Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dem Projekt Ärztehaus auf dem Klinikgelände droht das Aus
Realisierung des Laupheimer Gesundheitszentrums bleibt mühsam – Vorerst eingeschränkte Bettenkapazitäten
(sz/ry) - Die Realisierung eines Gesundheitszentrums am Bronner Berg in Laupheim mit Geriatrischer Reha und Innerer Medizin, Pflegeheim und Ärztehaus kommt weiter nur mühsam oder gar nicht voran. Neue Schwierigkeiten sind aufgetaucht. Das geht aus dem Vorbericht der Kreisverwaltung für die Sitzung des Biberacher Kreistags am 29. Oktober in Burgrieden hervor.
Das „Zentrum für Älterenmedizin“mit den Fachbereichen Geriatrische Reha und Innere hat zwar zum 1. Oktober den Betrieb im Bestandsgebäude des Laupheimer Krankenhauses aufgenommen, allerdings zunächst unter dem Dach der Sana Kliniken Landkreis Biberach Gmbh (SLB) und nicht in Trägerschaft der eigens für diesen Zweck gegründeten Zentrum für Älterenmedizin im Landkreis Biberach Gmbh (ZÄLB). Die dafür erforderlichen krankenhausplanerischen Genehmigungen des badenwürttembergischen Sozialministeriums liegen laut Kreisverwaltung noch nicht vor.
Wegen der eingeschränkten räumlichen Situation im Bestandsgebäude stehen zunächst nur 22 stationäre internistische Betten bereit; vorgesehen sind 30. Bei der Geriatrischen Reha sind es 34 von 50 Betten. Für die multimodale Schmerztherapie sind acht Betten eingeplant. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen – Ertüchtigung der Nasszellen, Maler- und Belagsarbeiten, Vergrößerung von Räumen
– werden zurzeit umgesetzt. Die Kosten betragen rund 250 000 Euro; davon übernimmt der Landkreis 160 000 Euro.
Sana hat prüfen lassen, ob es Sinn ergibt, das Bestandsgebäude für eine Weiternutzung zu sanieren. Das Resultat laut Kreisverwaltung: „Während die Sanierung des Klinikgebäudes grundsätzlich möglich ist, scheidet eine Sanierung des Behandlungsbaus aufgrund des Gebäudezustands aus.“Eine abschnittweise Sanierung im laufenden Betrieb würde sich über Jahre erstrecken und Patienten und Personal in hohem Maß belasten, so die Ansage; außerdem stünde „nur eine stark reduzierte Bettenzahl zur Verfügung, was sich deutlich auf die Wirtschaftlichkeit der Einrichtung auswirken würde“. Fazit: „Auf der Grundlage einer Kostenschätzung ist aktuell davon auszugehen, dass eine Sanierung gegenüber einem Neubau zu keinen Kosteneinsparungen führt.“
Die Neubaupläne indes haben einen herben Dämpfer erlitten. Nach dem Rückzug der St.-elisabeth-stiftung, die unter einem Dach mit geriatrischer Reha und der Inneren ein Pflegeheim mit 45 Betten realisieren und in einem zweiten, eigenständigen Baukörper betreutes Wohnen anbieten wollte, muss das Bauvorhaben neu geplant werden. In der überarbeiteten Konzeption geht Sana von deutlich gestiegenen Investitionskosten im Vergleich zur bisherigen Planung aus, auch wegen Baukostensteigerungen und bisher nicht berücksichtigten Bereichen wie Physiotherapie.
Stand jetzt ist: Die Gesellschafter der ZÄLB haben Investitionszuschüsse in Höhe von insgesamt 13,35 Millionen Euro vereinbart. Der Landkreis will 8,5 Millionen Euro einbringen, die SLB 3,5 Millionen, die Stadt Laupheim 1,35 Millionen.
Fragil erscheint die Wirtschaftlichkeit des neuen „Zentrums für Älterenmedizin“. Laut einer 2018 vorgelegten betriebswirtschaftlichen Kalkulation sei es rechnerisch möglich gewesen, einen kostendeckenden Betrieb in Laupheim darzustellen, heißt es im Bericht der Kreisverwaltung. Die veränderten Rahmenbedingungen machten nun aber eine Neubewertung der anstehenden Investitionen erforderlich. „Erschwerend ist festzustellen, dass eine Förderung durch das Land immer noch nicht gesichert ist.“Während der Übergangsphase stehe aufgrund der derzeitigen Gebäudestruktur nur eine reduzierte Bettenzahl zur Verfügung (siehe oben), was sich negativ auf das Betriebsergebnis auswirke. Erst mit der Inbetriebnahme eines Neubaus beziehungsweise der Sanierung, gegebenenfalls mit Anbau, würden alle 80 Betten bereitstehen.
Der Kalkulation von Sana zufolge werden in der Anlaufphase Defizite – zunächst bei der SLB – auflaufen, die von den Partnern des „Zentrums für Älterenmedizin“zu tragen wären. Für 2022 weist die Planung ein Minus von rund 750 000 Euro aus, für 2023 rund 860 000 Euro. Die weitere Entwicklung hänge entscheidend von der Umsetzung baulicher Maßnahmen und einer Kapazitätsausweitung ab. Die Zälb-gesellschafter sind sich einig, dass die SLB durch die Inbetriebnahme des „Zentrums für Älterenmedizin“unter ihrem Dach finanziell nicht schlechter gestellt werden soll. Mit der Konsequenz, dass sich der Landkreis in der Aufbauphase mit 30 Prozent am voraussichtlichen Betriebskostendefizit beteiligen soll – laut Beschlussvorschlag für den Kreistag zeitlich befristet von Oktober 2021 bis Dezember 2023 mit bis zu 260 000 Euro pro Jahr.
Nach dem Ausstieg der St.-elisabeth-stiftung werden jetzt Gespräche mit Investoren geführt mit dem Ziel, eine Nachfolgelösung für das Wohnparkkonzept zu finden. Die Interessenten planen laut Kreisverwaltung mit einem eigenständigen Baukörper auf einem Grundstück, das im Eigentum des Investors steht. Ein mögliches Engagement werde an die Wirtschaftlichkeit, eine Bedarfsanalyse und die weitere Entwicklung des „Zentrums für Älterenmedizin“geknüpft.
Schlecht stehen mittlerweile offenbar die Chancen, ein Ärztehaus auf dem Krankenhausareal zu verwirklichen. Die Laupheimer Stadtverwaltung habe in mehreren Gesprächsrunden das Interesse von Allgemein- und Fachärzten ausgelotet, in ein solches Gebäude einzuziehen, berichtet die
Kreisverwaltung. Die Mehrzahl und auch die Hebammenpraxis wollten aber in den bisherigen Räumen an der Eugen-bolz-straße bleiben oder sich lieber in der unteren Mittelstraße ansiedeln. Dort hätten die Pläne eines privaten Investors für ein Ärztehaus konkrete Formen angenommen, „sodass sich ein Großteil der Ärzteschaft für diesen Standort verbindlich interessiert. Die Stadt Laupheim geht deshalb davon aus, dass sich ein eigenständiges Ärztehaus auf dem Klinikgelände nicht realisieren lässt.“
Fazit der Kreisverwaltung: Ein „Zentrum für Älterenmedizin“in Laupheim zu etablieren, sei für alle Beteiligten nach wie vor eine Herausforderung. Mit dem Ausstieg der St.-elisabeth-stiftung und den aktuellen Baupreisen sei es nicht einfacher geworden, eine solche Einrichtung auf eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage zu stellen. Der Betreiber sei gefordert, durch ein gutes Betriebskonzept und Angebot für hohe Akzeptanz bei der Kreisbevölkerung zu sorgen. „Auf der Grundlage einer guten Auslastung und Nachfrage müssen alle Möglichkeiten zur Wirtschaftlichkeitsverbesserung ausgeschöpft werden. Die Anlaufphase in den ertüchtigten Räumlichkeiten der bisherigen Klinik muss dazu genutzt werden. Die abschließende Entscheidung über (Teil-) Sanierung oder Neubau soll unter Einbeziehung aller wirtschaftlich sinnvollen Alternativen vorerst zurückgestellt werden.“