Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Verbände fordern Stärkung des Eu-binnenmarkts
(AFP) - In einer gemeinsamen Erklärung haben Arbeitgeberverbände aus Deutschland, Polen und Frankreich die Europäische Union zu einer Stärkung des europäischen Binnenmarktes aufgerufen. Dazu seien Klimaschutzmaßnahmen nötig – die aber „Hand in Hand mit unserer industriellen Wettbewerbsfähigkeit gehen“müssten, heißt es in der vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem französischen Arbeitgeberverband Medef und dem polnischen Pendant Lewiatan unterzeichneten Erklärung.
Die deutschen, französischen und polnischen Unternehmen stünden hinter dem Kampf gegen die globale Erderwärmung, heißt es in der Erklärung. Es müsse jedoch Klarheit darüber herrschen, mit welchen Herausforderungen und Kosten die grüne Wende einhergehe.
Zu den „wesentlichen Vorbedingungen“für eine erfolgreiche Wende gehören laut den Verbänden „verlässliche Maßnahmen zur Verlagerung von CO Fortschritte in der globalen Co2-preisgestaltung und ausreichende Mengen an erneuerbaren Energien zu wettbewerbsfähigen Preisen“. Mit Blick auf die Einführung einer Co2-grenzsteuer forderten die Verbände, dass diese „im Einklang mit den Wtoregeln“stehen und „sektoral und schrittweise“erfolgen müsse.
Investitionen in „alle kohlefreien Energien“müssten zudem in die Taxonomie integriert werden, heißt es in der Erklärung.
- Als Siegfried Rehm 1952 eine Lehre zum Werkzeugmacher bei Maybach-motorenbau in Friedrichshafen beginnt, ist er 15 Jahre alt. Die Arbeit beginnt stets mit einer Kontrolle durch seinen Vorgesetzten: Ein gepflegter Arbeitsanzug mit frischem Taschentuch in der Jackentasche, gekürzte Fingernägel, eine schnittige Frisur und geputzte Schuhe sind Pflicht. „Diese Regel hat die Maybachmotorenbau damals für alle Lehrlinge aufgestellt, auch die Eltern wurden in einem Brief darüber informiert“, erzählt der Rentner. „Bei Maybach haben wir Tugenden wie Pünktlichkeit, Sauberkeit oder Fleiß gelebt“, sagt der 84Jährige stolz. Und dabei gelernt, wie wichtig ein gepflegtes Aussehen ist.
Ein Aussehen, das zum Image der Produkte passt, für das Rehms früheres Unternehmen heute noch steht: Luxusautos der Marke Maybach. Dabei machen Automobile nur einen kleinen Teil der Unternehmensgeschichte von Maybach-motorenbau aus. Der Daimler-konzern, dem die Luxusmarke Mercedes-maybach heute gehört, hat mit der Konstruktion der ersten Maybach-automobile wenig zu tun. Es ist Karl Maybach, der Sohn Wilhelm Maybachs, der in Stuttgart eng mit Gottlieb Daimler zusammenarbeitet, der das erste Serienfahrzeug mit dem glamourösen Namen in Friedrichshafen entwirft. Vor 100 Jahren wird der Maybach W3 auf der Berliner Automobilausstellung im September und Oktober 1921 vorgestellt.
Begonnen hat die Geschichte der Luxusautos aber schon früher: Karls Vater Wilhelm Maybach und Graf Zeppelin gründeten 1909 in Bissingen das Unternehmen Luftfahrzeug-motorenbau. Karl Maybach entwickelte dort als technischer Leiter hochwertige und brandsichere Motoren für Zeppeline. Schon 1912 wird das Unternehmen in Maybach-motorenbau umbenannt, und Karl zieht damit nach Friedrichshafen in die Nähe des größten Abnehmers, dem Luftschiffhersteller des Grafen Zeppelin.
Automobile produziert das Unternehmen beginnend mit dem W3 bis zum Modell SW42 im Jahr 1941 nur 20 Jahre. Das Kerngeschäft sind Motoren – für Zeppeline, Flugzeuge oder Hochgeschwindigkeitszüge. Nach dem Tod Karl Maybachs übernimmt Daimlerbenz 1960 die Firma, und der Name wird 1966 mit Maybach Mercedesbenz Motorenbau deutlich länger. Drei Jahre später führen Daimler und MAN ihr Motorengeschäft zusammen. Sie gründen zwei unabhängige Unternehmen namens MTU in München und in Friedrichshafen. Die Abkürzung MTU ist bis heute die Kernmarke des aktuellen Nachfolgeunternehmens Rolls-royce Power Systems.
Maybach steht damals wie heute für Luxus. Auch deshalb gehörten die Automobile zum Teuersten vom Teuersten. „Ein Einfamilienhaus in der Siedlung Löwental hat zu dieser Zeit rund 8000 Reichsmark gekostet, ein Maybach zwischen 20 000 und 36 000 Reichsmark“, sagt Siegfried Rehm.
