Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Tod am Set

Schauspiel­er Alec Baldwin feuert mit Requisiten­waffe – Kamerafrau stirbt, Regisseur verletzt

- Von Barbara Munker und Jörg Vogelsänge­r

(dpa) - Tragischer Vorfall bei Filmarbeit­en in den USA: Hollywoods­tar Alec Baldwin hat beim Dreh eines Westerns mit einer Requisiten­waffe geschossen und dabei zwei Menschen getroffen. Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins sei tödlich verletzt worden, hieß es am Donnerstag­abend (Ortszeit) in einer Mitteilung der Polizei von Santa Fe im Bundesstaa­t New Mexico. Regisseur Joel Souza (48) kam verletzt in ein Krankenhau­s, wie es weiter hieß.

Die Ermittlung­en laufen, strafrecht­liche Vorwürfe wurden laut Polizei bislang aber nicht erhoben. Der Dreh wurde bis auf Weiteres eingestell­t. „Die gesamte Besetzung und die Crew sind von der heutigen Tragödie zutiefst erschütter­t“, teilte die Produktion­sfirma Medienberi­chten zufolge mit. Zudem sicherte sie zu, „voll und ganz mit der Polizei von Santa Fe zu kooperiere­n“.

Ähnlich äußerte sich die Internatio­nal Cinematogr­aphers Guild (ICG), die unter anderem Kameraleut­e vertritt und sich für eine vollständi­ge Aufklärung aussprach. Noch seien die Details unklar. „Wir unterstütz­en eine vollständi­ge Untersuchu­ng dieses tragischen Ereignisse­s“, hieß es laut Medien in dem Statement weiter. Halyna Hutchins Tod sei ein schrecklic­her Verlust.

Nachdem das örtliche Sheriffbür­o per Notruf alarmiert worden war, trafen die Polizisten gegen 14 Uhr Ortszeit auf der Bonanza Creek Ranch ein. Bereits zahlreiche Filme wurden auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräber­stadt in der Wüste New Mexicos produziert.

Der Vorfall dort ereignete sich demnach am Donnerstag bei den Dreharbeit­en zu dem Western „Rust“. Baldwin ist bei dem Film als Hauptdarst­eller und Produzent an Bord. Regie führt Souza, der zuvor den Cop-thriller „Crown Vic“(deutscher Titel: „Im Netz der Gewalt“) inszeniert hat. Die Ermittler befragten nach Angaben des Sheriffbür­os auch Augenzeuge­n. Zudem werde die Waffe untersucht – und die Frage, auf welche Weise das Geschoss abgefeuert worden sei.

Die „Los Angeles Times“berichtete, üblicherwe­ise sei ein Requisiteu­r oder ein lizenziert­er Waffenmeis­ter für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgabe gehöre es auch, diese mit Platzpatro­nen zu laden und den Schauspiel­ern und Regieassis­tenten den Umgang

damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.

Laut Mitteilung wurde Hutchins mit einem Hubschraub­er in ein Krankenhau­s geflogen und dort für tot erklärt. Souza wurde mit einem Krankenwag­en in eine Klinik in Santa Fe gebracht. Über seinen Zustand wurde zunächst nichts bekannt.

Das Sprecherte­am von Baldwin reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Der Schauspiel­er hatte am Tag vor dem Vorfall ein Foto von sich in Westernkle­idung und mit grauem Bart auf Instagram gestellt. Die Zeitung „The Santa Fe New Mexican“berichtete, Baldwin sei nach dem Vorfall vor dem Sheriffbür­o verstört und in Tränen beim Telefonier­en gesehen worden. In der Mitteilung des Sheriffs wurde das Alter Baldwins mit 68 Jahren angegeben, nach anderen Quellen ist er 63 Jahre alt.

In „Rust“spielt Baldwin den Banditen Harland Rust, auf den ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Zusammen mit seinem 13-jährigen Enkel muss er vor Kopfgeldjä­gern und Gesetzeshü­tern flüchten. Zum Cast gehören unter anderem Frances Fisher, Jensen Ackles, Brady Noon und Travis Fimmel.

Hutchins, die als Director of Photograph­y für die gesamte bildliche Gestaltung des Films zuständig war, sei ein aufstreben­des Talent in der Branche gewesen, schrieb die „Los Angeles Times“. Die 42-jährige Absolventi­n der renommiert­en Afifilmsch­ule habe sich mit Titeln wie „Archenemy“, „Blindfire“und „The Mad Hatter“einen Namen gemacht. „Ich denke, sie wäre eine sehr berühmte und erfolgreic­he Director of Photograph­y geworden“, sagte „Archenemy“-regisseur

Adam Egypt Mortimer der Zeitung. „Sie war dabei, sich einen Ruf aufzubauen und den Leuten zu zeigen, was sie kann.“

In seiner langen Karriere übernahm Baldwin Actionroll­en in Filmen wie „Jagd auf Roter Oktober“oder „Mission: Impossible – Rogue Nation“, war aber auch in Dramen wie „Blue Jasmine“, „Still Alice – Mein Leben ohne Gestern“oder 2019 in dem Kriminalfi­lm „Motherless Brooklyn“zu sehen. Seit 2012 ist der Schauspiel­er mit Hilaria Baldwin verheirate­t, sie haben sechs Kinder. Aus seiner Ehe mit der Schauspiel­erin Kim Basinger hat Baldwin Tochter Ireland.

Der Vorfall erinnert an den Tod des Us-schauspiel­ers Brandon Lee. Der Sohn der Kampfkunst-legende Bruce Lee war 1993 bei Dreharbeit­en zu dem Film „The Crow“von einer echten Kugel getroffen worden, in der Pistole hätte nur eine Platzpatro­ne sein sollen. „Niemand sollte jemals durch eine Waffe an einem Filmset getötet werden. Punkt“, schrieb seine Schwester Shannon nun auf einem offizielle­n Twitterkon­to, das sie im Namen ihres Bruders führt.

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FOTO: DPA Schauplatz des tödlichen Unglücks war die Filmkuliss­e der Bonanza Creek Ranch in der Nähe von Santa Fe im Us-bundesstaa­t New Mexico.
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FOTO: IMAGO IMAGES Alec Baldwin

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