“, heißt es in dem von Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelinmu­seums, und dem stellvertr­etenden Direktor Jürgen Bleibler unterschri­ebenen Dokument.

Daimler produziert seit 2002 mit einer kurzen Unterbrech­ung wieder Luxusautos mit dem Namen Maybach. Anfang 2022 soll die „Edition 100“von Mercedes-maybach erscheinen, die an das 100. Jubiläum des W3 erinnern soll. „Maybach steht für uns bei Mercedes für gehobenen Luxus für Kunden, die etwas ganz Besonderes suchen“, sagte Philipp Schiemer, Geschäftsf­ührer von Mercedes-amg, der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Philosophi­e des Gründers war, das Beste vom Besten herzustell­en. Das ist und bleibt auch in Zukunft unser Anspruch.“

Auch wenn Daimler mit den ersten Maybach-automobile­n nicht direkt in Verbindung stand, spielt der Name Maybach in der Geschichte des Konzerns eine wichtige Rolle. Bis zum Tod Gottlieb Daimlers arbeitete Wilhelm Maybach in Stuttgart stets an seiner Seite und auch danach konstruier­te er für sein Unternehme­n weitere Fahrzeuge. Unter anderem den Rennwagen für den österreich­isch-ungarische­n Geschäftsm­ann Emil Jellinek, der damit die Rennwoche von Nizza 1901 dominierte. Das Fahrzeug wird weltbekann­t unter dem Namen von Jellineks Tochter Mercédès.

„Die Franzosen bezeichnet­en ihn danach als König der Konstrukte­ure“, sagt Siegfried Rehm über Wilhelm Maybach. Seine Automobilp­ionierarbe­it hat auch Karl beeinfluss­t. „Er ging bei seinem Vater in die Lehre und auch während seiner Zeit in Friedrichs­hafen gab es bis zum Tod von Wilhelm Maybach 1929 einen regen Briefausta­usch zwischen den beiden“, erläutert er.

Rehm gehört zu den wenigen Menschen, die Karl Maybach noch persönlich kannten. „Er ist regelmäßig durch die Produktion gegangen, um nach seinen Mitarbeite­rn und nach dem Rechten zu sehen“, erinnert sich der 84-Jährige. Etwa zehnmal saß Rehm in einem echten Maybach-automobil. In einem Automuseum in Schramberg hatte er sogar die Möglichkei­t, in seinem Lieblingsw­agen, einem Maybach „Zeppelin“, auf dem Fahrersitz Platz nehmen zu dürfen. „Der Zeppelin gehörte zu der internatio­nalen Sonderklas­se und ist mit technische­n Besonderhe­iten ausgestatt­et, die Anfang der 1930er-jahre zukunftswe­isend waren“, schwärmt Rehm. Ein Zwölfzylin­dermotor mit 200 PS sorgt für technische Leistungsf­ähigkeit. Die maßgeschne­iderte Karosserie der Ravensburg­er Firma Spohn verleiht dem viertürige­n Cabriolet das Aussehen, wofür die Luxusmarke Maybach bis heute steht.

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