Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Impf-debatte um Kimmich zieht Kreise
Bundesregierung und Ethikrat äußern sich – Stiko-chef sieht keine Hinweise auf Spätfolgen
In der Politik wird angesichts steigender Fallzahlen und stagnierender Impfquote über das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgeschlagene Ende der Corona-notlage debattiert. Derweil reißt die Debatte um den ungeimpften Fußballprofi Joshua Kimmich nicht ab. Am Montag meldeten sich die Bundesregierung, der Ethikrat, Südwest-gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) und Stiko-chef Thomas Mertens zu Wort.
Während Kimmich am Montag unbeeindruckt beim FC Bayern in München trainierte, äußerte in Berlin Regierungssprecher Steffen Seibert die Hoffnung, dass sich der 26Jährige doch noch gegen Covid-19 immunisieren lässt. Dies könne eine „Vorbildwirkung“haben. Der Profi aus Bösingen bei Rottweil hatte am Samstag erklärt, er habe sich bislang aus Sorge vor möglichen Langzeitfolgen noch nicht impfen lassen. Hierfür hatte er viel Kritik einstecken müssen. Applaus erhielt er am Montag von Afd-fraktionschefin Alice Weidel. Die Entscheidung sei dessen Privatsache und müsse respektiert werden, sagte sie. Genau wie Seibert hofft Alena Buyx, die Chefin des Deutschen Ethikrats, dass sich der Nationalspieler noch impfen lässt. „Joshua Kimmich ist einfach ein Vorbild, zu ihm schauen Leute auf, ihm hören Millionen zu“, sagte sie bei Sky. Kimmich sei beim Thema Impfen „ganz schlecht beraten“.
Gefragt nach etwaigen Spätfolgen von Corona-impfungen sagte Thomas Mertens, der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), der „Schwäbischen Zeitung“: „Bislang gibt es darauf bei circa sieben Milliarden Impfungen weltweit keinen Hinweis. In der Wissenschaft ist man sich einig, dass spät auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung nicht vorkommen.“
Baden-württembergs Gesundheitsminister Lucha zeigte sich erstaunt über Kimmichs Haltung. „Ich habe Joshua Kimmich bis vor ein paar Tagen als sehr reflektierten Profifußballer wahrgenommen. Ich hoffe, dass er die kluge Analyse von Professor Mertens zu diesem Thema wahrnimmt und danach handelt“, sagte er der „Schwäbischen Zeitung“: „Ich appelliere auch an alle anderen Berufssportler, sich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu werden und sich impfen zu lassen.“