Rehm ist Experte für die Geschichte des Unternehmens, nicht nur weil der 84-Jährige bis zu seinem Renteneintritt
1997 nie für eine andere Firma gearbeitet hat, sondern auch weil er für den Namen Maybach und dessen Geschichte brennt. „Friedrichshafen hat Maybach-motorenbau sehr viel zu verdanken“, sagt Rehm, der 2015 den Freundeskreis Maybach-museum gegründet hat.
Der Freundeskreis fördert ein Maybach-museum, das sich die Tochter von Karl Maybach, Irmgard Schmidmaybach, die am 16. Oktober ihren 98. Geburtstag feierte, in Friedrichshafen wünscht. „Sie hätte gerne, dass ihr Vater und Großvater geehrt werden“, sagt Rehm, der mit den in San Francisco
lebenden Maybachmen Nachkommen
in Kontakt steht.
Zwischen der Stadt und der Maybach-stiftung bestand bis April diesen Jahres eine entsprechende Vereinbarung, dass in einem erweiterten Zeppelin-museum eine eigene Maybach-abteilung eingerichtet werden soll. Der Gemeinderat hat die Absichtserklärung
jedoch einseitig aufgekündigt. „Die Gespräche mit der Stadt liegen derzeit auf Eis. Irmgard Schmid-maybach weiß jedoch, dass das Museum kommen wird, ob sie es noch miterlebt, ist die andere Frage“, sagt der Initiator des Freundeskreises. „Wenn es der liebe Gott im Oberschwäbischen will, wird sie aber auch 110 Jahre alt.“
Finanzielle Gründe sind laut Rehm der Grund für die Gemeinderatsentscheidung gewesen. In einer Stellungnahme des Zeppelin-museums, das der Gemeinderat zur Entscheidungsfindung hinzugezogen hat, werden weitere Gründe deutlich. „Das vorliegende Konzept der Maybach-stiftung hält weder wissenschaftlichen noch heutigen musealen Ansprüchen stand. Angesichts der thematischen Gewichtung vermittelt das Konzept eher den Eindruck eines Marketingprojekts für die Maybach-modellreihe bei Mercedes“, heißt es in dem von Claudia Emmert, Direktorin des Zeppelinmuseums, und dem stellvertretenden Direktor Jürgen Bleibler unterschriebenen Dokument.
Daimler produziert seit 2002 mit einer kurzen Unterbrechung wieder Luxusautos mit dem Namen Maybach. Anfang 2022 soll die „Edition 100“von Mercedes-maybach erscheinen, die an das 100. Jubiläum des W3 erinnern soll. „Maybach steht für uns bei Mercedes für gehobenen Luxus für Kunden, die etwas ganz Besonderes suchen“, sagte Philipp Schiemer, Geschäftsführer von Mercedes-amg, der „Schwäbischen Zeitung“. „Die Philosophie des Gründers war, das Beste vom Besten herzustellen. Das ist und bleibt auch in Zukunft unser Anspruch.“
Auch wenn Daimler mit den ersten Maybach-automobilen nicht direkt in Verbindung stand, spielt der Name Maybach in der Geschichte des Konzerns eine wichtige Rolle. Bis zum Tod Gottlieb Daimlers arbeitete Wilhelm Maybach in Stuttgart stets an seiner Seite und auch danach konstruierte er für sein Unternehmen weitere Fahrzeuge. Unter anderem den Rennwagen für den österreichisch-ungarischen Geschäftsmann Emil Jellinek, der damit die Rennwoche von Nizza 1901 dominierte. Das Fahrzeug wird weltbekannt unter dem Namen von Jellineks Tochter Mercédès.
„Die Franzosen bezeichneten ihn danach als König der Konstrukteure“, sagt Siegfried Rehm über Wilhelm Maybach. Seine Automobilpionierarbeit hat auch Karl beeinflusst. „Er ging bei seinem Vater in die Lehre und auch während seiner Zeit in Friedrichshafen gab es bis zum Tod von Wilhelm Maybach 1929 einen regen Briefaustausch zwischen den beiden“, erläutert er.
Rehm gehört zu den wenigen Menschen, die Karl Maybach noch persönlich kannten. „Er ist regelmäßig durch die Produktion gegangen, um nach seinen Mitarbeitern und nach dem Rechten zu sehen“, erinnert sich der 84-Jährige. Etwa zehnmal saß Rehm in einem echten Maybach-automobil. In einem Automuseum in Schramberg hatte er sogar die Möglichkeit, in seinem Lieblingswagen, einem Maybach „Zeppelin“, auf dem Fahrersitz Platz nehmen zu dürfen. „Der Zeppelin gehörte zu der internationalen Sonderklasse und ist mit technischen Besonderheiten ausgestattet, die Anfang der 1930er-jahre zukunftsweisend waren“, schwärmt Rehm. Ein Zwölfzylindermotor mit 200 PS sorgt für technische Leistungsfähigkeit. Die maßgeschneiderte Karosserie der Ravensburger Firma Spohn verleiht dem viertürigen Cabriolet das Aussehen, wofür die Luxusmarke Maybach bis heute steht.