Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Sigmaringe­n hat zweithöchs­te Inzidenz

Gesundheit­samt sieht Ursache in niedriger Impfquote – Vor allem Kinder infiziert

- Von Johannes Böhler

- Nach Informatio­nen Landesgesu­ndheitsamt­s hat der Kreis Sigmaringe­n am Freitag mit 245,1 die aktuell zweithöchs­te 7-Tage-inzidenz in Baden-württember­g. Den höchsten Wert weist der Landkreis Heidenheim 245,5 auf. 421 Menschen aus dem Kreis Sigmaringe­n sind aktuell mit Corona infiziert, vier von ihnen liegen auf der Intensivst­ation im Sigmaringe­r Krankenhau­s.

„Bis Ende September lag der Kreis ungefähr im Landesmitt­el, seither infizierte­n sich bei uns mehr Menschen als im Landesschn­itt“, sagt Dr. Ulrike Hart, stellvertr­etende Leiterin des Gesundheit­samts. Worin die Ursache dafür liege, könne sie nicht mit Sicherheit sagen. „Wir konnten kein einzelnes großes Infektions­ereignis als Stein des Anstoßes fest machen“, sagt Hart. Vielmehr verteile sich das Infektions­geschehen gleichmäßi­g über den Landkreis.

Einen Grund dafür sieht die Medizineri­n in der im Bundes- und Landesverg­leich niedrigen Impfquote im Kreis Sigmaringe­n. Laut Hart liegt die

Quote vollständi­g Geimpfter im Kreis derzeit bei nur 57,9 Prozent, im Land Baden-württember­g bei 61,6 Prozent, in Deutschlan­d bei 65,9 Prozent. „Auch in anderen Kreisen, in denen die Impfquote niedrig ist, sind die Infektions­zahlen eher hoch“, erklärt Hart. 85 Prozent der aktuell wegen Covid-19 hospitalis­ierten Patienten in Baden-württember­g seien ungeimpft oder unvollstän­dig geimpft, im Kreis Sigmaringe­n seien es innerhalb der letzten zehn Tage 67 Prozent gewesen.

Größere Ausbruchsg­eschehen in Betrieben gebe es aktuell keine. „Zwar haben wir in den letzten sieben Tagen in 49 Betrieben positive Fälle festgestel­lt, bei den allermeist­en gehen wir jedoch davon aus, dass sich die Menschen außerhalb des Arbeitspla­tzes angesteckt haben“, sagt Hart. Die Betriebe hätten inzwischen wirklich gute Test-und Hygienekon­zepte.

Einen Schwerpunk­t des Infektions­geschehens macht die stellvertr­etende Leiterin des Gesundheit­samts in Schulen und Kindergärt­en aus. „Im gesamten Landkreis haben wir in der vergangene­n Woche an 50 Schulen und 16 Kindergärt­en infizierte Kinder aufgespürt“, sagt sie. Insbesonde­re Kinder in der Altersgrup­pe zwischen zehn und 14 Jahren sind unter den Corona-infizierte­n im Kreis momentan stark überrepräs­entiert: 50 von 402 Infektione­n der vergangene­n zehn Tage gehen auf diese Alterskoho­rte zurück. „Durch die entfallene Maskenpfli­cht rechnen wir mit noch mehr Infektione­n in den Schulen in den kommenden Wochen“, sagt Hart. „Ob es tatsächlic­h so kommt, können wir aber erst in gut zwei Wochen beobachten.“

 ?? FOTO: RONALD BONSS/DPA ?? Die Auslastung der Intensivka­pazitäten im Land steigt stark an. In Kürze könnte Baden-württember­g die Warnstufe erreichen.
FOTO: RONALD BONSS/DPA Die Auslastung der Intensivka­pazitäten im Land steigt stark an. In Kürze könnte Baden-württember­g die Warnstufe erreichen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany